Branchen | Simbabwe | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen
Hohe Hürden durch schwieriges Geschäftsumfeld
In Simbabwe sind vergleichsweise wenig Nahrungsmittelverarbeiter aktiv. Die indische Varun Beverages will den Markt für Softdrinks erobern.
30.03.2021
Von Marcus Knupp | Berlin
Eine Untersuchung der Netherlands Enterprise Agency von 2020 stellt fest, dass die Zahl der Akteure in der Nahrungsmittelverarbeitung in Simbabwe relativ gering ist. Der Markt ist nicht offen, der Wettbewerb zwischen den lokal vertretenen Unternehmen bleibt daher verhalten. Es gibt keinen großen Preisdruck, potenziell also attraktive Margen. Angesichts der relativ hohen notwendigen Investitionen sind allerdings die Rahmenbedingungen mit nicht immer klaren Standards, umfangreicher Bürokratie, den Devisenproblemen etc. eine große Barriere, die diesen Vorteil wieder zunichte macht. Die geringe Zahl der Wettbewerber erhöht zudem die Abhängigkeit von wenigen Anbietern, etwa von Kühlhauskapazitäten, und verringert den Druck auf die Qualität Dienstleistungen.
Export als Qualitätstreiber
Die Orientierung auf Auslandsmärkte ist dagegen ein wichtiger Antrieb für die Qualität der Produkte, da hier Waren nach internationalem Standard verlangt werden. Die für den Export produzierenden Firmen werden vorwiegend durch kommerzielle landwirtschaftliche Großbetriebe bedient, während Kleinbauern Überschüsse in der Regel auf informellen lokalen Märkten verkaufen. Auch Nahrungsmittel-Verarbeiter, die für den lokalen Markt herstellen, verlangen von ihren Zulieferern in der Regel geringere Qualität als jene, die für den Export fertigen.
Das Unternehmen Probest Veg beispielsweise produziert feine Bohnen und Erbsen für Märkte im Ausland. Das Gemüse wird derzeit von drei Kontrakt-Landwirten auf insgesamt 75 Hektar in den Provinzen Mashonaland East und Central angebaut. Bisher beschränkt sich Probest Veg auf Sortieren und Verpacken. Das Unternehmen plant aber, in Zukunft weitere Teile der Aufbereitung wie Waschen, Schneiden, Mischen und verkaufsfertiges Verpacken vor Ort vorzunehmen. Neben der Finanzierung stellt die Logistik, insbesondere die Kühlung der Fertigwaren, noch eine große Hürde dar.
Wichtige Auslandsmärkte für Nahrungsmittel aus Simbabwe sind neben den Nachbarländern Südafrika, Sambia und Mosambik auch europäische Länder wie die Niederlande oder das Vereinigte Königreich. Allerdings hat sich das Volumen der Ausfuhren von Obst und Gemüse in der Zeit nach den verschärften Enteignungen in den Jahren 2001 bis 2013 um etwa 70 verringert. Der Anteil des informellen Handels ist angestiegen, Investitionen in Verarbeitung, Verpackung und Lagerung waren entsprechend geringer als vom Potenzial her zu erwarten.
Nachfrageinduzierte Investitionen kommen aus der Golfregion. Das Unternehmen Nhimbe Fresh hat von einem ungenannten Abnehmer in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) 15 Millionen US-Dollar (US$) zum Ausbau seiner Obstproduktion erhalten. Zu den vermehrt angebauten Erzeugnissen sollen demnach unter anderem Zitronen und Pecan-Nüsse gehören. Sämtliche Erzeugnisse des Erweiterungsprojekts sind zum Export in die VAE vorgesehen.
Konsolidierung im Getränkesektor?
Die lokalen Molkerei-Unternehmen Dairiboard Holdings Limited und Dendairy verhandeln seit Sommer 2020 über eine Fusion. Die Gespräche dauern an. Seit 2018 verfolgte Expansionspläne von Dendairy in Kwekwe wurden wegen Problemen bei der Finanzierung und den Auswirkungen der Corona-Epidemie bisher nicht verwirklicht. Geplant sind drei neue Abfülllinien für Milch und Fruchtsäfte, die die Produktion von 4,6 Millionen Litern auf 8 Millionen Liter im Monat erhöhen sollen.
Der indische Getränkekonzern Varun Beverages Limited hat für sein simbabwisches Tochterunternehmen im Januar 2021 eine neue Produktionslinie für das unter dem Namen Aquaclear vermarktete Mineralwasser in Betrieb genommen. Gegenüber der Presse kündigte das vor allem Produkte der PepsiCo-Gruppe wie Pepsi, Mirinda, Mountain Dew, Sting oder Seven-Up herstellende Unternehmen weitere neue Artikel für das laufende Jahr an. Bis 2030 zielt Varun demnach auf einen Marktanteil von 50 Prozent auf dem simbabwischen Softdrink-Markt. Erst im Dezember 2019 hatte Varun in seinem Werk in Harare drei zusätzliche Produktionslinien mit PET-Flaschen in Betrieb genommen.
Schweppes Zimbabwe, eine Firma, die in zwei Werken in Harare und Bulawayo Getränke des Coca-Cola-Konzerns unter Lizenz herstellt, geht neue Wege in der Vermarktung. Während die Softdrinks bisher ausschließlich über den Großhandel an Geschäftskunden verkauft wurden, erfolgt seit Mitte 2020 auch der Verkauf an Privatkunden durch E-Commerce. Dabei arbeitet Schweppes mit dem IT-Unternehmen MACmobile zusammen.
Engagement sichert Marktanteile
Der schweizerische Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat seine Fertigungsanlagen für Getreideprodukte in Simbabwe für 2,5 Millionen US$ erweitert. Die Investition ist Teil der 2019 von Nestlé vorgestellten Planungen, die lokale Wertschöpfung auszubauen und damit Importe zu verringern, die durch die Devisenknappheit erschwert werden. Das Produktportfolio soll stärker an lokal verfügbare Zutaten angepasst werden. Das Modell ermöglicht die stärkere Integration in die Marktstrukturen vor Ort und senkt den Devisenbedarf von ehemals 85 Prozent auf nur noch 20 Prozent der Produktionskosten.
Ein weiteres Feld für die Importsubstitution ist die Herstellung von Pflanzenöl. Eine treibende Kraft ist hierbei der Investor Cashbox Financial Services (CFS), der 25 Millionen US$ in diese Aktivitäten stecken will. Insbesondere der Anbau von Sesam soll im Rahmen des Contract Farming gezielt ausgebaut werden. Ziel ist eine Erntemenge von 100.000 Tonnen im Jahr. Ein anderer Player auf diesem Feld ist das Unternehmen Cottco, das seine Anbauflächen von Baumwolle diversifizieren will und dabei ebenfalls Sesam im Blick hat.