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Branchenbericht Südkorea Photonik, Elektronische Bauelemente
Seoul (GTAI) - SK Hynix kündigte den Bau einer Fabrik für Speicherchips im Wert von 13 Milliarden US$ an. Südkoreanische Firmen dominieren den Sektor weiterhin und bauen ihre Weltmarktanteile aus.
03.10.2018
Der südkoreanische Hersteller von Halbleitern, SK Hynix, wird in einer ersten Phase rund 3,1 Milliarden US-Dollar (US$) in den Bau einer neuen Fabrik investieren. Wie SK Ende Juli 2018 bekannt gab, wird die neue Produktionsstätte mit Namen "M 16" am Standort der Unternehmenszentrale in Icheon in der Provinz Gyeonggi-do hochgezogen. Der Baubeginn soll bis Jahresende 2018 erfolgen, die Arbeiten im Oktober 2020 abgeschlossen sein.
Langfristig sollen sogar 13 Milliarden US$ in die Produktionsstätte fließen. Diese Summe umfasst Kosten für bauliche Maßnahmen wie auch für die Anschaffung von Ausrüstungsgütern. Damit werden sich die Ausgaben für "M 16" auf dem gleichen Niveau befinden wie diejenigen für die beiden Vorgängerwerke.
Die ebenfalls in Icheon angesiedelte Fabrik "M 14", in der vorwiegend DRAM-Chips hergestellt werden, wurde 2015 fertiggestellt. "M15" wiederum in Cheongju in der Provinz Nord-Chungcheon erforderte Investitionen von etwas mehr als 13 Milliarden US$ und steht kurz vor dem Abschluss der Bauarbeiten. Dort werden künftig in erster Linie 3D-Nand-Chips vom Band laufen.
Trotz dieser umfassenden Investitionen der jüngeren Vergangenheit und dem weiterhin laufenden Erweiterungsprozess von "M 14" entschloss sich SK Hynix nun zur Realisierung eines weiteren Großprojekts. Dieses ist Teil des 2015 angekündigten Investitionsplans in einer Gesamthöhe von rund 40 Milliarden US$ für die kommende Dekade bis 2025. Die umfangreichen Pläne sind zurückzuführen auf die in den letzten Jahren dramatisch gestiegene Nachfrage nach Speicherchips.
Das Unternehmen will mit den Expansionsplänen auf den erwarteten anhaltend hohen Bedarf reagieren können. Das Produktportfolio, welches in der neuen Fabrik erzeugt werden soll, wurde noch nicht abschließend definiert. Unternehmensangaben zufolge soll es sich an den künftigen Nachfrageschwerpunkten ausrichten.
Ökonomen erwarten allein durch diese Investition auch einen Schub für die südkoreanische Volkswirtschaft in Form einer zusätzlichen Mehrwertschaffung von 23,3 Milliarden US$ bis 2026. Auch für deutsche Firmen ist die Entwicklung der südkoreanischen Halbleiterindustrie von großem Interesse, da sie sich bereits in der Vergangenheit als Lieferanten von Vorerzeugnissen gut positionieren konnten.
SK Hynix wartete im 1. Halbjahr 2018 mit einer sprunghaften Steigerung seiner Verkäufe von Speicherchips um 56 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode auf 17,8 Milliarden US$ auf. Dies entsprach dem höchsten Wachstum der 15 größten Branchenhersteller weltweit. SK konnte im weltweiten Vergleich damit einen Rang gut machen und belegt jetzt den dritten Platz im globalen Verkaufsranking. Samsung Electronics konnte bereits 2017 den bisherigen Platzhirsch Intel nach 25 Jahren Weltmarktführerschaft ablösen und ist seither der größte Hersteller von Speicherchips weltweit.
Auch 2018 setzte sich der positive Trend für Samsung fort. Der Elektronikgigant konnte im 1. Halbjahr 2018 seine Verkäufe von Halbleitern nach Angaben des Marktforschungsinstituts IC Insights um 36 Prozent auf knapp 40 Milliarden US$ nach oben schrauben. Da die Absätze des zweitplatzierten Intel "nur" um 13 Prozent zulegen konnten, vergrößerte sich der Vorsprung des südkoreanischen Platzhirsches auf 7,2 Milliarden US$.
Kennziffer | Veränd. 2017/2016 | Veränd. 2018/2017 1) |
Produktion 2) | 38,4 | 24,3 |
Inlandsabsatz 2) | -8,8 | 5,1 |
Export 3) | 57,4 | 27,6 |
Import 3) | 12,5 | 7,8 |
1) Prognose; 2) auf Won-Basis; 3) auf US$-Basis
Quelle: Korea Institute for Industrial Economics & Trade
Der Boom bei Halbleitern und Speicherchips hat die ansonsten schleppende Entwicklung der südkoreanischen Konjunktur in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich aufgehellt. Beobachter sprechen sogar davon, dass die strukturellen Schwächen der Volkswirtschaft von der Erfolgsgeschichte des Halbleitersegments übertüncht wurden.
Der Anteil von Halbleitern an den südkoreanischen Exporten stieg von 10,9 Prozent im Jahr 2014 auf 20,5 Prozent im 1. Halbjahr 2018. Ohne die enormen Exportzuwächse des Segments wären die gesamten Ausfuhren Südkoreas 2017 nur um 9,4 Prozent statt der realisierten 15,7 Prozent gestiegen. Im 1. Halbjahr 2018 hätte der lokale Exportsektor sogar stagniert statt der inklusive Halbleiter erzielten Steigerung von 6,5 Prozent. Für viele Beobachter stellt sich daher die Frage, wann die "Halbleiter-Party" enden und welche Auswirkungen dies auf die südkoreanische Wirtschaft haben wird.
SK Hynix scheint derweil optimistisch, dass der Boom weiter anhalten wird. Die neu hinzukommenden Angebotskapazitäten etwa bei DRAM-Chips seien zumindest 2018 noch nicht ausreichend, um die Nachfragezuwächse auszugleichen, so Unternehmensvertreter in der lokalen Presse. Auch sollten der Ausbau von Data Centers sowie die Produktion von Smartphones die Nachfrage auf weiterhin hohem Niveau halten - so die Stimmen.
Als zusätzliche Antreiber für den künftigen Bedarf an Speicherchips gelten Wachstumssektoren wie Internet der Dinge oder selbstfahrende Fahrzeuge. Doch nicht wenige Experten sehen dennoch für 2019 einen intensiveren Wettbewerb in diesem Segment voraus aufgrund der expandierenden Produktionskapazitäten in China. Doch dürfte als realistischstes Szenario ein Nachlassen des Wachstums erfolgen, aber kein umfassender Einbruch der Nachfrage.
So sehen die Prognosen der Vereinigung World Semiconductor Trade Statistics für 2019 ein Wachstum der weltweiten Verkäufe von Speicherchips von 5,2 Prozent auf 502 Milliarden US$ voraus. Noch 2017 hatte der Vergleichswert 21,6 Prozent betragen. Im Jahr 2018 rechnen die Experten mit einer globalen Absatzsteigerung von 15,7 Prozent.
Auch die südkoreanische Regierung will den Sektor ankurbeln und kündigte im Juli 2018 eine Ausweitung der Förderung von Forschungsaktivitäten im Halbleiterbereich an. So sollen in den kommenden zehn Jahren mehr als 1,3 Milliarden US$ in die Entwicklung neuer Technologien fließen. Ebenso soll damit die Positionierung Südkoreas als Produktionszentrum für Speicherchips vorangetrieben werden. Die Fördermaßnahmen werden vom Ministry of Trade, Industry and Energy und vom Ministry of Science and ICT unter der Projektbezeichnung "Next-Generation Intelligent Semiconductor Development Project" durchgeführt.
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