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Branchen | Rumänien | Automobilsektor

Markttrends

Kfz-Teile aus Rumänien sind ein fester Bestandteil in den Lieferketten europäischer Branchenfirmen. Bei der Transformation zur Elektromobilität wurde Rumänien nicht abgehängt.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Rumänien gilt als attraktiver Standort 

Der rumänische Automobilhersteller Dacia (gehört zur Renault-Gruppe) und Ford Otosan investieren in Elektromobilität. Dabei haben sie das Ziel, mehr lokale Zulieferer in ihre Produktionsketten zu integrieren. Dies macht den Standort attraktiv für weitere Investoren aus der Automobilindustrie. Das Interesse am Standort Rumänien hat sich seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verstärkt. Zum Beispiel plant der finnische Reifenproduzent Nokian Tyres, für 650 Millionen Euro in Westrumänien eine Produktionsstätte zu errichten und verlagert damit Kapazitäten aus Russland nach Rumänien.

Dacia und Ford konnten trotz weltweiter Lieferschwierigkeiten mit Computerchips und anderen Halbleitern mehr Autos produzieren als in den Jahren zuvor. Lieferengpässe bei analogen Halbleitern und Mikrocontrollern, eingesetzt etwa für Sensoren, können laut einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger aber weiterhin andauern. Dagegen habe sich die Versorgung mit Halbleitern und Chips der neuen Generation verbessert, weil die Nachfrage danach sinken werde. Denn die Unternehmen haben während der vergangenen zwei Jahre ihre Lagerbestände aufgestockt, berichtet das Beratungsunternehmen. 

Die rumänische Automobilindustrie ist fest integriert in die Lieferketten der europäischen Autohersteller, auch Original Equipment Manufactures. „Es gibt kein Auto in Europa, dessen Komponenten nicht in Rumänien produziert werden“, sagt Adrian Sandu, Generalsekretär des Verbandes der Automobilhersteller in Rumänien (ACAROM). Die meisten Systemlieferanten für Komponenten wie Kabelbäume, Armaturen, Reifen, Sensortechnik oder Lichtanlagen, auch First-Tier-Supplier genannt, profitieren von den in Rumänien im EU-Vergleich relativ günstigen Lohnkosten. Die rumänische Automobilindustrie erwirtschaftete 2021 nach Angaben des ACAROM 12 Prozent des rumänischen Bruttoinlandsprodukts und beschäftigt rund 230.000 Menschen. Sie exportiert 90 Prozent ihrer Erzeugnisse.

Staat fördert Kauf von Elektroautos

Die rumänische Regierung fördert das Bewusstsein der Autofahrer, möglichst wenig Emissionen zu erzeugen. Dafür vergibt der Staat seit Juli 2022 grüne Nummernschilder an Besitzer von Pkw ohne umweltschädliche Abgase. Zusätzlich fördert die Verwaltung des Umweltfonds (AFM) den Erwerb von umweltorientierteren Fahrzeugen mit Kaufprämien. 

Für ein Elektroauto bietet AFM eine Prämie zwischen 4.500 und 9.000 Euro. Wer den maximalen Förderbetrag erhalten will, muss ein mindestens 15 Jahre altes Auto mit den Abgasnormen Euro-1, -2 oder -3 verschrotten. Für das Abwrackprogramm stehen insgesamt rund 250 Millionen Euro bereit, wovon bis November 2022 Fördermittel in Höhe von rund 110 Millionen Euro bereits bewilligt wurden. Die Prämie ist noch bis 2024 erhältlich. Das Budget im Förderprogramm Rabla hatte das Umweltministerium nach eigenen Angaben um 15 Prozent aufgestockt und ein neues Förderschema eingeführt, das sich an Taxifirmen, Logistikdienstleister und weitere Unternehmer richtet, die eine Fahrzeugflotte besitzen. Ziel sei es, die Verschrottung von 150.000 bis 200.000 Fahrzeugen zu erreichen, die älter als acht Jahre alt sind, teilt das Umweltministerium mit. Parallel dazu hat sich die rumänische Regierung das Ziel gesetzt, bis 2026 mindestens 15.000 Ladesäulen für Elektroautos im gesamten Land zu installieren.

Softwareindustrie wird immer wichtiger 

In Rumänien finden Investoren einen mittelfristig wachsenden Markt, etwa für Forschung und Entwicklung (F&E). Dieses Geschäftsfeld fördert der rumänische Staat sogar, indem er Investoren Steuervergünstigungen für die IT-Branche verspricht. Zudem gibt es die Chance, sich an EU-Förderprogrammen zu beteiligen, etwa für die Produktion von Mikrochips.

Rumäniens Automobilindustrie ist sehr stark von der Nachfrage deutscher Hersteller abhängig, die mitten im Strukturwandel hin zur Elektromobilität und zum autonomen Fahren stecken. Dieser Wandel findet nicht nur in den Forschungs- und Entwicklungsbüros bei VW, BMW und Mercedes in Deutschland statt, sondern auch in Rumänien. So programmieren deutsche Zulieferer zunehmend Software-Dienstleistungen für sämtliche Komponenten, wie etwa Fahrwerk, Bremsen, Klimaanlage, Batterie, Scheibenwischer, Abgasanlage oder Türen. 

Continental entwickelt zum Beispiel am Standort in Iasi eine Software für das Elektroauto von Volkswagen (ID.3). Sie ermöglicht es, Komponenten "Over-the-Air" zu warten und zu optimieren, ähnlich wie bei einem Computer-Update, ohne dabei zum Händler oder in die Werkstatt fahren zu müssen.

Neben Continental konzentriert sich Bosch in Rumänien auf F&E mit den Schwerpunkten autonomes Fahren und Energieversorgung im Fahrzeug. Ebenfalls auf dem Feld F&E sind im Land die Zulieferer Preh, Renault, Autoliv, Emerson, Dräxlmaier, Infineon, ZF Friedrichshafen, Yazaki Component Technology und Veston aktiv.

(Stand Februar 2023)

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