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Branchenbericht | Russland | Verpackungsmaschinen
Der Aufschwung in der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie sorgt für eine stabile Nachfrage nach Verpackungsmaschinen. Dabei lassen sich spezifische Trends ausmachen.
28.02.2020
Von Gerit Schulze | Moskau
Ungeachtet der schwachen Konjunktur in Russland wachsen die Abnehmerbranchen für Verpackungsmaschinen überdurchschnittlich. Die Produktion von Nahrungsmitteln stieg 2019 um 4,9 Prozent, wie aus Zahlen des Statistikamtes hervorgeht. Die Getränkeherstellung legte um 3,1 Prozent zu, die einheimische Pharmaindustrie sogar um 19,6 Prozent.
Besonders die Investitionswelle in der Nahrungsmittelindustrie hat den Bedarf an modernen Produktionsausrüstungen deutlich ansteigen lassen. Der Markt für Lebensmittel- und Verpackungsmaschinen erreichte 2018 nach Angaben der Regierung ein Volumen von umgerechnet 1,8 Milliarden Euro.
Ausländische Hersteller haben dabei eine starke Marktposition. Verpackungsmaschinen können seit 2006 zollfrei nach Russland geliefert werden, um die Modernisierung der Lebensmittelbranche zu beschleunigen.
Russland importierte 2018 Verpackungsmaschinen im Wert von 640 Millionen Euro, berichtet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Rund 30 Prozent der Einfuhren kamen aus Deutschland. Im Jahr 2019 belief sich der Wert der aus Deutschland gelieferten Verpackungsmaschinen auf 202,8 Millionen Euro, wie der VDMA mitteilte. Dies bedeutet einen Zuwachs um 5,1 Prozent gegenüber 2018.
Dennoch könnte Russland seine Position als viertwichtigster Absatzmarkt für deutsche Hersteller von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen verloren haben. Im Zeitraum Januar bis September 2019 belegte das Land nur Platz 7. Vera Fritsche vom VDMA-Fachverband Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen verweist allerdings darauf, dass das Geschäft sehr projektgetrieben ist: „Hohe Liefervolumina in einem Jahr können im Folgejahr wieder wegfallen und umgekehrt.“
Bei der jüngsten Auflage von Russlands führender Verpackungsmesse Upakovka im Januar 2020 präsentierten sich 23 Unternehmen am deutschen Gemeinschaftsstand. Sie berichteten von guten Geschäften. Beispielweise Arno Wördemann, Vertriebsleiter bei der Wolf Verpackungsmaschinen GmbH: „Wir wachsen in Russland vor allem dank der Lebensmittelindustrie. Wenn es den Menschen nicht so gut geht, dann essen sie mehr Snacks und Schokolade.“ In diesen Bereichen steige der Bedarf an Maschinen. Einen Aufwärtstrend sieht der Vertriebsleiter auch bei Ausrüstungen zum Verpacken von Haustierfutter.
Für den Dresdener Maschinenbauer Theegarten-Pactec gehört Russland zu den wichtigsten Auslandsmärkten. Verkaufsmanager André Heidrich schätzt, dass etwa ein Drittel der Exporte dorthin gehen. „Im Moment ist in Russland die Süßwarenindustrie der wichtigste Abnehmer.“ Zwar habe die Investitionsfreude der Branche etwas nachgelassen. „Dafür gehen die Hersteller jetzt zu billigeren Produkten wie Keksen oder Snacks über, für die sie auch neue Verpackungslösungen brauchen.“
Nicht nur die Lebensmittelindustrie zeigt Interesse an deutschen Verpackungsmaschinen. Das belegt die Beumer Group, die zuletzt in Russland viele Aufträge aus der Chemie- und Baustoffbranche bekommen hat. „Interesse an Verpackungslösungen haben Hersteller von Düngemitteln, Polypropylen, Zement und Trockenmischungen“, sagt Andrej Schatajew von der Moskauer Tochtergesellschaft OOO Beumer. Trotz angestrebter Importsubstitution legten russische Kunden immer noch großen Wert auf westliche Hochtechnologie, mit der sie ihre Produktivität steigern könnten: „Russland kann sicherlich gute Maschinen entwickeln. Aber diese dann auch in Serie zu produzieren, ist deutlich anspruchsvoller.“
Russische Hersteller von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen hatten bis 2015 im Heimatland einen Marktanteil von rund einem Viertel. Durch den starken Rubelverfall konnten sie ihre Position ausbauen. Laut Analysezentrum der Regierung lag der Marktanteil einheimischer Produzenten 2018 bei 42 Prozent. Diese Zahl scheint aber sehr hoch gegriffen. Auch Alexander Pusikow, Präsident des russischen Herstellerverbands Pakmash, sieht bislang keine spürbaren Erfolge bei der Importsubstitution. „Nach wie vor sind die Finanzierungskosten für Investitionen zu hoch."
Häufig können die russischen Anlagenbauer daher die hohen Anforderungen der Kunden nicht erfüllen. Das eröffnet auch zukünftig Chancen für deutsche Hersteller. Der Verschleißgrad bei Lebensmittelmaschinen soll in Russland nach Regierungsangaben 59 Prozent erreicht haben, bei Getränkemaschinen sogar 73 Prozent.
Maschinentyp (HS-Warencode) | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
---|---|---|---|---|---|
Maschinen zum Füllen, Verschließen, Versiegeln, Verkapseln oder Etikettieren (8422.30)1) | 402,5 | 197,6 | 404,5 | 566,9 | 286,0 |
Importe aus Deutschland | 180,4 | 66,9 | 131,8 | 177,9 | 104,4 |
Maschinen zum Verpacken oder Umhüllen von Waren, einschließlich Schrumpffolienverpackungsmaschinen (8422.40)2) | 430,4 | 241,7 | 250,1 | 309,7 | 364,7 |
Importe aus Deutschland | 150,1 | 70,2 | 85,2 | 89,0 | 95,9 |
Teile von Geschirrspülmaschinen, Verpackungsmaschinen (8422.90)3) | 50,4 | 42,2 | 42,0 | 54,1 | 46,7 |
Importe aus Deutschland | 22,2 | 15,9 | 19,0 | 26,2 | 17,6 |
Quelle: Marketingagentur MegResearch
Quelle: Marketingagentur MegResearch
Bei der Bezahlung der Maschinen ist die klassische Dreiteilung in Russland nach wie vor üblich: ein Drittel Anzahlung nach Bestelleingang, ein Drittel bei Fertigstellung, ein Drittel bei Übergabe. Deutsche Aussteller auf der Upakovka berichteten, dass russische Kunden zurzeit lange Zahlungsziele, Rabatte und Leasingmodelle schätzten. Einige Hersteller stellen Maschinen als Testgerät zunächst gratis zur Verfügung und lassen sich diese dann durch die damit generierten Umsätze abbezahlen.
Weitere Informationen zu Russland sind auf der Länderseite abrufbar.