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Branchenbericht Polen Logistik, Speditionen
Warschau (GTAI) - Der Versand von online bestellten Waren in und über Polen wächst. Die Kurier- und Logistikfirmen investieren in ihre Kapazitäten und suchen nach innovativen Lösungen.
16.08.2018
Die Polnische Post (Poczta Polska; PP) baut ihre Logistikbasis aus. Sie bereitet sich auf eine deutliche Ausweitung insbesondere des internationalen Paketversandes vor. Noch 2017 hatte sie mit der chinesischen Post eine Vereinbarung getroffen, wonach die PP per Bahn geschickte Sendungen aus China entgegennimmt und in 32 europäische Länder weiterleitet.
Ihr Netz baut die PP so um, dass sie schließlich über eine große zentrale und drei lokale Sortierstellen sowie rund 50 kleinere Logistikbasen verfügt. Zunächst wird sie für ihren Versand- und Verteilerknotenpunkt in Zabrze für 11,6 Millionen Euro eine Sortieranlage erwerben. Diese wird bis zu 2,5 Millionen Pakete monatlich abfertigen. Im Jahr 2018 plant die PP Investitionen in Höhe von 66 Millionen Euro in ihre Infrastruktur und ihr Personal, deutlich mehr als 2017 (47 Millionen Euro) und 2016 (31 Millionen Euro).
Grenzüberschreitende Auslieferungen sind laut dem Vorsitzenden der PP, Przemyslaw Sypniewski, ein wichtiger Pfeiler in der Strategie seines Unternehmens. Das sagte er gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita. Denn immer mehr Waren würden online im Ausland erworben.
Schon seit einiger Zeit liefere die PP Sendungen der chinesischen Post mit ihren eigenen Transportmitteln weiter nach Deutschland, Spanien oder in die Niederlande. Dabei handele es sich hauptsächlich um in chinesischen Online-Geschäften erworbene Waren. Polen entwickelt sich dabei zusehends zum Hub, von dem aus diese Bestellungen in andere europäische Länder gesendet werden. Die PP strebt den Aufbau eigener Kuriernetze in solchen Ländern an und erwägt die Übernahme von Logistikfirmen dort. Außerdem erweitert sie ihr Angebot um einen internationalen Palettenversand dank einer Kooperation mit europäischen Netzen von Kleinguttransporteuren.
Für eine reibungslose Abwicklung der Logistikprozesse führt die PP das IT-System TMS ein. Die Digitalisierung bestimmt auch andere Geschäftsbereiche der PP: So will die Regierung einen nationalen digitalen Betreiber auswählen, der künftig Einschreibebriefe elektronisch versendet. Das Projekt E-Doreczenia (Elektronische Auslieferungen) soll 2020 in die Tat umgesetzt werden. Bereits im Februar 2017 war die PP laut Sypniewski als Schlüsselinstitution für den Aufbau einer elektronischen Kommunikation zwischen Bürgern und Staat benannt worden. Das Unternehmen steigerte 2017 seine Einnahmen auf Zloty-Basis um über 10 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro. Es ist mit ihren rund 80.000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber Polens.
Die Nachfrage nach Logistikleistungen soll in Polen bis 2021 jährlich um etwa 5 Prozent wachsen auf einen Wert von 2,3 Milliarden Euro. Daher verwundert es nicht, dass auch der größte inländische Wettbewerber der PP, InPost, 2018 rund 58 Millionen Euro in seine auch international weit verbreiteten Paketautomaten und in die Entwicklung der Kurierdienste investiert. Die Gesellschaft will hauptsächlich den Online-Handel bedienen.
InPost bekommt allerdings Konkurrenz von der größten Discounter-Kette des Landes, Biedronka. Diese will bis zu 2.000 Paketautomaten in und bei ihren Filialen aufstellen. Dabei kooperiert sie mit der dänischen Firma SwipBox. Ende September 2018 sollen bereits rund 300 solche Automaten in Biedronka-Filialen stehen. Weitere sollen 2019 dann auf Freiflächen folgen. Die Paketentnahme erfolgt nicht über einen Monitor, sondern direkt über das Smartphone der Kunden. Laut dem Geschäftsführenden Direktor von SwipBox Polska, Michal Czechowski, will das Unternehmen mit weiteren großen Partnern in Polen zusammenarbeiten.
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 |
893 | 973 | 1.072 | 1.175 | 1.349 |
Quelle: Instytut Pocztowy (Postinstitut)
Der größte ausländische Paketdienst in Polen ist der französische Konzern DPD. Beim Online-Handel jedoch liegt DHL vorn. Die deutsche Gesellschaft eröffnete im Frühjahr 2018 ein neues Terminal in Lodz (Lodsch). Dieser zentralpolnische Raum ist ein Verkehrsknotenpunkt und entwickelt sich daher zu einem immer wichtigeren Logistikstandort. Die Fläche des Terminal beträgt 1.220 Quadratmeter. Es kann später noch erweitert werden. Erst im Januar 2018 hatte DHL ein Paketterminal in Wroclaw (Breslau) und im Oktober 2017 eines am Warschauer Chopin-Flughafen eröffnet.
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 |
244,5 | 277,9 | 312,9 | 355,0 | 395,2 |
Quelle: Instytut Pocztowy
Die Kosten des Kurierversands steigen. Es wird nicht nur immer schwieriger, Kuriere zu finden, die für einen relativ niedrigen Lohn die Pakete ausfahren. Die für die Kunden oft kostenlose Rücksendung von bestellten Sendungen verteuert das Geschäft für die Händler zusätzlich.
Um von diesem Trend zu profitieren, richtet DPD bei seinen Paketannahme- und -abholstellen, DPD Pickup, "Umkleidekabinen" ein. Von dort wird nicht gewünschte Bekleidung sofort zurückgesandt. Einige Geschäfte fordern die Versandkosten dafür von den Kunden, die diese dann gleich im DPD Pickup entrichten.
DPD | UPS | DHL | Poczta Polska | FedEx | GLS | Geis | InPost |
27 | 18 | 17 | 15 | 10 | 8 | 3 | 2 |
Quelle: PricewaterhouseCoopers
Laut dem Barometer E-shopper gaben 2017 polnische Online-Käufer 7 Prozent der erhaltenen Waren zurück. 2016 waren es erst 4 Prozent. Als häufigste online erworbene Produkte nennen Kunden laut der Rzeczpospolita Bekleidung.
Bekleidung | Elektronik | Bücher, Musikträger | Kosmetik, Parfum | Hausaus-stattung | Kinder-artikel | Kfz-Produkte |
31 | 27 | 18 | 18 | 15 | 14 | 14 |
*) Mehrfachnennungen sind möglich
Quelle: Rzeczpospolita
Fast die Hälfte der Online-Kunden sendet nicht gewünschte Waren mit der PP zurück, wie deren Sprecherin Justyna Siwek mitteilt. Um das sowohl für die Kunden als auch für die Einzelhändler zu erleichtern, schuf die PP den Service eZwroty (elektronische Rückgaben). Darüber können an bereits über 850 Geschäfte Waren zurückgesendet werden.
Poczta Polska *) | DHL | InPost (Paketautomaten) | DPD |
8.100 | 6.100 | 2.900 | 1.900 |
*) darunter 1.500 bei der Supermarktkette Zabka, 1.000 bei Orlen-Tankstellen, 1.300 bei Ruch-Kiosks, 4.300 bei Postämtern
Die Kurierbranche sucht nach neuen Lösungen, um mehr Pakete immer schneller ausliefern zu können, zum Beispiel durch den Einsatz von Drohnen und fahrerlosen Fahrzeugen. Auch Crowdsourcing kommt dabei ins Spiel, wobei Aufgaben an eine große Gruppe freiwilliger Internetnutzer weitergegeben werden. Dank einer App und Landkarte im Smartphone kann jeder eine Sendung entgegennehmen und ausliefern, wenn das für ihn gerade auf dem Weg liegt. Auch die Möglichkeit, dass auf konkrete Bestellungen hin personalisierte Produkte mit einem 3D-Drucker erstellt werden, könnte einmal die Lager der Logistikfirmen entlasten.
Mehr zum Land finden Sie unter: http://www.gtai.de/Polen.