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Politische Ziele im Solarsektor

Portugals Regierung verfolgt ehrgeizige Energie- und Klimaziele. Der Ausbau der Fotovoltaik wird vor allem durch Ausschreibungen gesteuert.

Von Oliver Idem | Madrid

Erneuerbare Energien sollen 2030 bereits 80 Prozent des Stromverbrauchs decken

Als Mitglied der Europäischen Union (EU) arbeitet Portugal in die Richtung der übergeordneten Klimaziele. Der nationale Energie- und Klimaplan PNEC gibt den Rahmen bis 2030 vor.

Bis 2030 sieht der Plan PNEC unter anderem vor,  erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zu stärken. Insgesamt sind 21,9 Milliarden Euro für 72 Projekte eingeplant, mit dem Schwerpunkt auf Transport und Mobilität. Für den Energiebereich sind 4,9 Milliarden Euro budgetiert. Erneuerbare Energien sollen 80 Prozent eines reduzierten Stromverbrauchs und 47 Prozent des Endenergieverbrauchs decken.

Der portugiesische Staat setzt auf wettbewerbliche Fördermaßnahmen für den Ausbau erneuerbarer Energien. In der jüngsten Ausschreibung von April 2022 sicherten sich vier Bieter eine Erzeugungskapazität von insgesamt 183 Megawatt. Diese Ausschreibung fokussierte sich erstmals auf schwimmende Fotovoltaikanlagen.

Die Regierung von Ministerpräsident António Costa betont diese Ziele und will mit einer Vereinfachung der Umweltverträglichkeitsprüfung zu einer schnelleren Umsetzung von Projekten beitragen.

Inselregionen und Industrie profitieren von EU-Hilfsgeldern 

Die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien ist auch Teil des portugiesischen Aufbau- und Resilienzplans. Der Klimawandel bildet einen der drei Schwerpunktbereiche.

Die Förderung bezieht sich auf die Inselregionen Azoren und Madeira, die noch stark von Diesel und Erdöl für die Stromerzeugung abhängig sind. Darum kam die Energiewende dort bislang langsamer voran als auf dem Festland.

Auf den Azoren umfasst das Gesamtpaket der geplanten Subventionen 116 Millionen Euro. Als Energiequelle steht die Geothermie im Mittelpunkt. Vorgesehen sind jedoch auch der Bau eines Solarparks und die dezentrale Nutzung von erneuerbaren Energien.

Für die Autonome Inselregion Madeira stehen 69 Millionen Euro bereit, um die  Energiewende zu unterstützen. Dort liegt der Schwerpunkt auf der Wasserkraft. Jedoch steht auch die Installation eines Batteriesystems zur Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien auf dem Programm. Auch hier spielen die dezentrale Erzeugung und der Eigenverbrauch eine Rolle.

Den zweiten Zielbereich bildet die Dekarbonisierung der Industrie unter anderem durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Hierfür steht ein Gesamtbudget von 715 Millionen Euro bereit, das sich allerdings auf vier Schwerpunkte verteilt. Dabei geht es auch um den Einsatz erneuerbarer Energiequellen inklusive Speichertechnik im verarbeitenden Gewerbe. Für schwer zu elektrisierende Anwendungen hebt der Aufbauplan Wasserstoff hervor. Wenn dieser mit Hilfe von Fotovoltaik erzeugt wird, ermöglicht das auch Geschäftschancen für den Solarsektor. 

Die Strategien zum Ausbau von erneuerbaren Energien bietet sich auch aus wirtschaftlichen Erwägungen an. Lokale Ressourcen sind vorhanden. Zudem können Importe fossiler Brennstoffe und damit Kapitalabflüsse reduziert, Einsparpotenziale genutzt und die inländische Wirtschaft gestärkt werden.

Portugal ist wegen mangelnder eigener fossiler Energieressourcen auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Allein 2021 kosteten die Importe von Erdöl und Gas das Land rund 6 Milliarden Euro. Damit entsprach die Einfuhr dieser fossilen Energieträger knapp 3 Prozent der Wirtschaftsleistung Portugals.

Vereinfachte Umweltprüfung könnte zum Wettbewerbsvorteil werden

Der Ausbau der Solarenergie wird seit 2019 vor allem über Ausschreibungen gesteuert. Diese hat die Regierung auf einem eigenen Internetportal dokumentiert und veröffentlicht zudem Informationen über künftige Tenderpläne.

Das Dekret 76/2019 gibt einen neuen Rahmen für die Organisation der Stromnetze und die Integration von Strom aus erneuerbaren Quellen vor. Mit der Vereinfachung von Vorschriften zur Umweltverträglichkeitsprüfung will die portugiesische Regierung den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wasserstoffwirtschaft beschleunigen. Die Einzelheiten sind im Gesetzesdekret 30-A/2022 festgeschrieben.

Der spanische Energiekonzern Iberdrola kündigte nach positiven Erfahrungen mit dem Genehmigungstempo für den Solarpark Fernando Pessoa zusätzliche Investitionen in Portugal an. Laut der Wirtschaftszeitung Cinco Días will Iberdrola in den kommenden Jahren außerplanmäßig 3 Milliarden Euro in Wind- und Solarparks in Portugal investieren.

Insbesondere im Wettbewerb mit dem Nachbarland Spanien könnten sich beschleunigte Genehmigungsverfahren als Vorteil für Portugal erweisen. In Spanien bilden die Wartezeiten auf Genehmigungen und durch beantragte Projekte mit unsicherer Umsetzung gebundene Behördenkapazitäten wesentliche Hemmnisse beim Ausbau erneuerbarer Energien.   

Anteil Solarenergie an der Bruttostromerzeugung im Jahr 2021* (in Terawattstunden und Prozent)

Bruttostromerzeugung / Wärmeerzeugung

Anteil 

Wasserkraft

13,5

26,4

Wärmekraftwerke 

21,9

42,9

Windkraft

13,2

25,9

Solar

2,2

4,4

Geothermie

0,2

0,4

* vorläufigQuelle: Direção de Serviços de Planeamento Energético e Estatística

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