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Krasnodar steckt Milliarden in Tourismusresorts und Infrastruktur
Die steigenden Touristenzahlen kurbeln den Bau neuer Hotels, Verkehrs- und Schienenwege an. Zudem werden die Abfall- und Abwasserentsorgung und die Energiewirtschaft modernisiert.
08.07.2021
Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau
Ob die Strände von Sotschi, Anapa oder Gelendschik, mehr als 200 Kurbäder und Sanatorien oder die Skiresorts in Krasnaja Poljana - die Region Krasnodar hat für Erholung und Tourismus viel zu bieten. Pro Jahr suchen mehr als 17 Millionen Touristen in der Region in Russlands Süden Sonne, Meer und Entspannung. Vor allem in der Hochsaison im Sommer sind rund 90 Prozent der Übernachtungskapazitäten ausgebucht. Um die steigende Nachfrage zu decken, schießen neue Hotels und Urlaubsresorts wie Pilze aus dem Boden. Aktuell werden 23 Tourismusprojekte im Wert von rund 360 Millionen Euro realisiert.
Regierung treibt den Ausbau der Tourismusinfrastruktur voran
Die steigende Anzahl von Gästen und Urlaubern erhöht den Bedarf an modernen touristischen Einrichtungen. Auf dem Sankt Petersburger Wirtschaftsforum (SPIEF) Anfang Juni 2021 schloss die Regierung der Region Krasnodar Investitionsvereinbarungen in Höhe von 955 Millionen Euro zum Bau einer touristischen Infrastrukturm darunter auch Kurhotels und Sanatorien. Allein in Sotschi entstehen für rund 245 Millionen Euro neue Einrichtungen. In Anapa wird bis 2024 für rund 2,9 Milliarden Euro der Tourismus- und Erholungs-Cluster „Neu-Anapa“ mit mehr als 50 Hotels errichtet. Die Investitionen dürften sich schnell amortisieren, setzen die Touristen in der sonnenverwöhnten Region doch jährlich über 1,6 Milliarden Euro um.
Aktuelle Investitionsprojekte in der Tourismusinfrastruktur der Region Krasnodar
Projekt | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Geplante Fertigstellung | Projektbetreiber |
Bau eines SPA-Hotels mit 6.500 Betten inkl. Kongress- und Ausstellungszentrum, Sport- und Wellnessbereich, Restaurants und Geschäften / Anapa | 290,7 | k.A. | |
Renovierung des Hotels Primorskaja / Sotschi | 244,2 | 2024 | |
Bau eines 4-Sterne und eines 5-Sterne-Hotels / Anapa | 151,2 | 2025 | Arbat Otel Management, +7 (495) 682-60-02 |
Errichtung eines balneologischen Kurorts und einer Cottage-Anlage mit 1.000 Betten/ Bezirk Mostowskij | 139,5 | 2026-2029 | |
Bau und Renovierung von 36 Yachthäfen entlang der Schwarzmeerküste | 58,2 | 2031 | GK Aljans Marin Development |
Bau eines Hotelkomplexes / Esto-Sadok | 41,9 | ||
Bau eines Hotels mit 866 Betten, Schwimmbädern und Wellness-Bereich / Anapa | 34,9 | k.A. | |
Bau eines Hotels mit 186 Betten / Anapa | 12,8 | k.A. | OOO Otel Management |
Großprojekt „Juschni Cluster“ soll die Verkehrsanbindung verbessern
Wer mit dem Auto an die Urlaubsorte der Schwarzmeerküste reist, steht häufig stundenlang im Stau. Das Straßennetz ist veraltet und nicht für den Massentourismus ausgelegt. Um die Anreisezeit aus anderen Landesteilen nach Südrussland drastisch zu verringern, ordnete Präsident Wladimir Putin Ende September 2020 an, Pläne für den Neubau und die Sanierung von Verkehrswegen im Schwarzmeerraum auszuarbeiten. Das „Juschni Cluster“ genannte Projekt sieht die Verlegung der Schienenwege, die bis dato direkt an der Küste entlang laufen, ins Hinterland vor. Anstelle der bisherigen Gleistrassen sollen neue Autobahnen und Schnellstraßen entstehen.
Im Fokus steht der Bau einer neuen Autobahn von Dschubga nach Sotschi. Sie soll die notorisch verstopfte Straße entlang der Küste entlasten. Der Bau der 119 Kilometer langen Strecke wird etappenweise bis 2035 erfolgen. Bis 2030 sollen die Ortsumfahrungen von Tuapse und Lazarewskoje fertiggestellt sein. Insgesamt müssen 43 Brücken, 27 Tunnel und mehrere Hochstraßen errichtet sowie an mehreren Stellen bestehende Schienen verlegt werden. Die Projektierung übernimmt die staatliche Autobahngesellschaft Awtodor. Als Generalauftragnehmer ist die Baufirma Mostotrest des Oligarchen Arkadi Rotenberg im Gespräch. Die Kosten dieses bis 2030 geplanten Infrastruktur-Großprojekts betragen rund 34 Milliarden Euro.
Neben „Juschni Cluster“ werden in den kommenden Jahren weitere Verkehrsinfrastrukturprojekte in der Region Krasnodar realisiert.
Aktuelle Investitionsprojekte im Infrastrukturbau der Region Krasnodar
Projekt | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Geplante Fertigstellung | Projektbetreiber |
Ausbau des Hafens Noworossijsk: u.a. neue Umschlagterminals für Container, Düngemittel und Pflanzenöle in Planung | 1.500 | Absichtserklärung von Transneft; geplante Projektdauer: bis 2029 | |
Bau einer U-Bahn und Seilbahn / Krasnodar | 954 | 2025 | Stadt Krasnodar; Beratungsgesellschaft: Ernst & Young |
Aus- und Umbau der Autobahnen A-289 und A-290 | 730 | Baubeginn: 2021; geplante Inbetriebnahme: 2024 | Transstrojmechanisaziya (gehört zu Mostotrest) |
Neues Passagierterminal / Flughafen Krasnodar | 357 | Im Bau; geplante Fertigstellung: 2023 | |
Entlastung der Jablonovski-Brücke durch eine weitere Brücke / Krasnodar | 82 | 2024 |
Abfall- und Abwasserwirtschaft werden ausgebaut
Die kommunale Infrastruktur in der Region Krasnodar kommt durch den wachsenden Touristenstrom und den starken Zuzug aus anderen Regionen an ihre Grenzen. Das steigende Aufkommen an Hausmüll und Abwasser erfordert Investitionen in die Abfallentsorgung, Wasserversorgung und die Abwasseraufbereitung.
Im Jahr 2021 werden vier Deponien für feste Siedlungsabfälle saniert sowie in Sotschi und Anapa drei neue Sortieranlagen errichtet. Dringend gefragt sind Technologien zum Recycling von Hausmüll. Die Regierung der Region ist bereit, Angebote deutscher Unternehmen zu prüfen. Um ihre Chancen zu erhöhen, sollten sie jedoch einen Teil der Wertschöpfung lokal erbringen.
Zur Modernisierung von Abwasserkanälen, Sammel- und Überlaufbecken schloss die Regionalregierung 16 Konzessionsvereinbarungen im Wert von 267 Millionen Euro. Bis 2024 werden weitere neun Wasserversorgungsanlagen errichtet.
Energieversorgung wird modernisiert
Um den steigenden Energiebedarf in den Touristenhochburgen decken zu können, fließen Gelder in die Modernisierung von Erzeugungskapazitäten. Lukoil modernisiert für rund 150 Millionen Euro das Heizkraftwerk in Krasnodar. Erneuert werden unter anderem die Dampfturbinen und Kesselanlagen. Darüber hinaus wird Umwelttechnik beschafft, um den CO2-Ausstoß um 155.000 Tonnen pro Jahr zu senken. Rushydro modernisiert das Pumpspeicherwerk Kuban. Am Stauseeufer entsteht ein neues Maschinengebäude mit sechs Pump-Wasserkraftturbinen. Daneben werden die Stautore und Müllgitter sowie Krananlagen ersetzt.
Weitere Informationen zu Investitionen in Südrussland finden Sie in unseren GTAI-Berichten
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