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Branchen | Schweden | Solarenergie

Marktchancen

Die Nachfrage nach sonnenbasierter Energieproduktion wächst sowohl seitens Privatpersonen als auch Unternehmen. Zukünftig könnte der Fernwärmesektor ein wichtiger Investor werden.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Die schwedische Solarenergie erlebte 2020 ihr bisher bestes Jahr. Mit nahezu 400 Megawatt (MW) neu installierter Leistung wuchs der bisherige Bestand um mehr als die Hälfte. Seit 2017 hat er sich auf 1.089 MW mehr als vervierfacht. Etwa 90 Prozent der knapp 66.000 Anlagen befinden sich in den Energiezonen 3 und 4 – also dem südlichen Drittel des Landes. Einen kaum kleineren Anteil haben Kleinanlagen: Laut der schwedischen Energieagentur Energimyndigheten leisteten 86 Prozent von ihnen maximal 20 Kilowatt (kW).

Laut Netzbetreiber Eon setzt sich der Boom auch 2021 fort. Zwischen Januar und August seien knapp 6.000 Neuinstallierungen angemeldet worden - in etwa so viel im gesamten Vorjahr. Der Branchenverband Svensk Solenergi prognostiziert für das Gesamtjahr sogar 34.000 neue Anlagen: Damit würde der landesweite Gesamtbestand binnen zwölf Monaten um über 50 Prozent zunehmen. Noch schneller wachsen könnte demnach die installierte Leistung: „Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass seit Juli [2021] die Steuerfreiheit für Strom zum Eigenverbrauch aus Anlagen unter 255 Kilowatt (kW) auf solche mit bis zu 500 kW ausgeweitet wurde. Dies macht große Anlagen attraktiver“, begründen die Experten ihre Zuversicht.

Viel Enthusiasmus 

An der Zuversicht in der Bevölkerung sollte dies nicht scheitern. Laut einer Umfrage des Energielieferanten Telge Energi, die Kantar Sifo durchgeführt hat, wollen mehr als ein Drittel der Schweden, dass der von ihnen genutzte Strom aus Solaranlagen kommt. Ebenso viele sehen sie als die wichtigste Energiequelle der Zukunft.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass Bewohner von Mehrfamilienhäusern - landesweit 2,3 Millionen Haushalte - ihre Wohnsituation als Hindernis sehen. „Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Solarmodule "eine Einfamilienhäuser-Angelegenheit" sind. Wer Mitglied einer Wohnungsbaugesellschaft ist, kann aber Einfluss nehmen, und es gibt gute Argumente dafür, auch auf den Dächern von Mehrfamilienhäusern Sonnenkollektoren anzubringen“, unterstreicht Peter Wigren, Solarberater bei Telge Energi.

Wohnungsbauer sind auf den Zug längst aufgesprungen. Stockholmshem beauftragte im September 2021 NP Gruppen und Measol mit der Installation von Fotovoltaiksystemen (PV) auf fünf seiner Gebäude in Stockholm. Der etwa 375.000 Euro große Auftrag soll binnen zwei Monaten erledigt werden. Konkurrent Familjenbostäder hat in der Hauptstadt und Umgebung bereits 6.000 Quadratmeter Solarpanels auf den Dächern seiner Gebäude verlegt. Binnen der nächsten zwei Jahre soll dieses Fläche um ein Viertel wachsen. Weitere 2.000 Quadratmeter sollen auf Neubauten installiert werden: „Wir planen, mindestens 20 Prozent des Strombedarfs neuer Gebäude durch Solarzellen abzudecken", kündigt Helena Ulfsparre an, Umweltmanager der Firma.

Größer und stärker

Nach etwas Sonne sehnen sich auch Unternehmen. Momentan gibt es nur etwas mehr als 30 PV-Parks mit mindestens 1 MW Leistung. Aber Investoren überschlagen sich mit neuen Großprojekten. Experten der Sonnenenergiekommission (Solelkommissionen), die unter anderem Schwedens größte Wohnungsgesellschaft HSB und Immobiliengesellschaft Vasakronan vereinen, weisen darauf hin, dass in Süd- und Mittelschweden, wo die Strombilanz am ungünstigsten ist, über 120.000 Hektar Landwirtschaftsfläche brachliegen. Um eine jährliche Produktion von 30 Terawattstunden (TWh) zu erreichen, würde kaum mehr als ein Drittel davon gebraucht. Diese Größe ist auch die Zielsetzung, die sie von der Regierung für 2030 fordern.

Landwirtschaftliche Flächen stehen jedoch generell hoch im Kurs. In der Politik stößt ihre Nutzung zur Energiegewinnung auf verhaltenen Enthusiasmus: "Landwirtschaftlich nutzbare Flächen dürfen nur dann für Anlagen genutzt werden, wenn sie zur Erfüllung wesentlicher gesellschaftlicher Interessen benötigt werden und dieser Bedarf nicht anderweitig gedeckt werden kann", sagte Umwelt- und Klimaminister Per Bolund Anfang 2021. Deswegen startete im Oktober 2021 die Provinzverwaltung Schone und der dortige Förderverband Solar Region Skåne das Projekt SolMarken. „Es soll mehr Klarheit schaffen über die Voraussetzungen und Regeln an verschiedenen Standorten und bessere Kenntnisse darüber bringen, wie unterschiedliche Interessengruppen die Solarparks sehen", sagt Projektmanager Eric Eliasson.

Unweit von Motala startet EnergiEngagemen lieber einen Praxistest. Spätestens bis Ende 2022 sollen auf 35 Hektar ehemaligen Agrargrunds 44.400 Solarpaneele mit 24 MW Leistung montiert werden. Für Nachfrage ist gesorgt: Das dortige Energieunternehmen Jämtkraft hat einen 20-jährigen PPA-Vertrag unterzeichnet - für die gesamte Jahresproduktion von 24 GWh.

Solarprojekte in Schweden

Projektbezeichnung (Technologie), Standort

Leistung (MW)

Unternehmen

Status

Investitionsvolumen
(in Mio. Euro)

Solarpark Svedberga, Helsingborg

158

European Energy

Umweltverträglichkeitsstudie wurde im Mai 2021 an die Regionalleitung Skåne übergeben

k.A.

Solarpark Knislinge, Kommune Östra Göinge (Skåne)

30-36

Alight

Umweltverträglichkeitsstudie wird vorbereitet; geplante Inbetriebnahme 2023

15-20

Solarpark für Martin & Servera, Kommune Skurup (Skåne)

18

Alight

Inbetriebnahme Frühling 2022

k.A.

Solarpark Birsta, Kommune Sundsvall

10

Lilium Fastigheter AB

Baustart Sommer 2021, geplante Fertigstellung April 2022

k.A.

Solarpark Hultsfred, Kommune Kultsfred

10

ETC Sol

Kick-off Event am 20. Oktober 2021; Finanzierung durch Crowdfunding

7

Solarpark für Nolatokonzern, Südschweden (Skåne)

8

Alight

Baustart Herbst 2021; Inbetriebnahme April 2022; Netzanschluss durch E.On

k.A.

Solarpark, Kommune Laholm

k.A.

Helios Nordic Energy AB

Grundstückskauf in Vorbereitung

k.A.

Solarpark Trunnerup, Kommune Skurup (Skåne)

k.A.

BeGreen

Mögliche geplante Inbetriebnahme 2022

k.A.

Quelle: Pressemitteilungen der Unternehmen, Recherche von Germany Trade & Invest

Wärme aus der Sonne

Neben der Stromversorgung könnte sich ein weiterer Markt für die Sonnenenergie öffnen. Im September ging in Härnösund der erste Teil „des ersten großangelegten Solarprojektes in der schwedischen Fernwärme seit 20 Jahren“ in Betrieb. Die mit Kollektoren von Absolicon bestückte Anlage soll 2023 fertiggestellt werden und bis zu 1 TWh jährlicher Wärmeleistung liefern. Die insgesamt 3.000 Quadratmeter großen Kollektoren sollen der Sonne folgen und dank einer Silberschicht den hohen Temperaturanforderungen des schwedischen Wärmesektors genügen. Die älteste schwedische Umweltorganisation Naturskyddföreningen forderte bereits 2019 in einem Bericht, dass bis 2040 ein Fünftel der schwedischen Wärme aus der Sonne gewonnen werden sollte. Die schwedische Energieagentur, die Partner des Härnösund-Projektes war, scheint nun in die gleiche Richtung zu denken: "Wir können bereits sehen, wie dieses Solarkraftwerk die Debatte über die schwedische Solarenergie beeinflusst. Beispielsweise hat die schwedische Energieagentur eine Studie in Auftrag gegeben, die untersuchen soll, wo in der schwedischen Fernwärme die Solarwärme am rentabelsten ist", sagt Absolicon-Chef Joakim Byström.

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