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Südkorea legt Strategie für die Batterieindustrie auf

Laut Plänen der Regierung sollen Firmen des Landes bis 2030 Milliarden in die Entwicklung und Produktion von Batterien entlang der gesamten Wertschöpfungskette investieren.

Von Frank Robaschik | Seoul

Südkoreas Batteriehersteller sind Weltmarktführer bei Lithium-Ionen-Batterien. Im Jahr 2020 waren sie das sowohl bei Batterien für IT-Geräte, Akkumulatoren für Elektroautos als auch bei Energiespeichersystemen (ESS). Die Firmen bauen ihr Produktionsnetzwerk weltweit aus. Viele Länder versuchen, Investitionen südkoreanischer und anderer Hersteller anzulocken und eine eigene Produktion aufzubauen. Gleichzeitig nimmt der Wettbewerb mit chinesischen Anbietern zu, und Automobilhersteller planen selbst in die Produktion von Batterien einzutreten.

Die Entwicklung neuer Arten von Batterien und der Eintritt neuer Marktteilnehmer bedrohen die starke Stellung südkoreanischer Hersteller im Batteriesektor. Im Jahr 2021 dürften sie nach Prognosen des Marktforschungsinstituts B3 Intelligence insgesamt betrachtet zwar immer noch an der Spitze bleiben, bei Akkus für Elektroautos allerdings die Marktführerschaft an chinesische Anbieter wie CATL verlieren.

Südkoreas Marktanteile bei Lithium-Ionen-Batterien (in Prozent; in Klammern Rang)

Batterieart

2019

2020

2021*

Kleine Batterien für IT-Geräte

46,7 (1)

45,0 (1)

44,5 (1)

Akkumulatoren für Elektroautos

22,1 (3)

39,8 (1)

38,7 (2)

Energiespeichersysteme (ESS)

66,5 (1)

70,5 (1)

72,7 (1)

Gesamt

34,3 (2)

44,1 (1)

43,6 (1)

*) PrognoseQuelle: B3 Intelligence laut der K-Battery-Entwicklungsstrategie der südkoreanischen Regierung vom Juli 2021

Bei Vorprodukten bestehen Abhängigkeiten

Laut Angaben der Regierung steigt zwar die Wettbewerbsfähigkeit nationaler Anbieter bei Maschinen und Anlagen für die Batterieherstellung. Dennoch ist die Abhängigkeit von China und Japan bei Vorprodukten immer noch hoch. Die Marktanteile südkoreanischer Produzenten gibt die Regierung für 2020 mit Bezug auf B3 Intelligence mit jeweils knapp 20 Prozent bei Separatoren und Kathodenmaterial, 12 Prozent bei Elektrolyten und 8 Prozent bei Anodenmaterialien an. Bei Pouch-Zellen dominiert Japan mit großem Abstand vor China, wohingegen südkoreanische Hersteller praktisch keine Rolle spielen.

Südkorea will Milliarden in Entwicklung neuer Batteriearten investieren

Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs und der nach wie vor bestehenden Abhängigkeiten bei Vorprodukten will die Regierung die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Batterieindustrie stärken und hat dazu am 8. Juli 2021 eine Strategie zu Entwicklung der südkoreanischen Batterieindustrie (K-Battery-Entwicklungsstrategie) vorgestellt. Demnach sollen Firmen des Landes bis 2030 insgesamt 34,4 Milliarden US-Dollar (US$) investieren.

Dabei will Südkorea vor allem die Technologieentwicklung vorantreiben. So will es die Grundlagen für die Kommerzialisierung moderner Batteriearten schneller legen, etwa bis 2027 bei Festkörperbatterien (bieten höhere Sicherheit), bis 2025 bei Lithium-Schwefel-Batterien (leichter und flexibler) und bis 2028 bei Lithium-Metall-Batterien (bessere Energiedichte). Dadurch sollen die Reichweite, die Sicherheit und die Produktivität batteriebetriebener Fahrzeuge erhöht werden. In den letzten Jahren gab es immer wieder Probleme mit Bränden von Batterien. Gemäß der Strategie sollen südkoreanische Unternehmen bis 2030 insgesamt 17 Milliarden US$ in die entsprechende Forschung und Entwicklung (F&E) investieren.

Forschung auch bei vorgelagerten Chemikalien und Anlagen

Nicht nur bei Batterien, sondern auch bei Vorprodukten will Südkorea die Technologieentwicklung beschleunigen. Dazu zählen generell Kathoden- und Anodenmaterial, Elektrolyte und Separatoren, insbesondere Festelektrolyte, sowie Lithium-Metall-Anodenmaterial und Lithium-Schwefel-Kathodenmaterial. Gleiches gilt außerdem für Lithium-Luft-Kathodenmaterial, Materialien für Dual-Ionen-Batterien, Redoxpaare, Kathodenmaterial für Natrium-Ionen-Batterien sowie Anlagen zur Produktion von Materialien zum Packaging und Anlagen zur Beschichtung von Separatorfolien von Lithium-Ionen-Batterien.

Bessere steuerliche Absetzbarkeit von Investitionen geplant

Dafür will Südkorea ähnlich wie schon bei Halbleitern die Förderung für F&E und Ausrüstungsinvestitionen für besonders wichtige Kerntechnologien verbessern. Dazu zählt beispielsweise Kathodenmaterial mit mehr als 80 Prozent Nickelgehalt. Als strategische Kerntechnologie festgelegte Bereiche sollen Vorteile bei der steuerlichen Anrechenbarkeit der Investitionen erhalten.

Steuerliche Anrechenbarkeit von Ausgaben für Forschung und Entwicklung (in Prozent)

Bereich

Großunternehmen1

Mittelständler

Kleine Firmen2

Allgemein

2

8

25

Neue Wachstumstechnologien, Kerntechnologien

20-30

20-30

30-40

Strategische Kerntechnologien

30-40

30-40

40-50

1) Firmen mit Bilanz ab 8,5 Milliarden US$ und von der Fair Trade Commission als Großunternehmen klassifizierte Firmen; 2) Unternehmen mit Bilanz unter 424 Millionen US$ und Umsatz von je nach Branche unter 127 Millionen US$ oder unter 34 Millionen US$Quelle: K-Battery-Entwicklungsstrategie der südkoreanischen Regierung vom Juli 2021; Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE)

Steuerliche Anrechenbarkeit von Ausrüstungsinvestitionen (in Prozent)

Bereich

Großunternehmen

Mittelständler

Kleine Firmen

Zusätzliche Investitionen*

Allgemein

1

3

10

3

Neue Wachstumstechnologien, Kerntechnologien

3

5

12

3

Strategische Kerntechnologien

6

8

16

4

*) Summe der Investitionen, die höher ist als die durchschnittliche Investitionssumme in den letzten drei JahrenQuelle: K-Battery-Entwicklungsstrategie der südkoreanischen Regierung vom Juli 2021; MOTIE

Südkorea will gesamte Lieferkette stärken

Zur Festigung der Lieferketten will das Land Rohstoffe im Ausland sichern und über Recycling im Inland mehr Rohstoffe zurückgewinnen. So will die Regierung Machbarkeitsstudien zur Rohstofferschließung im Ausland unterstützen, Finanzmittel für Vorhaben bereitstellen, beispielsweise bei Lithium in Australien oder Nickel in Indonesien, sowie die Vorratshaltung bei Kobalt und möglicherweise bei seltenen Metallen erhöhen.

Ziele für die Gewinnung von Rohstoffen aus dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien (in Tonnen pro Jahr)

Rohstoff

2020

2025

2030

Kobaltsulfat

8.400

22.000

32.300

Nickelsulfat

13.200

62.500

122.500

Mangansulfat

2.400

7.100

10.800

Lithiumhydroxid

0

17.400

26.800

Quelle: K-Battery-Entwicklungsstrategie der südkoreanischen Regierung vom Juli 2021

Neue Anwendungen für Batterien geplant

Des Weiteren will die Strategie neue Anwendungsbereiche für Batterien schaffen. So beabsichtigt die Regierung, von 2021 bis 2025 ESS mit einer Kapazität von 2,2 Gigawattstunden neu zu installieren und 388 staatliche Schiffe bis 2030 auf Batterie- oder Hybridantrieb umzustellen. Daneben sollen Küstenschiffe mit Elektroantrieb und sichere ESS für Schiffe für internationale Routen entwickelt werden. Dies würde hybride Antriebsformen auch für Schiffe, die auf längeren Strecken unterwegs sind, ermöglichen. Ab 2025 sollen Batterien in Flugtaxis zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ist die Verwendung bei Baumaschinen und Schienenfahrzeugen vorgesehen.

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