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Branchenbericht Rumänien Land-, Forstwirtschaftsmaschinen
Bukarest (GTAI) - Landtechnik hat Zukunft in Rumänien. Die Agrarwirtschaft ist bedeutend, der Nachholbedarf an Modernisierung hoch. Das Land verfügt über fruchtbare (Schwarzerde-) Böden und vielfältige Landschaften. Das Hauptsegment der Landwirtschaft bildet die pflanzliche Erzeugung mit nahe 70 Prozent, während die Tierzucht gerade 30 Prozent beisteuert. Chancen bieten sich für ein breites Spektrum an Ausrüstungen, sei es Agrar- und Stalltechnik, Bewässerungsausrüstungen oder Silos.
19.06.2018
Der Markt für Landtechnik in Rumänien umfasst rund 580 Mio. Euro. Die Nachfrage wird geprägt durch eine besondere Struktur der rumänischen Landwirtschaft. Kennzeichnend ist die Polarisierung in Form von sehr vielen kleinen bäuerlichen Einheiten als kleinflächige (Halb-) Subsistenzlandwirtschaft und von agrarischen Großbetrieben, während mittlere Betriebe kaum eine Rolle spielen.
Der Kleinbauer stützt sich noch auf Pferd, Ochse, Pflug und Handarbeit und hat keine Finanzmittel, um zu investieren. Am anderen Ende steht die größte landwirtschaftliche Nutzung in der EU, Agricost auf der Großen Braila-Insel in der Donau, zugleich größter Getreideproduzent Rumäniens, dessen Bestand von rund 1.100 Maschinen und Ausrüstungen sich wie ein Who Is Who der internationalen Landtechnik liest.
Während die Einen im günstigen Fall gebrauchtes Gerät mit meist älterer Technik anschaffen, geht es für die größeren Betriebe ab etwa 100 Hektar um produktivitätserhöhende Investitionen in moderne Technik, die meist aus Westeuropa stammt. Zwischen 2013 und 2016 ging die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um 5,7 Prozent auf rund 3,4 Millionen zurück. Davon waren 3,4 Millionen ohne Rechtsform, 26.000 mit Rechtsform. Die landwirtschaftliche Nutzfläche stellt sich auf 12,5 Millionen Hektar, davon 7,8 Millionen Hektar Ackerland. Die durchschnittliche landwirtschaftliche Nutzfläche je Betrieb lag 2016 bei 3,7 Hektar.
Der Anteil der größeren Betriebe über 100 Hektar liegt bei unter 0,5 Prozent, während auf sie fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche entfällt. Typisch sind hier nicht-veredelte Primärprodukte wie Getreide, Ölsaaten und Lebendvieh, die an Abnehmer im In- und Ausland gehen.
Das Angebot an agrarwirtschaftlichen Ausrüstungen ist breit gefächert.
Der Markt ist dominiert durch importierte Brands. Diese zeigen in den letzten Jahren ein weitgehend konstantes Wachstum, zuletzt im zweistelligen Bereich. Im Jahr 2017 betrugen die Einfuhren von Landmaschinen gut 580 Millionen Euro. Die entsprechenden Ausfuhren beliefen sich auf fast 85 Millionen Euro. Die nur wenig dynamische Inlandsproduktion erreichte einen Wert von nahe 90 Millionen Euro.
Mit der Wende 1990 sank die Produktion von großen Landmaschinen deutlich. Angesichts fehlender starker lokaler Produzenten bevorzugen die Landwirte den Erwerb importierter Landtechnik. Zu den lokalen Herstellern von Landtechnik mit rumänischer Eigentümerschaft gehören: IRUM mit land- und forstwirtschaftlichen Ausrüstungen sowie Formteilen in Reghin, Kreis Mures und einem Umsatz 2017 von 20,5 Millionen Euro, Mecanica Ceahlau mit Bodenbearbeitungs-, Sä- und Erntemaschinen in Piatra Neamt und einem Umsatz 2017 von 9,8 Millionen Euro.
Bedeutendster lokaler Hersteller in ausländischer Eigentümerschaft ist die rumänische Tochter der gleichnamigen italienischen Gruppe Maschio Gaspardo Romania mit Produktionsstätte für Vertikutierer, Scheibeneggen und Ballenpressen in Chisineu Cris, Kreis Arad, und Händlernetz für italienische Erzeugnisse mit Umsatz 2016 von 36,3 Millionen Euro. Das Unternehmen hat jüngst einen Investitionskredit über 14 Millionen Euro von EximBank erhalten.
Importeure-Distributeure und Händler von Landtechnik haben in den letzten Jahren vom wachsenden Import profitiert. Neue und gebrauchte Ausrüstungen stammen vor allem aus Deutschland, Italien, Österreich, Frankreich, Ungarn, Bulgarien, der Türkei, China und den USA. Die kleinen etwa 2,8 Millionen landwirtschaftlichen Betriebe unter 2 Hektar bevorzugen gewöhnlich gebrauchtes Gerät. Die bedeutenderen Importeure bieten ihren Kunden integrierte Dienstleistungen an, also Verkauf von Landmaschinen und Ersatzteilen, Service, Beratung und Finanzierung.
Der rumänische Markt wird dominiert durch importierte Marken wie John Deere, Claas, Fendt, Case oder Horsch. Beispiele für bedeutende Mehrmarken-Importeure und -Distributeure sind: IPSO (Teil der französischen Gruppe Monnoyeur); MEWI Import Export Agrar Industrietechnik oder NHR Agropartners. NHR Agropartners sowie die Firma General Leasing verfügen über ein landesweites Vertriebsnetz, IPSO hat 2017 neue Regionalbüros eröffnet.
In der Milchviehhaltung teilt sich der Großteil des Maschinenparks auf diverse Hersteller aus Westeuropa und den USA auf. Wie es heißt, sind deren Produkte zuverlässiger, weniger störungsanfällig und produktiver als solche aus einheimischer Fertigung. Größere Betriebe streben nach moderner Stall- und Melktechnik.
Auch die Geflügelzucht befindet sich im Aufwind. Zu den großen Betrieben gehören Transavia, Agricola International, Agrisol International, Safir und Avicola Buzau. Oft werden Ausrüstungen für die Viehhaltung für mehrere Stalltiere angeboten, etwa Geflügel, Schweine, Kühe und Schafe. Wichtige Importeure sind Tour Impex Group, AHIS Consulting, Ecotec oder Super Farm Land. Spezialisiert auf die Ausrüstung von Geflügelzuchtbetrieben haben sich etwa Total Confort Grup und Sipo Serv.
Rumäniens Landwirte profitieren von der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Hierzu gehören auch EU-Zuschüsse an Betriebe für Investitionen in landwirtschaftliche Maschinen und Ausrüstungen. Die Landwirte unterbreiten dabei förderfähige Vorhaben, so im Rahmen der Teilmaßnahme 4.1 des Nationalplans zur ländlichen Entwicklung 2014 bis 2020. Eine staatliche Beihilfe zur Finanzierung von Investitionsprojekten der Hersteller ist durch das Nationale Budget denkbar. Im Jahr 2017 standen rund 140 Millionen Euro zur Verfügung.
Landmaschinen | 2008 | 2014 | 2017 |
Gesamt SITC 721+722 | 320,16 | 520,65 | 581,81 |
. darunter Deutschland gemessen am Volumen 2017 | 77,53 | 142,66 | 162,48 |
. darunter Ungarn gemessen am Volumen 2017 | 24,69 | 26,96 | 101,08 |
. darunter Bulgarien gemessen am Volumen 2017 | 22,85 | 125,32 | 82,24 |
Quelle: Eurostat
Es gibt zwei Wege der Vertriebsorganisation. Generell bietet sich eine geschäftliche Zusammenarbeit mit einem gut etablierten und spezialisierten Mehrmarkenhändler oder einem Importeur-Distributeur von Landmaschinen an. Dies erscheint als Regelfall in Rumänien. Alternativ kann auch eine Übernahme eines lokalen Marktteilnehmers, etwa eines spezialisierten Importeurs-Distributeurs oder eines lokalen Herstellers mit eigenem Vertriebsnetz erwogen werden. In jedem Fall sollte das nicht markterfahrene ausländische Unternehmen fachkundigen und vertrauenswürdigen Rat einholen.
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht Zoll und Ausschreibungen in Rumänien sind unter http://www.gtai.de/rumaenien abrufbar.
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