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Branchenbericht Russland Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen
Moskau (GTAI) - Die wachsende landwirtschaftliche Produktion kurbelt die Nachfrage nach Maschinen zum Verarbeiten und Verpacken von Nahrungsmitteln an. Den Großteil des Bedarfs decken Einfuhren aus Deutschland. Die Regierung möchte die hohe Importabhängigkeit senken. Dazu soll sich der Anteil von in Russland gefertigten Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen bis 2030 verdoppeln. Hersteller müssen steigende Anforderungen der Konsumenten und neue gesetzliche Vorschriften an Verpackungen beachten.
27.06.2018
Der Markt von Ausrüstung zur Nahrungsmittelproduktion in Russland betrug 2017 etwa 1,3 Milliarden Euro. Die inländische Produktion stieg gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 242 Millionen Euro. Trotz des Zuwachses kann der heimische Bedarf nur zu etwa 18 Prozent gedeckt werden. Der Rest der Nahrungsmittelmaschinen muss importiert werden. Um die hohe Abhängigkeit von Einfuhren zu verringern, fördert das Industrieministerium einheimische Hersteller. Bis 2030 soll sich deren Marktanteil auf 62 Prozent verdoppeln, bei einem zu erwartenden Marktvolumen von etwa 1,7 Milliarden Euro. Die Exporte russischer Produzenten sollen um 70 Prozent steigen.
Das Industrieministerium fördert den Absatz von Nahrungsmittelmaschinen "Made in Russia" im Rahmen der "Strategie zur Entwicklung der Nahrungsmittelverarbeitung bis 2030". Es sollen die besten verfügbaren Technologien zum Einsatz kommen und das Exportpotenzial gesteigert werden. Russische Produzenten erhalten 15 Prozent des Verkaufspreises als Subventionen erstattet, wenn sie diese Summe als Rabatt an ihre Kunden weiterreichen. Hersteller für Abnehmer aus dem Sibirischen und Fernöstlichen Föderalbezirk sowie aus dem Gebiet Kaliningrad bekommen sogar 20 Prozent des Verkaufspreises zurück. Für 2018 stehen dafür etwa 28,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Premierminister Medwedew unterzeichnete Ende Mai 2018 eine Verordnung zur Verlängerung des Förderprogramms bis 2020. Dafür werden etwa 21 Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt. Die Fördermaßnahmen zielen vor allem auf Hersteller von Maschinen zur Produktion von Mehl, Backwaren und Getränken sowie Anlagen zum Schockfrieren. Auch Produzenten von Maschinen zur Verarbeitung von Fisch oder Früchten sowie von Anlagen zur Herstellung von Fastfood können mit Hilfe rechnen.
Die russische Regierung unterstützt einheimische Hersteller von Nahrungsmittelmaschinen zudem bei der Teilnahme an internationalen Fachmessen, übernimmt den Transport zum Veranstaltungsort und einen Teil der Kosten für Zertifizierungen. Im Rahmen von Messen schlossen 2017 einige russische Hersteller Verträge zur Lieferung von Maschinen ins Ausland ab, darunter mit Kunden aus der Slowakei, Aserbaidschan und Pakistan. Das Industrieministerium erhofft sich, den Export von Nahrungsmitteltechnik um 10 Prozent pro Jahr zu steigern.
Das Industrieministerium hat einen Katalog von russischen Herstellern von Nahrungsmittelmaschinen erstellt (in russischer Sprache): http://minpromtorg.gov.ru/common/upload/docVersions/5a941b7b77a5a/actual/merged.pdf . Darunter gibt es kein Unternehmen, das eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. Heimische Produzenten wie Amata Scale, Prom-Upak, Klass Engineering, Taifun Innovatsija oder Impress Art sind spezialisiert auf Anlagen zur Verarbeitung bestimmter Produkte wie Fleisch, Rohmilch oder Zuckerrüben.
Russische Hersteller nutzen die Gunst der Förderung und investieren in neue Projekte. Der Verpackungshersteller Tauras-Fenix aus Sankt Petersburg plant 2018 den Bau von drei neuen Werkshallen. Atlantik Pak errichtet im Gebiet Rostow bis 2020 für etwa 2,2 Millionen Euro ein Werk zur Herstellung von mehrschichtigen Frischhaltefolien zum Verpacken von schnell verderblichen Waren.
Das Unternehmen Techmasch (gehört zu Rostech) ergänzt seine militärische Produktion um die Herstellung von Brauereitechnik und investiert hierzu bis 2020 etwa 31 Millionen Euro. Die Firma I-Plast aus der Republik Tatarstan steckt etwa 17 Millionen Euro in den Bau eines Werks zur Herstellung von Kunststoffbehältern in Azow im Gebiet Rostow. Die Holding Eko-Kultura errichtet für 175 Millionen Euro ein neues Werk zur Herstellung von Verpackungsmitteln in der Region Stawropol.
Russische Verbraucher passen den Ernährungsstil ihren Lebensgewohnheiten an. Bis 2022 wird die Nachfrage nach verpackten Produkten um etwa 7 Prozent auf etwa 28,6 Millionen Tonnen steigen, prognostizieren Marktforschungsinstitute. Auch der Konsum von Fastfood dürfte in Zukunft weiter zunehmen. Um den wachsenden Ansprüchen der Konsumenten an Aussehen, Form und Frische der Lebensmittel gerecht zu werden, dürften Nahrungsmittelverarbeitungsbetriebe künftig verstärkt Anlagen bestellen, die Produkte qualitativ hochwertig verarbeiten und modern und ansprechend verpacken.
Daneben werden die Vorschriften über die Produktinformationen auf den Verpackungen weiter verschärft. Die Angaben zu Inhaltsstoffen müssen auf mindestens 30 Prozent der Verpackungsfläche gut sichtbar angebracht sein. Das Industrieministerium möchte die Verwendung von Plastik bei Verpackungen reduzieren und hob dazu Ende 2017 die Entsorgungsabgabe auf Folien an. Ab 2018 verdoppelt sich auch die Abgabe zur Entsorgung von Pappe- oder Papierverpackungen auf 40 Prozent. Für Karton wird die Recyclingquote bis 2020 schrittweise auf 45 Prozent erhöht.
Um die steigende Nachfrage bedienen zu können, bleiben Importe mittelfristig notwendig. Die deutschen Ausfuhren von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nach Russland legten 2017 um 22,1 Prozent auf 381 Millionen Euro zu, so Angaben des Verbands der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Deutschland festigte damit seine Stellung als wichtigster Lieferant vor Italien. Deutsche Hersteller wie Winkler und Dünnebier oder Kraft Foods Services liefern vor allem Maschinen zur Verarbeitung von Fleisch- und Süßwaren sowie Brauereitechnik.
Nahrungsmittelmaschinen sind technisch komplex und anspruchsvoll. Ausländische Hersteller sollten deshalb trotz des Lokalisierungsdrucks genau abwägen, ob der Aufbau einer Produktion in Russland sinnvoll ist. Jens Eichler, Deputy Head of Equipment Sales von GEA, sieht in der zu geringen Größe des Marktes ein Lokalisierungshemmnis: "Unsere Kunden sind vor allem Großunternehmen. Die Maschinen setzen oftmals eine gewisse Mindestkapazität voraus. Es macht daher nicht immer wirtschaftlich Sinn, bestimmte Produkte und Lösungen zu lokalisieren." Derzeit produziert GEA im Werk Klimowsk unter anderem Pasteurisierungsanlagen für die Milchverarbeitung und Separatoren für Brauereien. Doch den Großteil der Anlagen importiert der Düsseldorfer Konzern.
Landmaschinen | 2008 | 2014 | 2016 |
Gesamt SITC 74527 + 727 | 1.553,6 | 1.734,1 | 1.015,7 |
. darunter aus: | |||
. Deutschland | 577,8 | 501,2 | 319,4 |
. Italien | 326,9 | 360,4 | 224,8 |
. Niederlande | 112,5 | 135,4 | 95,6 |
. China | 26,3 | 44,3 | 53,9 |
Quelle: UN Comtrade
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