Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Russland | Tiefbau

Regierung treibt Modernisierung der Hafeninfrastruktur voran

Russland will den Güterumschlag zur See steigern und forciert den Bau neuer Terminals. Der Nördliche Seeweg soll als alternative Handelsroute dem Suezkanal Konkurrenz machen.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Der Güterumschlag russischer Seehäfen stieg in den ersten neun Monaten 2021 um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 621,5 Millionen Tonnen. Die Häfen an der Ostsee, am Schwarzen Meer und in Fernost konnten ihre Umschlagmenge steigern. Weniger Fracht wurde hingegen an den Häfen der Arktis und am Kaspischen Meer verladen. Die größten Zuwächse verzeichnete der Umschlag von Trockenladungen, Kohle, Metallen, Ölprodukten und Containern. Der Umschlag von Rohöl, Flüssiggas, Getreide, Düngemitteln und Erzen ging dagegen zurück.

Neue Terminals werden Häfen in Fernost entlasten

Russlands Häfen im Fernen Osten erleben derzeit eine stark wachsende Nachfrage beim Containerumschlag für den Weitertransport per Schiene nach Europa. Wegen Kapazitätsengpässen können zahlreiche Schiffe, vor allem aus China, nicht rechtzeitig gelöscht werden und müssen mehrere Tage bis Wochen warten. Abhilfe schaffen sollen neue Terminals. Bis zu ihrer Fertigstellung vergehen jedoch noch Jahre.

Das Unternehmen Mnogofunkcionalnyj Gruzowoj Rajon und die Gazprombank vereinbarten die Finanzierung des Baus eines neuen multifunktionellen Hafens bei Poronaisk auf der Insel Sachalin. Das rund 420 Millionen Euro teure Vorhaben sieht bis 2025 den Bau eines Öl-, Gaskondensat- und Kohleverladeterminals vor. Das Projekt ist per Dekret von Präsident Putin in den Plan zur Modernisierung und zur Erweiterung der Transportinfrastruktur aufgenommen worden.

Der Kohlekonzern Jelgaugol (gehört zu A-Property) plant beim Dorf Tschumikan in der Region Chabarowsk den Bau eines Umschlagsterminals für Kohle. Die Investition für rund 380 Millionen Euro soll 2026 fertiggestellt werden.

Nördlicher Seeweg soll sich als alternative Handelsroute etablieren

Russland will den Nördlichen Seeweg zur konkurrenzfähigen Transportroute für den Schiffstransport zwischen Europa und Asien entwickeln. Die Strecke zwischen Murmansk und der japanischen Insel Hokkaido ist mit rund 6.000 Seemeilen nur rund halb so lang wie der Seeweg entlang der Südküste Asiens und über den Suezkanal.

Ab 2030 soll die Route entlang der russischen Nordküste ganzjährig befahrbar sein und das jährliche Frachtvolumen auf 150 Millionen Tonnen steigen. Für die Modernisierung und den Ausbau der Umschlagkapazitäten von Häfen an der Nordmeerküste wie Pewek, Tiksi oder Sabetta stehen rund 8,7 Milliarden Euro aus dem föderalen Haushalt bereit.

Mitte September 2021 begannen bei Murmansk die Bauarbeiten am neuen Güterhafen Lawna. Bis 2023 sollen dort je ein Terminal zum Umschlag von Kohle und Mineraldünger entstehen. Als Generalauftragnehmer fungiert TEK Mosenergo.

Ende Mai 2021 begann Rosneft mit dem Bau des Ölhafens Buchta Sewer auf der Halbinsel Taimyr im Norden der Region Krasnojarsk. Russlands größter Ölkonzern will vor Ort ab 2030 bis zu 100 Millionen Tonnen Rohöl aus den Wostok Oil-Feldern über den Nördlichen Seeweg abtransportieren. Den Bau übernimmt das Unternehmen Obedinjonnaja Energostroitelnaja Korporacija.

Deutsche Unternehmen beteiligen sich an Hafenprojekt

Das Düsseldorfer Logistikunternehmen Martrade will als strategischer Partner beim Bau von Containerterminals in der Hafen-Sonderwirtschaftszone (SWZ) Olja im Gebiet Astrachan einsteigen. Bis 2023 sollen die Arbeiten an den ersten vier Terminals abgeschlossen sein. Die Hamburger LUNO-Gruppe übernimmt die Projektberatung.

Ausgewählte Großprojekte im russischen Hafeninfrastrukturbau

Vorhaben / Region

Investitionssumme (in Mrd. Euro)

Projektstand

Projektträger

Sanierung des Hafens von Sankt Petersburg; u.a. Bau von 4,8 Millionen Quadratmeter Wohn-, Geschäfts- und Sozialräumen sowie Verlagerung der Umschlagkapazitäten nach Ust-Luga / Gebiet Leningrad

4,9

Vorschlag von Andrej Bokarjow (u.a. Beteiligungen an Transmaschholding, Terminal Ust-Luga-Oil, Ust-Luga-RosTerminalUgol); geplante Fertigstellung: 2036

TransportministeriumStadtregierung Sankt Petersburg

Tiefseehafen Archangelsk / Gebiet Archangelsk

2,1

Im Bau; geplante Fertigstellung der 1. Etappe: 2023

Arktis-Transportknoten (ATPU) Archangelsk

Universeller Umschlagkomplex / Hafen Primorsk, Gebiet Leningrad; u.a. Kohle-, Mineraldünger-, Getreide-, Container- und Stückgutterminals sowie Lagerlogistikzentrum

2

Im Bau; geplante Fertigstellung: 2023-2024

OOO Primorski UPK

Ausbau des Hafens Noworossijsk / Region Krasnodar; geplant sind u.a. neue Umschlagterminals für Container, Düngemittel und Pflanzenöl

1,5

Absichtserklärung unterzeichnet; geplante Projektdauer: bis 2029

Transneft

Tiefwasserhafen Indiga / Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen

0,8

Projektierung; geplante Bauzeit: 2023-2028

AEON Holding

Projekt „Lugaport"; Hafenausbau und Bau von Terminals zum Umschlag von Getreide und Nahrungsmitteln im Hafen Ust-Luga / Gebiet Leningrad

0,7

Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

GK Novotrans , GT Morstroy, Projekt Lugaport

Kohleterminal, Hafen Wanino / Region Chabarowsk

0,4

Im Bau; geplante Inbetriebnahme der 2. und 3. Stufe: 2023-2030

Rosmorport, Sachatrans und Kolmar im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft

Bau eines Hafens zum Umschlag von Kohle, Öl und Gaskondensat / Poronaisk, Gebiet Sachalin

0,4

Projektierung; geplante Inbetriebnahme: 2025

OOO Mnogofunkcionalnyj Gruzowoj Rajon; Finanzierung: Gazprombank

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Dieser Inhalt gehört zu

Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.