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E-Mobility

Auf dem lokalen Markt bisher kaum von Bedeutung, könnten Elektrofahrzeuge in Südafrika Anschub durch die Dynamik auf dem wichtigen Exportmarkt Europa erhalten.

Von Marcus Knupp | Berlin

Elektroautos vom Kap?

Der Blick in die Zukunft sorgt für Sorgenfalten bei etlichen Verantwortlichen in der Autoindustrie in Südafrika. Seit der Neuausrichtung der Produktionsstruktur in den vergangenen beiden Jahrzehnten geht ein wesentlicher Teil der am Kap hergestellten Fahrzeuge in den Export. Wichtigster Markt ist mit großem Abstand Europa. Und dort gewinnen Autos mit elektrischem Antrieb derzeit rasch an Marktanteilen. Viele Länder sehen ein Ende für Neuwagen mit Verbrennungsmotoren 2030 oder 2035 vor. Damit ließen sich auch die derzeit in Südafrika gefertigten Modelle dort nicht mehr verkaufen. 

Die Diskussion fokussiert sich daher darauf, möglichst bald auch Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb an den Standorten der internationalen Automobilkonzerne in Südafrika zu bauen. Ansätze dazu gibt es bereits, etwa bei Daimler in East London, wo die neue C-Klasse auch als Hybrid gefertigt werden kann. Wie andere Regionen mit einer starken Automobilindustrie stellt der technologische Wandel aber auch Südafrika vor ein Dilemma. Elektroautos sind aus weniger Komponenten zusammengebaut. Damit sinkt die Zahl der benötigten Arbeitskräfte - keine erfreuliche Entwicklung im ohnehin durch hohe Arbeitslosigkeit belasteten Südafrika.

Zudem setzt die Regierung bei ihren Masterplan für die Automobilindustrie unter anderem darauf, Arbeitsplätze und lokale Wertschöpfung durch die Förderung von Zulieferbetrieben zu schaffen. Werden deren Produkte mittelfristig nicht mehr oder nur noch in geringerem Maße gebraucht, muss die Strategie angepasst werden. Kein einfaches Unterfangen in politisch angespannten Zeiten und wenn die Förderung von durch schwarze Südafrikaner geführten Zulieferunternehmen den Herstellern die begehrten Punkte im System des sogenannten Broad Based Black Economic Empowerment (BBBEE) bringt.

Wichtige Zielgröße im South African Automotive Masterplan ist neben einem weltweiten Marktanteil der südafrikanischen Produktion von 1 Prozent bis 2035, was einer ungefähren Verdoppelung der Stückzahlen entspräche, die Erhöhung des Anteils lokal gefertigter Teile von derzeit etwa 40 Prozent auf 60 Prozent. Hier ergibt sich die nächste Herausforderung. Denn ein erheblicher Teil der Wertschöpfung entfällt bei Elektroautos auf die Batterie. Würde diese aus dem Ausland importiert, ist das Ziel 60 Prozent kaum zu schaffen.

Auch Südafrika ist daher an einer Batteriefertigung interessiert. Die Bedingungen dafür sind nicht allzu schlecht. Denn etliche der für den Bau der Stromspeicher benötigten Rohstoffe kommen im südlichen Afrika vor und werden vor Ort abgebaut. Anstatt sie nach Asien zu exportieren und danach wieder fertige Batterien zu importieren, wäre die Batterieherstellung in Südafrika ein logischer Schritt. Voraussetzung dafür wäre, dass sich ein Absatzmarkt entwickelt, etwa durch den Bau von Elektroautos. Da die Automobilkonzerne am Kap nicht nur für den Export, sondern auch für den Inlandsmarkt produzieren, wäre es hilfreich, Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb auch dort verkaufen zu können. Das ist bisher nur sehr begrenzt der Fall.

Absatz steigt auf niedrigem Niveau

Ohne gezielte finanzielle Förderung und mit bisher rudimentärer Ladeinfrastruktur bleiben Elektroautos in Südafrika derzeit ein Nischenprodukt. Die in den vergangenen Jahren häufigen Unterbrechungen der Elektrizitätsversorgung (Load shedding) dürften Kaufentscheidungen zusätzlich zurückgehalten haben. Der Anteil von batterie-elektrischen Pkw und Plug-in-Hybriden am gesamten Pkw-Absatz lag 2021 bei unter 0,1 Prozent. Konkrete Angaben zur Förderung von Elektrofahrzeugen hat die Regierung bis November 2022 nicht gemacht. Es wird aber eher auf die Unterstützung der lokalen Produktion als auf Kaufprämien hinauslaufen, schätzen Beobachter.

Absatz von Pkw mit elektrischen Antrieben in Südafrika (Stückzahl)

Antriebsart

2018

2019

2020

2021

Batterie-elektrisch

58

154

92

218

Plug-in-Hybrid

89

72

79

51

Hybrid

55

181

153

627

Quelle: Department of Trade, Industry & Competition 2022

Die Zahl der in Südafrika erhältlichen Modelle hat sich 2022 deutlich erhöht mit neuen Angeboten mehrerer großer Hersteller. In den ersten sechs Monaten des Jahres fanden 205 batterie-elektrische Pkw einen Abnehmer. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Der Entwicklung auf einigen europäischen oder asiatischen Märkten hinken die Verkäufe im Autoland Südafrika aber erheblich hinterher. Das landessweite Netz von Ladepunkten wächst insbesondere durch die Initiative von Herstellern wie BMW oder Audi, die zusammen mit Betreibern Schnelladepunkte an wichtigen Verkehrsrouten errichten. Mitte 2022 beschränkte sich das weiterhin sehr lückenhafte Ladesäulennetz im Wesentlichen auf die Großräume Johannesburg, Kapstadt und Durban.

Startvorteil bei Brennstoffzellen

Mittelfristig gute Chancen für die Elektrifizierung räumen Beobachter wie die Vereinigung Green Cape Verkehrsträgern mit lokal begrenztem Radius und daher geringeren Ansprüchen an ein ausgedehntes Ladenetz ein. Hierzu zählen innerbetriebliche Verkehre zum Beispiel in Bergwerken, aber vor allem der öffentliche Verkehr mit Stadtbussen und den allgegenwärtigen Minibussen. Hier könnte auch der Start für den Bau von Elektrofahrzeugen in Südafrika liegen.

Der Entwurf für ein Strategiepapier Auto Green Paper der südafrikanischen Regierung betont unter anderem das Prinzip der technologischen Offenheit, um auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Aus Sicht der lokalen Potenziale genießt vor allem die Wasserstoff-Brennstoffzelle Aufmerksamkeit. Südafrika ist der wichtigste Produzent von Platinmetallen, die bei der Herstellung der Brennstoffzellen benötigt werden. Mit der massenhaften Fertigung von Abgaskatalysatoren ist die chemische Industrie am Kap hierfür bereits gut aufgestellt.

Eine Analyse der Marktchancen für Elektrofahrzeuge bietet die Umwelttechnik-Vereinigung Green Cape. Den ersten Entwurf einer Strategie zum Aufbau der Produktion von Elektroautos in Südafrika hat das Department of Trade, Industry and Competition (DTIC) im Mai 2021 vorgestellt (Auto Green Paper).


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