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SpanienÖffentlicher-Personen-Nahverkehr (ÖPNV) / Elektromobilität
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Branchenbericht Spanien Öffentlicher-Personen-Nahverkehr (ÖPNV)
Madrid (GTAI) - Das Interesse an Elektrofahrzeugen in Spanien wächst. Die beiden 2017 aufgelegten öffentlichen Subventionsprogramme waren jeweils binnen 24 Stunden ausgeschöpft. Im Februar 2018 standen noch keine neuen Anreize fest. Sie werden aber von allen Seiten gefordert. Impulse kommen durch den Wettbewerb von Carsharing-Firmen, die auf Elektrofahrzeuge setzen. Auch die sich häufenden Smogphasen in den Metropolen Madrid und Barcelona spielen der Elektromobilität in die Hände. (Kontaktadressen)
13.03.2018
Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen entwickelt sich in Spanien seit 2014 zweistellig. Das wird aber nicht reichen um 2020 wie angestrebt einen Bestand von 150.000 zu erreichen. Aktuell liegt dieser bei circa 27.000 batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) und Plug-in-Hybriden (PHEV). Unter Einschluss von Hybriden ohne Lademöglichkeit (HEV) sind 2017 fast 64.400 elektrische Fahrzeuge neu zugelassen worden. Spaniens Verband der Pkw- und Lkw-Hersteller ANFAC (Asociacion Española de Fabricantes de Automoviles y Camiones) zufolge entsprach das einem Plus von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2016: +66 Prozent; 2015: +51 Prozent).
Indikator | 2016 | 2017 | Veränderung (in %) | Anteil an Gesamtzulassungen 2017 (in %) |
Batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) | 2.854 | 4.897 | 71,6 | 0,4 |
Plug-in-Hybride (PHEV) | 1.511 | 3.342 | 121,2 | 0,3 |
Fahrzeuge mit Reichweitenverlängerer (Range Extender) | 138 | 186 | 34,8 | 0,0 |
Hybride (HEV) | 30.897 | 55.552 | 79,8 | 4,5 |
Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb insgesamt | 35.400 | 63.977 | 80,7 | 5,2 |
*) In den Segmenten Pkw, leichte Nfz, Lkw bis 3,5 t
Quelle: ANFAC
Der Anteil von Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb am Neuwagenmarkt hat sich 2017 auf 5,2 Prozent gegenüber 2016 nahezu verdoppelt. Den allergrößten Teil stellen Hybride, BEV machen nur 0,4 Prozent aus. Im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht hat sich die Nachfrage nach elektrischen Krafträdern: 4.345 Zulassungen bedeuteten laut dem Verband Anesdor 2,7 Prozent am Scooter- und Motorrad-Markt. Als Hauptbarrieren für die Elektromobilität gelten der Preis, die geringe Reichweite und der Mangel an Ladestationen.
Modell | 2016 | 2017 | Veränderung 2017/2016 |
1.Renault ZOE | 402 | 1.327 | 230,1 |
2.Nissan Leaf | 519 | 530 | 2,1 |
3.BMW i3 | 200 | 497 | 148,5 |
4.Smart Fortwo Electric Drive | 155 | 418 | 169,7 |
5.Nissan e-NV200 | 308 | 330 | 7,1 |
6.Renault Kangoo Z.E. | 329 | 299 | -9,1 |
7.Tesla Model S | 46 | 225 | 389,1 |
8.Volkswagen e-Golf | 23 | 176 | 665,2 |
9.Tesla Model X | 9 | 162 | 1.700,0 |
10.Citroen C-Zero | 496 | 160 | -67,7 |
Quelle: ANFAC
Während Smogphasen kommt es immer öfter zu Verkehrseinschränkungen, von denen Elektroautos ausgenommen sind. Eine 2016 durch die Generaldirektion für Transport eingeführte Plakettierung der Autos nach Emissionsklassen (Null Emissionen, ECO, C und B) soll in Madrid und Barcelona bei Fahrverboten in Smogzeiten greifen. Seit Anfang 2018 müssen in Madrid neu zugelassene Taxis die Standards Null oder ECO aufweisen.
In den Stadtzentren geht der Trend zu weiterer Eingrenzung konventioneller Antriebe, was Elektrofahrzeuge für die Warenanlieferung an den Endkunden interessanter macht. Dazu gibt es mehrere, zum Teil mit Mitteln der Europäischen Union geförderte Projekte. Das System Cool Routing zur Planung und Optimierung von Lieferrouten für elektrische Fahrzeuge mit Gefrierladung in urbanen Zonen testet 2018 die Handelskette Consum.
Regionale Verkehrsbetriebe setzen bei der Erneuerung ihrer Busflotten in meist mehrjährigen Investitionsprogrammen auf alternative Antriebe, darunter Hybride und Elektrobusse. Der Madrider Verkehrsbetrieb EMT will 2020 nur noch Niedrigemissionsbusse einsetzen. Die Sensibilität unter öffentlichen und privaten Unternehmen wächst. So setzen Spanische Post, Hafen Barcelona, Madrider Feuerwehr, aber auch Warentransporteure wie SEUR erste Elektrofahrzeuge ein.
Eine Umfrage des Autohändlers Clicars.com ergab, dass zwei von drei Spaniern heute ein Elektrofahrzeug kaufen würden, wenn es nicht mehr als 15.000 Euro kostete; rund 28 Prozent wären bereit, 15.000 bis 30.000 Euro zu zahlen, 6 Prozent sogar mehr.
Als Folge der staatlichen Impuls-Strategie zur Verbreitung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben (Estrategia de Impulso del vehiculo con energias alternativas (VEA) en España 2014-2020) wird der Kauf ein- bis zweimal im Jahr in kleinen Programmen mit Prämien gefördert. Vertragshändler stocken diese noch einmal auf. Die Einsparung kann so bis zu 10.000 Euro ausmachen. Viele Händler behalten ihre Ermäßigung auch nach Auslaufen der öffentlichen Mittel bei.
Der erste öffentliche Subventionsplan 2017, Movea, begünstigte mit 9,2 Millionen Euro 1.349 Privatpersonen und 895 Unternehmen. Ende des Jahres folgte der mit 20 Millionen Euro dotierte Movalt-Vehiculos , zu dem 1.655 Anträge für elektrische Pkw, 329 für leichte Nutzfahrzeuge und 495 für Motorräder, vierrädrige Leichtkraftfahrzeuge sowie Busse eingingen. Jedes Mal war das Volumen im Handumdrehen erschöpft.
ANFAC zufolge hat dieser Ansturm mit einer aufgestauten Nachfrage zu tun, da viele Kunden auf einen Anreiz warten, um ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb zu kaufen. Statt punktueller Aktionen, die den Markt ruckartig bewegen, befürworten Experten daher mit Blick auf Deutschland ein gut dotiertes, kontinuierliches Programm oder mit Blick auf Norwegen den Verzicht auf die Umsatzsteuer, um den Prozess zu beschleunigen. Bislang ist die einzige fiskale Maßnahme die Befreiung von der Kfz-Zulassungssteuer. Impulsprogramme mit Kaufanreizen gibt es auch in einigen Regionen und Städten.
In Madrid genießen elektrische Fahrzeuge Vorteile - neben der staatlichen Kaufförderung, können ihre Fahrer kostenlos parken, auch bei generellem Parkverbot im Fall von Smogalarm. Dies hatte Ende 2015 car2go (Daimler) nach Madrid gezogen und ausschließlich auf mittlerweile 500 elektrische Smart setzen lassen. Es folgten Emov (PSA und Eysa) mit 600 und Zity (Renault und Ferrovial) mit 500 Elektroautos. WiBle (Kia und Repsol) will 2018 folgen, Nissan erwägt es. Das Sharing elektrischer Krafträder (eCooltra, Muving, ioScoot) schwappte auch auf das motorradaffine Barcelona über. Muving ist darüber hinaus in anderen Städten vertreten. Carsharing speziell für Firmen bietet in Spanien neuerdings die Firma Movelco im Verbund mit dem Start-up Eccocar an.
Akteur/Projekt | Investitions-summe | Projektstand | Anmerkungen |
Empresa Municipal de Transporte EMT Madrid/Erneuerung der Busflotte, | 329 | Umsetzung 2018 bis 2020; rund 80 Mio. Euro pro Jahr | Insgesamt 1.000 Busse; 2017 wurden 87 Mio. Euro investiert, darunter in 15 elektrische Busse der baskischen Marke Irizar mit Elektromotoren von Siemens |
Transport Metropolitans de Barcelona TMB/Erneuerung Busflotte, | 38 | In Ausschreibung; Umsetzung bis Juni 2018 | Kauf von 83 Bussen, darunter 54 hybrid oder batterieelektrisch |
Aktionsplan Elektromobilität Malaga | 20 | In Umsetzung | Förderung für 400 öffentliche Ladepunkte und 2.000 E-Fahrzeuge |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Mehr zum Kraftfahrzeugmarkt in Spanien finden Sie in unserer Reihe "Branche kompakt Kfz-Industrie" unter: http://www.gtai.de/brk-kfz-spanien
Mehr zu Entwicklungen auf den globalen Märkten für Elektrostraßenfahrzeuge finden Sie unter: http://www.gtai.de/elektromobilitaet
Mehr zu Spanien finden Sie unter: http://www.gtai.de/spanien
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Asociacion Española de Fabricantes de Automoviles y Camiones (ANFAC) | http://www.anfac.com | Verband der Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen |
Asociacion Empresarial para el Desarrollo e Impulso del Vehiculo Electrico (AEDIVE) | http://www.aedive.com | Verband für Impuls und Entwicklung des elektrischen Fahrzeugs |
Federacion Española de Concesionarios de Automocion (FACONAUTO) | http://www.faconauto.com | Dachverband der Kfz-Vertragshändler |
Asociacion Española de Empresas del Sector de Dos Ruedas (ANESDOR) | http://www.anesdor.com | Verband der Kraftrad- Unternehmen |