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Branchen | Sambia | Energie

Energiesektor muss neu aufgestellt werden

In Sambia liegen Solar- und Windprojekte auf Eis. Banken haben sich aus Vorhaben mit dem staatlichen Versorger ZESCO zurückgezogen. Ein IWF-Reformpaket kann neue Dynamik bringen.

Von Fausi Najjar | Lusaka

Sambia ist hoch verschuldet. Die Auslandsschulden des Landes liegen bei 14,5 Milliarden US-Dollar (US$), so Finanzminister Situmbeko Muskotwane im Oktober 2021 gegenüber dem Parlament. Dies ist ein höherer Betrag als bisher angenommen und entspricht mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der finanziellen Schieflage war eine überbordende Ausgabenpolitik vorausgegangen. In sehr großem Stil hatte die Regierung Projekte in Verkehr und Energie aufgelegt und sich auf deren internationale Finanzierung verlassen. 

Missmanagement, Korruption und steigende Subventionen taten ihr Übriges, um Sambia in die Schuldenfalle zu treiben. Im November 2020 wurde die Bedienung eines Eurobonds ausgesetzt. Im Zuge dessen ist die Kreditwürdigkeit des Landes weiter stark gefallen. Projekte mit dem Staat – so auch Energievorhaben – waren zum großen Teil nicht mehr finanzierbar.

Weitreichende Reformen notwendig

Der im August 2021 neu gewählte Präsident Hakainde Hichilema muss nun das Land aus der Überschuldung herausführen. Dazu laufen Verhandlungen für ein Umschuldungsprogramm mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Im Gegenzug zu günstigen Konditionen und womöglich einem Schuldenschnitt wird Sambia die Ausgaben drosseln und das Geschäftsklima verbessern müssen. Die sich abzeichnende Neuregelung des Schuldenregimes, eine wirtschaftsfreundlichere Politik und hohe Kupferpreise sorgen für neuen Optimismus.

Die IWF-Reformen werden unter anderem den Energiesektor umfassen. Noch ist die Zambia Electricity Supply Corporation (ZESCO) mit 3,5 Milliarden US$ tief in den roten Zahlen und als säumiger Zahler bekannt. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Da die Wasserkraftwerke in Sambia vor allem während der Dürre 2019 kaum liefern konnten, hat der Versorger teuren Strom importiert. Darüber hinaus produziert ZESCO durch den regulierten Strompreis nicht kostendeckend. Zudem wird auch der Strom, den unabhängige Anbieter wie Maamba Collieries, Ndola Energy und Itezhi Tezhi Power an ZESCO liefern, deutlich unter Einkaufspreis veräußert. Nicht zuletzt haben einige Minenbetreiber ihre Rechnungen nicht bezahlt. Das IWF-Paket ist zwar noch nicht geschnürt, im Ergebnis ist aber mit steigenden Strompreisen, einer Neuverhandlung von Lieferverträgen an die ZESCO und eventuell einem Schuldenschnitt zu rechnen.

Solarprojekte in Wartestellung

Eine erhöhte Wirtschaftlichkeit von ZESCO würde auch Projekte zum Ausbau der Energieerzeugung wieder attraktiver machen. Dabei sind etwa im Solarbereich eine Reihe liegen gebliebener Vorhaben vertraglich schon unter Dach und Fach.

Dazu gehören Solarprojekte, die im Rahmen des sogenannten Get-Fit-Programms vergeben sind. Mit dem Programm fördert Sambia private Vorhaben für kleinere und mittlere Unternehmen zur Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Die unabhängigen Stromanbieter (Independent Power Producer, IPP) sollen das nationale Netz beliefern. Das Programm wird von der deutschen KfW-Entwicklungsbank unterstützt. Ins Auge fällt, dass die Bieter sehr niedrige Strompreise angesetzt haben. Diese liegen für Afrika weit unter dem Durchschnitt.

Zu den schon beauftragten Solarprojekten kommen acht weitere hinzu, die unbenommen fortgeschrittener Pläne seit etwa 2019 stocken. Die Vorhaben weisen eine Nennkapazität von 1.340 Megawatt auf. In der Pipeline sind außerdem Windkraftanlagen. Das Online-Magazin Meed Projects führt für Sambia drei Windprojekte in der Studien- und Entwurfsphase an. Deren Gesamtkapazität liegt bei für das kleine Land beachtlichen 580 Megawatt.

Fotovoltaikprojekte im Get-Fit-Programm

Name / Region

Einspeisetarif (in US-Cent pro Kilowattstunde)

Kapazität / Unabhängiger Stromproduzent 

Bulemu West & East / Kabwe

3,99

2 x 20 MW / Joint Venture Building Energy (Italien) mit Pele Energy (Südafrika)

Sola 1 & 2  / Kafue

4,52

2 x 20 MW / Joint Venture UK’s Globeleq (VK) und South Aurora Power Solutions (Südafrika)

Garneton North & South /  Garneton

4,80

2 x 20 MW Joint Venture InnoVent (Frankreich-Namibia) und CEC (Sambia)

Quelle: Get-Fit 2020

Vergebene Solarprojekte (Projektwert in Millionen US-Dollar; Kapazität in Megawatt)

Projektname

Wert

Kapazität

Anmerkung

ZESCO - Solar Photovoltaic Power Plants Program

600

600

ZESCO und Power China haben Verträge für drei Großanlagen mit je 200 MW geschlossen

Ministry of Energy Zambia - Solar Power Plant 

500

300 

Auftrag vergeben an Xago Africa aus Kenia und Blue Chip Resources aus Sambia

Green Climate Fund - Solar Power Plant Program

154

120

Mehrere Anlagen; Vergabe an Larsen & Toubro (Indien)


Greenco - Solar PV IPP, Sesheke

60

25

GreenCo Power Services (GreenCo), Tochter der GreenCo Group (Ägypten), in Kooperation mit Western Solar (VK) und Serengeti Energy (Schweiz)

Concentrated Solar Power Plant, Kalulushi, Copperbelt


650


300 

Als Auftragnehmer genannt: Sinohydro (China)

Quelle: Meed Projects 2021

Hohes Potenzial bei Wasserkraft

Auch Wasserkraftvorhaben sind in der Pipeline. Die möglichen Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Wasserkraft werden auf 6.000 Megawatt geschätzt. Deshalb steht der Energieträger weiterhin im Zentrum der Ausbaupläne. Im Norden des Landes besteht großes Potenzial für kleinere Wasserkraftwerke.

Da es beim Bau von afrikanischen Kohlekraftwerken zunehmend Finanzierungsschwierigkeiten gibt, ist die Umsetzung des geplanten 600-Megawatt-Kohlekraftwerks EMCO unsicher.

Wasserkraftprojekte (Kosten in Millionen US-Dollar; Kapazität in Megawatt)

Projektträger und -name

Status

Geschätzte Kosten

Kapazität

Zambezi River Authority - Batoka Hydroelectric Power Plant

Studie

5.000

2.400

Sinozam Power - Kafue Gorge Lower Hydro Power Plant

In Bau

2.200

750

MoEW/MoE - Luapula River Hydroelectric Power Plant

Studie

1.500

1.000

MPC/LHPC/InfraCo - Muchinga Hydro Electric Power Plant

Studie

900

263

WPC - Ngonye Falls Hydroelectric Power Plant

Studie

500

180

Ministry of Energy and Water Development, Zambia - Hydro Power Plant

Studie

500

250

LPC - Lufubu Hydroelectric Power Plants

In Bau

430

326

LUAPCO - Kundabwika Hydro Power Plant

Studie

400

101

LPA/CDC - Kabwelume Hydropower Plant in Northern Province

Studie

127

62

ZESCO - Chishimba Falls Hydro Power Plant Upgrade

Studie

46

15

Quelle: Meed Projects 2021

Diversifizierung und Ausbau dringend erforderlich

Sambia kann, wie viele afrikanische Länder, die Bevölkerung kaum mit Strom versorgen. Gerade einmal 31 Prozent der Haushalte verfügen über einen Stromanschluss. Auf dem Land sind es sogar nur 4 Prozent. Wichtigster Stromabnehmer ist der Bergbau, der über 50 Prozent des verfügbaren Stroms konsumiert. Wegen der Abhängigkeit von der Wasserkraft sorgen Dürren immer wieder für Ausfälle.

Der größte Teil der überwiegend ländlichen Bevölkerung nutzt Brennholz und Holzkohle zur Energieerzeugung. Etwa 70 Prozent des Primärenergieverbrauchs entfallen auf diese Ressource. Die starke Nutzung führt zur raschen Ausdünnung der natürlichen Vegetation. Nicht zuletzt sind die humanitären Folgen des Strommangels verheerend.

Energiemix Sambia

Energieträger

Gesamtkapazität (in MW)

davon mit privater Beteiligung (in MW) 

Anteil an Gesamtkapazität (in %)

Wasser

3.148,5

176,7

83,7

Kohle

330,0

330,0

8,8

Diesel und Schweröl

193,6

190,0

5,1

Solar

89,1

89,1

2,4

Insgesamt

3.761,2

785,8

100

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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