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Branchen | Russland | Industrieproduktion

Deutsche Firmen schätzen Industriepotenzial im Gebiet Swerdlowsk

Die Uralregion ist ein wichtiges Industriezentrum Russlands. Sie beheimatet den größten Hersteller von Schienenfahrzeugen, einen Medizintechnikcluster und fungiert als Logistikhub.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Das Gebiet Swerdlowsk steht bei deutschen Unternehmen hoch im Kurs. Rund 150 Firmen mit deutschem Kapital sind derzeit im Ural tätig, darunter Siemens, Bayer, Metro, Trumpf, BASF, Bosch, DB Schenker, Linde, Rehau, Maschinenfabrik Reinhausen, Almawatech und Enviro Chemie. Die Firma Hüttenes Albertus unterzeichnete im Jahr 2019 mit der Gebietsregierung einen Sonderinvestitionsvertrag über 7 Jahre zur Produktion chemischer Substanzen für die Gießereiindustrie. Im September 2020 lotete Kärcher, ein baden-württembergischer Hersteller von Reinigungstechnik, das Potenzial einer möglichen Lokalisierung der Produktion von Staubsaugern im Ural aus.

Wichtige Kennzahlen zum Gebiet Swerdlowsk (2020)

Fläche

194.226 km2

Bevölkerung (2021)

4.290.067

Bevölkerungsdichte

22,1 Einwohner/km2

Hauptstadt/wichtige Städte

Jekaterinburg / Nischni Tagil, Kamensk-Uralski, Perwouralsk

Bruttoregionalprodukt (2019)

34,5 Mrd. Euro (+0,3% gegenüber dem Vorjahr)

Bruttoanlageinvestitionen (2019)

4,1 Mrd. Euro

Durchschnittslohn

513,30 Euro

Industrieproduktion

+2,3% gegenüber dem Vorjahr (Rohstoffförderung +1%, verarbeitende Industrie +2,5%)

Baugewerbe

2.4 Mio. m2 (+19,4% gegenüber dem Vorjahr)

Einzelhandelsumsatz

-6,5% gegenüber dem Vorjahr

Verkehrsinfrastruktur

Internationaler Flughafen Kolzowo, Jekaterinburg; 9.800 km Eisenbahntrassen, 30.500 km Autobahnen

Wichtige Branchen

Metallerzeugung und –bearbeitung, Maschinenbau, Bergbau, Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie, Chemieindustrie, Energiewirtschaft, Medizintechnik, Bauwirtschaft

Industrieparks

2 staatliche, 6 private mit 217 Residenten

Sonderwirtschaftszone (SWZ)

Titanowaja Dolina in Werchnjaja Salda und Uktus (20 Residenten), Top 5 der SWZ Russlands

Einfuhr

4.986,8 Mio. US-Dollar (+5,9% gegenüber dem Vorjahr);

Wichtigste Importwaren: Nahrungsmittel, Maschinen, Ausrüstungen und Transportmittel, Metalle, Chemieprodukte, Textilwaren

Ausfuhr

7.601,8 Mio. US-Dollar (+3,4% gegenüber dem Vorjahr);

Wichtigste Exportwaren: Metalle, Mineralrohstoffe, Maschinen und Transportmittel, Holz, Chemieprodukte

Außenhandel mit Deutschland

Außenhandelsumsatz: 1.24 Mrd. US$, davon 252 Mio. US$ Export und 990 Mio. US$ Import;

Anteil Deutschlands beim Außenhandelsumsatz: 9,9% (2. Platz nach China mit 2.84 Mrd. US$)

Quellen: Föderaler Statistikdienst Rosstat; Portal Ru-Stat


Das Gebiet Swerdlowsk ist besonders attraktiv für kleine und mittelständische Betriebe (KMU). Im Jahr 2020 waren rund 193.000 KMU sowie etwa 43.000 Selbstständige in der Region tätig. Das entspricht russlandweit einem Platz in den Top 5. Mit rund 680.000 Personen ist rund jeder dritte Einwohner im arbeitsfähigen Alter im Mittelstand angestellt.

Industrieproduktion bleibt bedeutender Wirtschaftszweig

Neben der Erzeugung von Metall ist die Industrieproduktion mit einem Anteil von rund einem Drittel an der Entstehung des Bruttoregionalprodukts (BRP) der zweitwichtigste Wirtschaftszweig. Rund 30 Prozent der Ausrüstung für die Öl- und Gasindustrie, ein Drittel der Ausrüstung zur Metallproduktion, jeweils 40 Prozent der in Russland hergestellten Elektrolokomotiven und Güterwaggons sowie rund 60 Prozent der Elektromotoren kommen aus dem Gebiet Swerdlowsk.

Führende Industriebetriebe der Region sind der Mischkonzern Uralwagonsawod (UVZ), Uralmaschsawod, Uralskij Turbinnyj Sawod, die Uralmasch-Holding, das Sawod imeni Kalinina (ZIK), Uralelektrotjaschmasch (UETM) und Uralchimmasch.

Schienenfahrzeugbau verleiht Maschinenbau Schwung

Das Gebiet Swerdlowsk ist eines der wichtigsten Zentren des russischen Schienenfahrzeugbaus. Vorreiter der Branche ist die Sinara Group. Der Konzern, der 2021 sein zwanzigjähriges Jubiläum begeht, ist Marktführer bei Gleichstrom-Elektrolokomotiven für den Fernverkehr. In den kommenden fünf bis zehn Jahren will Sinara sein Produktportfolio erweitern und innovative Lösungen auf den Markt bringen.

Die Unternehmensgruppe entwickelt derzeit eine neue Generation von Elektrolokomotiven der Modellreihe 2ES6A. Mit der Russischen Eisenbahn (RZD) vereinbarte der Konzern zudem die Lieferung von Diesellokomotiven der Reihe 2TEZ5A mit asynchronem Antrieb für den Fernverkehr, inklusive Wartung und Reparatur während des Lebenszyklus. Bis 2031 werden 200 Diesellokomotiven ausgeliefert. Ebenfalls für RZD baut Sinara neue Doppelstockschlafwagen.

Weiterhin arbeitet Sinara an der Entwicklung von Lokomotiven auf Basis alternativer Energiequellen, darunter Wasserstoff. Auf dem Sankt Petersburger Wirtschaftsforum (SPIEF) Anfang Juni 2021 vereinbarte der Konzern mit RZD und der Technologieholding Rosnano eine Kooperation zur Entwicklung von Lokomotiven, die mit Wasserstoff-Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Akkumulatoren angetrieben werden. Sinara obliegt dabei als Generalauftragnehmer die lokale Montage der Lokomotiven im Werk in Werchnjaja Pyschma.

Zudem vereinbarte Sinara mit Rosnano die Gründung eines Investitionsfonds mit einem Volumen von rund 85 Millionen Euro. Gefördert werden Projekte im Maschinen- und Instrumentenbau, in der Robotisierung, Automatisierung und künstlichen Intelligenz, bei additiven Technologien, Verbundwerkstoffen, umweltfreundlichen Energiequellen und in der Energieeffizienz.

Siemens lokalisiert Hochgeschwindigkeitszug im Ural

Russland will künftig auch Hochgeschwindigkeitszüge lokal herstellen. Dazu vereinbarte RZD mit Siemens die Lieferung eines Nachfolgemodells für den Schnellzug Sapsan. Ab 2028 soll der neue Zug auf der bereits projektierten Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Moskau und Sankt Petersburg zum Einsatz kommen. Die Entwicklung des Zugkonzepts sei bereits weit fortgeschritten, gab Alexander Liberow, Präsident von Siemens Russland, bekannt. Der neue Zug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 360 Kilometern pro Stunde wird künftig im Gemeinschaftsunternehmen von Siemens und Sinara, Uralskyje Lokomotivy, in Werchnjaja Pyschma gebaut.

Das Projekt knüpft dabei an die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Sinara und Siemens bei der Entwicklung und lokalen Produktion der Lastotschka-Nahverkehrszüge an.

Aktuelle Projekte in der verarbeitenden Industrie im Gebiet Swerdlowsk

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Projektträger

Bau eines Holzverarbeitungswerks / Werchnjaja Pyschma

251,2

k.A.

OOO Sinergija, Tel: +7 (34368) 96841

Lokalisierung der Produktion von Hochgeschwindigkeitszügen / Werchnjaja Pyschma

110

Geplante Fertigstellung: 2024

Russische Eisenbahn (RZD), Siemens MobilitySinaraUralskiye Lokomotivy (Joint-Venture von Siemens und Sinara)

Entwicklung von Lokomotiven auf Wasserstoff-Brennstoffzellen / Werchnjaja Pyschma

k.A.

Geplante Fertigstellung der Prototypen: 2023-2024

Russische Eisenbahn (RZD), Sinara, Rosnano

Aufbau einer Produktion von Elektrolysezellen und Batterien für die Wasserstoffwirtschaft / Nowouralsk

k.A.

Geplante Fertigstellung: 2023

OOO Centrotech (gehört zu TVEL, Rosatom)

Quelle: Unternehmensangaben, Recherchen von Germany Trade & Invest

Ural entwickelt sich zu führendem Produktionsstandort von Medizintechnik

Corona verleiht der Medizintechnikbranche im Ural einen neuen Schub. Auf dem Höhepunkt der ersten Pandemiewelle im April 2020 schlossen sich unter Federführung des Industrieministeriums der Mischkonzern Radioelektronnyje Technologii (KRET), die Schwabe Holding (gehören beide zur Staatsholding Rostec) und der Mischkonzern Almaz-Antey zu einem Konsortium zur Herstellung von Medizintechnik zusammen. Der Schwerpunkt der Produktion liegt im Gebiet Swerdlowsk. KRET liefert Beatmungsgeräte und Apparate zur extrakorporalen Membranoxygenisierung (ECMO), Schwabe fertigt Wärmebildkameras, kontaktlose Thermometer und Luftdesinfektionsanlagen und Almaz-Antey produziert Röntgendiagnosegeräte.

Aktuelle Projekte im Gesundheitswesen im Gebiet Swerdlowsk

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Projektträger

Bau eines Medizinclusters, u.a. Erweiterung des Uraler Mutter-Kind-Forschungsinstituts (NII OOM) / Jekaterinburg

362,7

Geplante Fertigstellung: 2024 - 2026; Zum Cluster werden gehören: eine medizinische Uni, ein Forschungsinstitut für Mutterschutz, eine Krebsklinik, zwei Gebietskliniken und andere Produktionseinrichtungen

Renova HoldingRegierung des Gebiets Swerdlowsk

Aufbau einer Produktion von Blutentnahmesystemen / Sonderwirtschaftszone (SWZ) Titanowaja Dolina, Werchnjaja Salda

5,1

Geplante Inbetriebnahme: 2023

Otdel Medicinskykh Tekhniki (OMT)

Lokalisierung der Produktion von Ultraschallscannern / Jekaterinburg

k.A.

Geplante Inbetriebnahme: 2022

Esaote SpA, Konzern Radioelektronnye Technologii (KRET, gehört zu Rostec)

Quelle: Unternehmensangaben, Recherchen von Germany Trade & Invest

Universiade und Standortvorteile kurbeln Bauwirtschaft an

Im Jahr 2023 wird in Jekaterinburg die Sommer-Universiade ausgetragen. Im Vorfeld werden neue Sport- und Wohnobjekte im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro errichtet. Sinara-Development erhielt den Zuschlag für einen Großauftrag über 600 Millionen Euro.

Die verkehrsgünstige Lage zwischen zwei Kontinenten macht das Gebiet Swerdlowsk zu einer begehrten Logistikdrehscheibe für Lieferungen aus Asien nach Europa. Das Verkehrsministerium, die Gebietsregierung, RZD und das Unternehmen Ekaterinburgski Transportno-Logistischeski Terminal vereinbarten den Bau des multimodalen Logistikzentrums Uralski am Stadtrand von Jekaterinburg.

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