Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Saudi-Arabien | Solarenergie

Politische Ziele

Im Solarsektor stehen einer ambitionierten Regierungsplanung bislang noch relativ bescheidene Fortschritte gegenüber. Aber dies könnte sich in den nächsten Jahren ändern. 

Von Robert Espey | Dubai, Riad

Bis 2030 sollen Photovoltaik-Anlagen mit 40 Gigawatt am Netz sein

Erneuerbare Energien spielten in Saudi-Arabien bislang eine geringe Rolle, obwohl bereits seit etwa 15 Jahren an ambitionierten EE-Konzepten (Erneuerbare Energien) gearbeitet wird. Das von Saudi-Arabien 2013 vorgestellte 54 Gigawatt Programm zur Nutzung erneuerbarer Energien hatte international für großes Aufsehen gesorgt.

Gemäß der damaligen Planung wurde angestrebt, bis 2020 EE-Projekte mit einer Gesamtleistung von 24 Gigawatt zu realisieren. Davon sollen etwa 6,5 Gigawatt auf Photovoltaik (PV), 11,0 Gigawatt auf CSP (Concentrated Solar Power), 5,0 Gigawatt auf Waste-to-Energy (WTE) und 0,5 Gigawatt auf Geothermie entfallen. Bis 2032 war der Ausbau der alternativen Energien auf 54 Gigawatt geplant: 25 Gigawatt CSP, 16 Gigawatt PV, 9 Gigawatt Windkraft, 3 Gigawatt WTE und 1 Gigawatt Geothermie.

Bild vergrößern

Das ambitionierte Programm verschwand aber wieder in den Schubladen beziehungsweise wurde in stark modifizierter Form als Teil der 2016 vorgelegten "Saudi Vision 2030" wiederbelebt. Das 2018 präsentierte "National Renewable Energy Program" sah für 2023 erneuerbare Energien mit 9,5 Gigawatt vor. Diese Zielmarke wurde zwischenzeitlich auf 27,3 Gigawatt angehoben, davon sollen 20 Gigawatt auf PV-Kraftwerke entfallen und 7,0 Gigawatt auf Windenergie. Bis 2030 wird eine Erhöhung auf 58,7 Gigawatt angestrebt (40 Gigawatt PV, 16 Gigawatt Wind, 2,7 Gigawatt CSP).

Im April 2021 erklärte der saudi-arabische Energieminister, Abdulaziz bin Salman, sein Land werde jährlich Solarprojekte mit einer Gesamtkapazität von 5 bis 7 Gigawatt in Angriff nehmen. Ende des Jahrzehnts werde der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung 50 Prozent erreichen, so der Minister.

Bislang nur kleinere PV-Projekte, jetzt erstes großes Kraftwerk in Betrieb

Nach Berechnungen der International Renewable Energy Agency (IRENA) lag in Saudi-Arabien der EE-Anteil an den gesamten Stromerzeugungskapazitäten 2020 bei 0,5 Prozent, dies entsprach 0,4 Gigawatt. Die Kapazitäten verteilten sich auf geschätzte 409 Megawatt Solarenergie (359 Megawatt PV, 50 Megawatt CSP) und 3 Megawatt On-Shore-Windkraft.

Das Interesse an erneuerbaren Energien führte schon vor über zehn Jahren zu ersten Projekten. Dazu gehört eine 2011 fertiggestellte 500 Kilowatt PV-Anlage auf der Insel Farasan im Roten Meer, Projektbetreiber sind die nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco und das japanische Unternehmen Showa Shell Sekiyu KK. Eine geplante Erweiterung auf 10 bis 15 Megawatt wurde bislang nicht realisiert.

Eine Tochter der Phoenix Solar AG (Sulzemoos bei München) errichtete 2011 in der Nähe von Riad für Aramco eine 3,5 Megawatt PV-Anlage, als lokaler Projektpartner war Naizak Global Engineering Systems beteiligt. Der Solarpark steht auf dem Gelände des King Abdullah Petroleum Studies and Research Center (KAPSARC).

Eine 2 Megawatt Dachinstallation hat 2010 die King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Thuwal erhalten. Durchgeführt wurde das Projekt von der Hamburger Conergy AG gemeinsam mit dem saudi-arabischen Systemintegrator National Solar Systems. Eine 200 Kilowatt Dachanlage hat Conergy im neuen Finanzzentrum der Hauptstadt, dem King Abdullah Financial District (KAFD), fertiggestellt; diesmal in Zusammenarbeit mit der lokalen Firma Modern Times Technical Systems. Der große saudi-arabische Nahrungsmittelkonzern Almarai hat 2019 eine 12 Megawatt PV-Anlage in Betrieb genommen.

Eine 25 Megawatt solarthermische Anlage versorgt die Princess Noura Bint Abdulrahman University in Riad mit Warmwasser. Das 2019 fertiggestellte 600 Megawatt GuD-Kraftwerk in Duba (Duba Integrated Solar Combined Cycle Power Plant) am Roten Meer verfügt über eine integrierte 50 Megawatt CSP-Anlage.

Als erste an das nationale Stromnetz angeschlossene PV-Anlage ging 2020 das 10 Megawatt Layla Al Aflaj Kraftwerk in Betrieb. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der zum PIF gehörenden Saudi Technology Development and Investment Company (TAQNIA) und der Saudi Electricity Company. Spaniens TYPSA hat die Anlage gebaut. Eine Erweiterung um 40 Megawatt war geplant, wurde aber bislang nicht in Angriff genommen.

Bild vergrößern

Im April 2021 wurde ein erstes großes Solarkraftwerk, die 300 Megawatt Sakaka PV-Anlage, ans Netz gebracht. Dieses Kraftwerk ist in den oben genannten IRENA-Daten für 2020 schon enthalten, die Anlage war 2020 schon weitgehend fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb.

Privatsektor soll investieren

Beim Aufbau des EE-Sektors soll die Privatwirtschaft eine zentrale Rolle übernehmen. Dabei ist nicht nur die Realisierung der Kraftwerke auf PPP-Basis (Private Public Partnership) gemeint, sondern private in- und ausländische Unternehmen sollen auch in die gesamte Wertschöpfungskette investieren. Für Solar- und Windkraftwerke wird ein steigender "Local Content" gefordert. Internationale Firmen sind deshalb auf der Suche nach geeigneten lokalen Partnern und saudi-arabische Unternehmen suchen ausländische Technologiegeber.

Das 300 Millionen US-Dollar (US$) Sakaka-Projekt wurde 2018 an ein Konsortium (Sakaka Solar Energy Company/SSEC) bestehend aus den beiden saudi-arabischen Unternehmen Acwa Power (Anteil: 70 Prozent) und Al Gihaz (30 Prozent) vergeben. Acwa Power wird dem Privatsektor zugerechnet, der staatliche Public Investment Fund (PIF) ist aber an Acwa Power mit 50 Prozent beteiligt.

Die SSEC hat mit der Saudi Power Procurement Company (SPPC), einer Tochter der Saudi Electricity Company, einen 25 Jahre laufenden Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement/PPA) abgeschlossen, es wurden 2,34 US-Cent pro Kilowattstunde (Levelised Cost of Electricity/LCOE) vereinbart, was 2018 weltweit ein neuer Tiefstpreis war. Die Sakaka-Projektfinanzierung kommt von Frankreichs Natixis. Der Bauauftrag ging an Chint Solar (China) und Mahindra Susten (Indien). 

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.