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Branchen | Russland | Nahrungsmittel

Branchenstruktur

Ausländische Konzerne gehören zu den größten Lebensmittelherstellern in Russland. Sie haben vor allem in die Produktion von Getränken, Milcherzeugnissen und Süßwaren investiert.

Von Gerit Schulze | Moskau

Industriezweig mit hoher Wertschöpfung

Die Nahrungsmittelindustrie gehört zu den wichtigsten Zweigen des verarbeitenden Gewerbes in Russland. Bei der Wertschöpfung hatte sie 2020 sogar die Erdölverarbeitung hinter sich gelassen und verzeichnete nach der Metallurgiebranche den zweitbesten Wert der verarbeitenden Industrie.

In den letzten Jahren zeigte die Lebensmittelsparte ein überdurchschnittlich hohes Wachstum. Auch im Coronajahr 2020 stieg die Nahrungsmittelproduktion um 3,5 Prozent und die Getränkeproduktion um 1,1 Prozent. Zweistellige Zuwachsraten verzeichnete die Produktion von Fleisch, Gemüse, Tee und Haustiernahrung.

Produktion ausgewählter Nahrungs- und Genussmittel in Russland

Warengruppe

Produktion 2020 in 1.000 Tonnen *)

Veränderung 2020/19 in Prozent

Milch (ohne Rohmilch)

5.417

1,5

Käse

566

4,8

Fleisch (ohne Geflügel)

3.046

11,0

Wurstwaren

2.361

3,5

Geflügelfleisch

4.768

-1,5

Fleischkonserven (in Millionen Verpackungseinheiten)

529,0

6,5

Fischkonserven (in Millionen Verpackungseinheiten)

602

-5,5

Fischpräserven (in Millionen Verpackungseinheiten)

251

2,8

Gemüse (ohne Kartoffeln) und Pilze, konserviert

1.455

12,9

Pflanzenöl, unraffiniert

7.310

8,0

Backwaren mit kurzer Haltbarkeit

5.395

-3,9

Süßwaren und Chokolade

1.789

-4,3

Nudelwaren

1.478

3,0

Zucker (in Millionen Tonnen)

6

-16,9

Zigaretten (in Milliarden Stück)

231

1,0

Frucht- und Gemüsesäfte (in Millionen Verpackungseinheiten)

1.127

0,6

Mineral- und Trinkwasser (in Millionen Halbliter)

9.019

-0,2

Bier (in Millionen Dekaliter)

795

3,3

*) sofern nicht anders angegebenQuelle: Rosstat

Die Nahrungsmittelbranche ist für die Regierung strategisch wichtig. Ende 2019 verabschiedete Präsident Wladimir Putin eine neue Lebensmitteldoktrin, die eine weitere Steigerung der Selbstversorgungsquote bei Grundnahrungsmitteln vorsieht.

Exporte sollen deutlich zulegen

Zugleich will sich Russland als wichtige Exportnation für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel etablieren. Bereits 2019 wurden landwirtschaftliche Produkte und Nahrungsmittel für 25 Milliarden US-Dollar (US$) in mehr als 50 Länder verkauft. Das Volumen soll bis 2024 auf 45 Milliarden US$ steigen. Russland ist bislang vor allem beim Export von Weizen, Zucker und Pflanzenöl erfolgreich.

Russland importiert dennoch weiterhin große Mengen an Lebensmitteln. Das Einfuhrvolumen lag 2019 bei 22 Milliarden US$. Deutschland war mit einem Wert von fast 900 Millionen US$ das fünftwichtigste Lieferland hinter Belarus, China, Ecuador und der Türkei. Dabei bezieht Russland vor allem Kaffee und Tee, Säfte, Bier, Süßwaren und Lebensmittelzubereitungen, aber auch Essig, Senf, Ketchup und Suppenwürfel von deutschen Herstellern.

Westliche Konzerne mit starker Marktposition

Bei der Inlandsproduktion haben ausländische Lebensmittel- und Getränkekonzerne eine starke Marktposition. Zu den großen Akteuren gehören Nestlé, Danone, Parmalat, Coca-Cola, PepsiCo sowie deutsche Hersteller wie Ehrmann, Hochland, die Ekosem-Agrar AG oder Deutsches Milchkontor. Symrise produziert bei Moskau Aromastoffe für die russische Lebensmittelindustrie.

Ende Mai 2021 wurde bekannt, dass der niederländische Joghurthersteller FrieslandCampina den russischen Markt verlässt und seine Produktionskapazitäten in Stupino von Ehrmann übernommen werden.

Wichtige Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken in Russland (Umsatz in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Unternehmen

Umsatz 2019 1)

Veränderung 2019/2018 2)

Pepsico Russia

2.915,2

2,3

Nestlé

2.029,6

10,5

Mars

1.921,6

25,1

GK Efko

1.683,7

7,0

Tscherkisowo

1.657,6

17,0

Cargill

1.212,3

-0,6

Unilever Rus

1.084,2

6,3

Baltika Brauerei

1.044,0

-3,3

Coca-Cola HBC Eurasia

970,3

3,8

Objedinjonnyje konditery

935,7

-0,1

1) ohne MwSt., umgerechnet zum durchschnittlichen Wechselkurs der EZB für 2019: 1 Euro = 72,46 Rubel; 2) auf RubelbasisQuelle: Expert 400 (Ausgabe 2020)

Zahlreiche Investitionsvorhaben

In vielen Lebensmittelsparten gehen die Investitionen in neue Kapazitäten weiter.

Backwaren

Eine neue moderne Großbäckerei entsteht in Jaroslawl. Das Unternehmen Stojlenskaja Niwa will dort über 11 Millionen Euro investieren, um die Produktionskapazitäten von 100 auf 250 Tonnen pro Tag zu erhöhen. Die Ausrüstungen dafür sollen importiert werden, berichtete das Portal Bakery.news.

Milchverarbeitung

Die vietnamesische TH Group will bis 2025 rund 2,7 Milliarden US$ in Russland investieren und in mehreren Regionen Milchbetriebe mit einer Gesamtkapazität von 1,8 Millionen Tonnen pro Jahr errichten. Die Vorhaben verzögern sich nach Angaben des Unternehmens jedoch, weil die russischen Zulieferer ihre Preise stark erhöht haben.

Einer der größten Agrarkonzerne Russlands, Agrokompleks im. Tkatschewa, will seine Milchproduktion in den kommenden fünf Jahren um 30 Prozent auf 400.000 Jahrestonnen ausweiten.

Das udmurtische Unternehmen DMS Wostok errichtet im Gebiet Kaliningrad eine Molkerei für über 30 Millionen Euro. Dort sollen jährlich 5.400 Tonnen Butter sowie 22.500 Tonnen Voll- und Trockenmilch produziert werden.

Die AgriWolga-Holding will ab 2022 im Gebiet Jaroslawl Bioziegenmilch produzieren. Die Zuchttiere hat das Unternehmen in Österreich eingekauft.

Die deutsche DMK Group baut zurzeit auf der Basis des Bobrowski syrodelny sawod im Gebiet Woronesch eine zweite Käsefabrik, in der täglich 450 Tonnen Milch verarbeitet werden können. Die Anlage soll bis Ende 2021 in Betrieb gehen.

Das Unternehmen Agrosila-Moloko plant eine neue Produktion von Salz- und Halbhartkäse in Tatarstan. Das 14 Millionen Euro schwere Projekt soll bis 2024 realisiert werden.

Getränke

Ein neues Werk für Säfte, Honigwein und Cider will das Unternehmen Medved in Gorelowo bei Sankt Petersburg errichten.

Fleisch

Besonders hohe Wachstumsraten erzielt die Produktion von Putenfleisch. Zwischen 2009 und 2019 ist der Jahresausstoß jeweils um 25 Prozent gestiegen, berichtete die Tageszeitung Kommersant. Laut Agrifood Strategies erreichte die Produktion 2020 einen Wert von 330.000 Tonnen. Für 2021 werden 400.000 Tonnen prognostiziert.

Weitere Wachstumssegmente sind Entenfleisch und Lammfleisch. Fleischkonzern Miratorg will seine Lammfleischproduktion im Gebiet Kursk bis 2023 auf 70.000 Tonnen mehr als verdoppeln.

Süßwaren

Die ukrainische Konti-Gruppe übernimmt den insolventen Süßwarenhersteller Krasnaja Sarja in Iwanowo und wird mehrere Millionen Euro in die Wiederaufnahme der Produktion von Bonbons, Toffees, Waffeln und Schokoladentafeln investieren.

Im Sonderentwicklungsgebiet Newinnomyssk in der Region Stawropol plant das Unternehmen Konditerskaja Fabrika Stawropolje den Bau einer neuen Süßwarenfabrik für Gebäck und Biskuit mit einer Jahreskapazität von 9.600 Tonnen. Die Investitionssumme beträgt nach Angaben der Stadtverwaltung rund 3 Millionen Euro.

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