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Marktchancen

Die Bauwirtschaft Südafrikas erhält 2021 Impulse durch Infrastrukturprogramme. Neben Straßenbau und Energie stehen Investitionen in Bergwerke und im Wohnungsbau an.

Von Marcus Knupp | Berlin

Anzahl der Baugenehmigungen steigt

Im ersten Halbjahr 2021 stehen die Zeichen in der südafrikanischen Bauwirtschaft auf Erholung. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl der Baugenehmigungen im Gebäudebau in den Monaten Januar bis Juni 2021 um rund 74 Prozent erhöht. Die stärkste Aktivität ist dabei mit einem Plus von 92 Prozent im Wohnungsbau zu verzeichnen. Etwas langsamer kündigt sich der Aufschwung im Gewerbebau an, aber auch dort ist die Zahl der Baugenehmigungen im selben Zeitraum um knapp 50 Prozent gestiegen.

Die Regierung sieht die Bauwirtschaft als einen der zentralen Träger bei der Wiederankurbelung der Konjunktur nach der Coronakrise. Reformen in den Bereichen Energie und Transport schaffen Anreize für zusätzliche Investitionen. So können private Stromproduzenten nun Anlagen mit einer installierten Kapazität von bis zu 100 Megawatt betreiben. Im Schienengüterverkehr wird der Weg für Drittanbieter freigemacht. Die Nationale Straßenagentur Sanral hat ein umfangreiches Straßenbauprogramm aufgesetzt. Bergwerke holen in den letzten Jahren vernachlässigte Instandsetzungs- und Ausbauarbeiten nach.

Infrastrukturbau ist der Motor

Der zeitweise Stillstand auf vielen Baustellen während des Lockdowns im Jahr 2020 hat den Hochbau stärker betroffen als den Tiefbau. Der Bereich Infrastrukturbau konnte seinen ohnehin hohen Anteil an den gesamten Bauinvestitionen daher noch etwas auf 62,7 Prozent steigern, was 18,3 Milliarden Euro entsprach. Angesichts der über viele Jahre zu geringen Investitionen, etwa in das Eisenbahnnetz oder die Stromversorgung, und des zum Teil maroden Zustandes der Anlagen, bleibt hier auch weiterhin viel zu tun.

Marktvolumen der Bauwirtschaft in Südafrika (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

Kennziffer

2019

2020

Veränderung 2019/18

Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

26.489

18.258

-31,1

Wohnungsbau

5.331

3.691

-30,8

 öffentlich

95

68

-28,6

 privat

5.236

3.623

-30,8

Wirtschaftsbau

4.781

3.114

-34,9

Infrastrukturbau

16.377

11.452

-30,1

  öffentlich

10.492

7.803

-25,6

  privat

5.885

3.649

-38,0

Wert der erbrachten Ingenieur-, Architektur- und Consultingleistungen *)

799

-

-

*) 2017Quelle: Statistics South Africa; South African Reserve Bank

Im August 2021 hat die südafrikanische Regierung den Entwurf des National Infrastructure Plan 2050 (NIP 2050) vorgestellt. Er definiert vier große Aufgabenbereiche für die nächsten drei Jahrzehnte: Energie, Gütertransport, Wasser und digitale Infrastruktur. Deutlich konkreter ist der Infrastructure Investment Plan von Mai 2020, der den Rahmen für die kommenden Jahre absteckt. Er wurde auf einem Sustainable Infrastructure Development Symposium (SIDS) einem breiteren Publikum präsentiert. Die dort zusammengefassten Planungen umfassen insgesamt 276 Vorhaben mit einem geschätzten Investitionswert von umgerechnet 124 Milliarden Euro. Dies schließt die Anlage neuer Wohngebiete ein, allein 71 Projekte gibt es in diesem Bereich. Es folgen die Sparten Transport mit 64 Vorhaben, Landwirtschaft mit 54, Wasser und Abwasser mit 42 und Energie mit 25 Projekten.

Neue Institutionen zur Beschleunigung von Bauprojekten

Bereits im Juli 2020 hat das Ministerium für Öffentliche Arbeiten und Infrastruktur eine Liste mit 50 vorrangigen und zur Umsetzung bereiten Projekten im Amtsblatt veröffentlicht. Hinzu kommen noch zwölf übergreifende Planungen, so dass insgesamt 62 Strategic Integrated Projects (SIP) veröffentlicht wurden. Zur Durchführung dieser prioritären Vorhaben hat das Kabinett die Schaffung einer speziellen Agentur, der Infrastructure South Africa (ISA), beschlossen. Im Rahmen von Round-Table-Geprächen präsentiert ISA Investoren beispielsweise Planungen, die zur Ausführung bereit sind.

Bei der Finanzierung baut Südafrika auf eine starke Beteiligung des Privatsektors einerseits und konnte sich andererseits weitgehende Unterstützung internationaler Partner sichern. Als eigenen Beitrag hat die durch akute Haushaltsprobleme in ihrem Aktionsraum eingeschränkte Regierung die Schaffung eines Infrastructure Fonds beschlossen, für den in den nächsten zehn Jahren öffentliche Mittel in Höhe von circa 5,4 Milliarden Euro vorgesehen sind. Dieser Fonds ist bei der Development Bank of Southern Africa angesiedelt.

Städtebauliche Projekte sollen Wohnungsbau anschieben

Zum Katalog der vorrangig umzusetzenden Projekte gehören auch mehrere große städtebauliche Vorhaben. Diese unter Strategic Integrated Project 24 zusammengefassten Bauprogramme zielen vor allem auf die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. Sie schließen aber zum Teil auch Wirtschafts- und Geschäftsbauten ein sowie die Anlagen zur Ver- und Entsorgung, etwa im Projekt Cornubia bei Durban. Hier entstehen also zahlreiche Ansätze zur Beteiligung von der Planung innovativer Siedlungskonzepte bis zur Technologie-Zulieferung.

Ausgewählte Großprojekte in Südafrika (Investitionen in Millionen US$)
VorhabenInvestitionssummeProjektstandProjektträger

Ausbau Hafen Durban

6.670

Ausschreibungen voraussichtlich im Februar 2022; Umsetzung bis 2032

Department of Public Enterprise hat einen Masterplan erstellt; Projektsteuerung durch Transnet

Ntshongweni Urban Development Programme, Durban (KwaZulu-Natal)

1.644

Umsetzung seit 2019; Fertigstellung für 2035 geplant

2.186 ha, u.a 20.000 Wohnungen; Tongaat Hulett Developments

Salvokop Mixed Use Complex, Pretoria

1.256

Planung, Baubeginn vorgesehen für 2022

524.000 qm, Department of Housingand Human Settlements, Tshwane Municiplity und Department of Public Works

Rietfontein Farm 61R Mixed-Use-Development, Johannesburg

1.000

Studie

171 ha Fläche mit u.a. 8.400 Wohnungen, Geschäften, Büros etc.; Gauteng Province Department of Human Settlements

Boegoebaai Port, Rail and Infrastructure Project, Northern Cape

920

Studie

Tiefwasserhafen v.a. für die Verschiffung von Rohstoffen, 550 km Eisenbahnzubringer; Department for Economic Development and Tourism, Northern Cape

Freeway Management System Projects Gauteng und Western Cape

115,6

im Bau; Ausführungen durch Gerichtsverfahren verzögert, seit Juli 2021 wieder eingesetzt

Verkehrssteuerungs- und Informationsanlagen; Sanral, Ausführung durch Tolcon

N2: Section 21 - Kokstad Interchange and Traffic Control Centre (TCC)

38,3

Ausschreibung

Schließt den Bau einer dreispännigen Brücke ein; South African National Roads Agency (SANRAL)

Lanseria Smart City Johannesburg

k.A.

Planung, Masterplan 2020 erstellt

Neue Stadt für bis zu 500.000 Ew. rund um Flghafen Lanseria; Masterplan durch SMEC
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; MEED

Neben Unsicherheiten bei der Finanzierung der Vorhaben können allerdings auch strukturelle Probleme zu Verzögerungen bei der Umsetzung führen. So sind die bürokratischen Hürden durch Auflagen zu Sicherheit und Gesundheit, aber auch zur Beteiligung benachteiligter Bevölkerungsgruppen, vergleichsweise hoch. Das Angebot an Architekten, Bauingenieuren, qualifizierten Handwerkern und Bauleitern könnte dagegen schnell knapp werden, wenn die Bauaktivität anzieht.

Grünes Bauen widersteht der Krise

Wie das Green Building Council of South Africa (GBCSA) in seinem Jahresbericht ausführt, hat sich die Zahl der als nachhaltig zertifizierten Gebäude 2020 gegenüber dem Vorjahr nicht verringert, sondern von 87 auf 103 trotz Coronakrise und Lockdown sogar leicht erhöht. Impulse habe die Branche beispielsweise durch die stärkere Beachtung gesundheitlicher Aspekte erhalten. So steht vor allem die Luftqualität in Innenräumen (Indoor Air Quality; IAQ) vermehrt im Fokus. Das Jahr 2021 will GBCSA dazu nutzen, die Zertifizierungsregeln an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Der Wechsel ins Homeoffice hat zudem zu einer erhöhten Zahl von Anfragen geführt, wie das eigene Haus nachhaltiger gestaltet werden kann. Die längere Anwesenheit zuhause habe vielen Hausbesitzern die Kosten für Heizung und Elektrizität vor Augen geführt und mithin Anreize für eine energetische Sanierung geschaffen. Erste Banken wie Absa haben darauf bereits mit der Schaffung von entsprechenden Finanzierungsinstrumenten (Eco Home Loan) reagiert.

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