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TansaniaBau, übergreifend
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Branchenbericht Tansania Bau, übergreifend
Staatliche Infrastrukturmaßnahmen sind in der Planung
06.04.2020
Derzeit sind die Aussichten für den tansanischen Bausektor gemischt. Das liegt zum einen daran, dass der private Hochbau, der sich größtenteils auf die Großstadt Daressalam beschränkt, schon 2019 eingebrochen ist. Infrastrukturmaßnahmen von staatlicher Seite hingegen dürften die Auftragsbücher der Bauunternehmen auch in Zukunft füllen. Für deutsche Unternehmen bestehen Geschäftsmöglichkeiten verschiedenster Art im tansanischen Bausektor.
Insgesamt sehen die Prognosen für die Entwicklung der tansanischen Wirtschaft positiv aus. Economist Intelligence Unit (EIU) erwartet für das Jahr 2020 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,8 Prozent. Im Jahr 2021 werden 6,1 Prozent erwartet. Diese Wachstumsraten basieren jedoch unter anderem auf der Annahme, dass der Staat diverse Großprojekte durchführt. Dies ist aufgrund knappen Kapitals jedoch keineswegs gesichert. Nicht wenige Beobachter halten diese Raten für äußerst optimistisch.
Staatliche Infrastrukturprojekte stellen die für deutsche Unternehmen interessantesten Maßnahmen in Tansania dar. Hierzu zählt der Bau des großen Wasserkraftwerks „Stiegler’s Gorge“. Die Regierung ist bestrebt, die Projekte auf eigene Rechnung durchzuführen, auch weil sie die Einmischung von Geberorganisationen aus dem Ausland vermeiden möchte. So gibt es beim Bau von „Stiegler’s Gorge“, der sich mitten in einem Nationalpark befindet, große Bedenken hinsichtlich des Umweltschutzes. Unternehmen sehen das Fehlen von Gebern wie der Weltbank als Nachteil, da im Falle ausbleibender Zahlungen seitens des Staates der Geber eine weitere Absicherung darstellt.
Auch den Ausbau der Hauptstadt Dodoma möchte Präsident John Magufuli konsequent vorantreiben. Ende 2018 wurden sämtliche Ministerien angewiesen, von Daressalam nach Dodoma umzuziehen. Landeskenner beobachten gespannt, ob die teure Entwicklung der Hauptstadt wirklich über Jahre fortgesetzt werden kann, denn woher das dafür notwendige Geld kommen soll, ist keineswegs klar. Andererseits glauben sie, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt kein Zurück mehr nach Daressalam gibt. Derzeit fließt viel Geld in den Ausbau der Infrastruktur von Dodoma, wo unter anderem neue Straßen, Versorgungsnetze, Regierungsgebäude und Unterkünfte entstehen müssen.
Bei den für dieses Jahr angesetzten Präsidentschaftswahlen gehen fast alle Beobachter von einer Wiederwahl des amtierenden Präsidenten John Magufuli aus. Für den Bausektor wären dies vermutlich positive Nachrichten. Kenner der Baubranche würden bei einem Regierungswechsel einen zeitweisen Stillstand der Arbeit in den Behörden erwarten und damit auch eine Pause bei den Ausschreibungen staatlicher Projekte. Hinzu kommt, dass Magufuli als früherer Minister im Ministry of Public Works ein besonderes Interesse am Bausektor und Infrastrukturmaßnahmen entwickelt hat. Mit ihm als Präsidenten steigen die Chancen, dass die Entwicklung in Dodoma vorangetrieben wird.
Hingegen deutlich rückläufig ist der private Hochbau, der größtenteils in Daressalam abgewickelt wird. Büros und teure Häuser oder Wohnungen weisen hohe Leerstandraten auf. Zudem leidet die Privatwirtschaft in Tansania unter Kapitalmangel, weil der Staat sehr viel Geld für seine Projekte benötigt. Das geht nach Auskunft von Landeskennern so weit, dass er seine Steuerbehörde bei Prüfungen anweist sehr konsequent vorzugehen und bei Verfehlungen hohe Nachzahlungen einzufordern. Gerade wohlhabende Bürger und Unternehmen ziehen es daher vor, ihren Reichtum nicht zu sehr zu zeigen und verzichten darauf, in Neubauprojekte zu investieren.
In den Bergbau kommt nach längerem Stillstand wieder Bewegung verbunden mit einer steigenden Nachfrage nach Baumaschinen aus diesem Sektor. Aktivitäten konzentrieren sich vor allem auf den Abbau von Gold und Graphit. Barrick Gold hat sich im Jahr 2019 einverstanden erklärt, der tansanischen Regierung 300 Millionen US$ zu zahlen, um den Steuerdisput zu beheben. Das Unternehmen betreibt drei Goldminen, die seit 2017 still liegen. Nun will Barrick wieder mit der Produktion beginnen und wird dafür Investitionen in neue Ausrüstungen vornehmen müssen. Katoro Gold möchte in seine Konzessionen Imweru und Lubando investieren und sucht hierfür finanzstarke Partner.
Projektbezeichnung | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Bagamoyo Port Upgrade | 10.000 | Geplant | Tansanische Regierung befindet sich noch in Verhandlungen mit der China Merchant Holding International (CMHI) über Konditionen für die Erteilung einer Konzession. |
Stiegler’s Gorge Wasserkraftwerk (2.115 MW) | 3.600 | Baubeginn 2019 | Baudurchführung: Arab Contractors und Elsewedy (beide Ägypten); Finanzierung durch die tansanische Regierung |
East African Crude Oil Pipeline (EACOP) | 3.500 | Geplant seit 2016 | Von Buseruka (Uganda) nach Tanga (Tansania); 2016 bekundete Total Interesse am Bau; Weil Anteilseigner Tullow Oil scheinbar seine Anteile verkaufen will, liegt das Projekt derzeit auf Eis. |
Tanzania Standard Gauge Railway (SGR) | 1.900 | Im Bau seit 2017 (erster Abschnitt von Daressalam nach Morogoro); Starke Verzögerungen | Bau durch Yapi Merkezi (Türkei); Finanzierung durch Export Credit Bank of Turkey |
Dodoma City Outer Ring Roads | 216 | Geplant; Finanzierung wurde 2019 bewilligt | Finanzierung durch AfDB und China; Die Straße hat eine Länge von etwa 110 km. |
Daressalam Bus Rapid Transit (BRT) Phase II | 180 | Im Bau | Finanziert überwiegend durch die AfDB; In Daressalam werden spezielle Busspuren eingerichtet mit geschlossenen Bushaltestellen. Die Strecke ist 20,3 km lang. |
Daressalam New Selander Bridge | 126 | Im Bau | Auftraggeber: Tanzania Road Agency (TANROADS), Finanzierung: South Korea Economic Development Cooperation Fund (EDCF) |
Relevant sind die Lieferungen von Baumaschinen, Baustoffanlagen und hochwertigen Werkzeugen. Im Jahr 2019 wurden nach Angaben des VDMA aus Deutschland Baumaschinen und Baustoffanlagen im Wert von etwa 5,0 Millionen Euro nach Tansania geliefert. Nach dem Rekordergebnis in Höhe von rund 8,4 Millionen Euro im Vorjahr ist dies ein kräftiger Rückgang um etwa 40 Prozent. Ein Trend lässt sich daraus jedoch nicht ableiten, dafür waren die Lieferwerte der vergangenen Jahre zu schwankend. Die großen Baumaschinenfabrikanten, darunter auch die deutschen Unternehmen Bomag und Wirtgen, sind in Tansania über international operierende Vertriebshändler tätig.
Bei Baustoffen sind deutsche Unternehmen in Tansania recht präsent. So ist Heidelberg Cement Mehrheitseigner am tansanischen Zementhersteller Tanzania Portland Cement. Die aus Iphofen stammende Knauf produziert seit 2015 Gipsplatten für Gebäude und baut den Rohstoff in einer eigenen Gipsgrube in Tansania ab. Baustoffe für den Massenmarkt, wie bei Zement und Gips der Fall, erfahren weiterhin gutes Absatzwachstum in Tansania, denn gerade die schnell wachsende Bevölkerung benötigt Baustoffe für den Bau eigener kleinerer Behausungen.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
Rockplant | Hitachi, Terex, FRD Furukama | Seit 2006, derzeit mit Niederlassungen in Kenia, Tansania und Uganda. In Kenia Filialen in Nairobi und Mombasa. |
Machines & Tractors Tanzania (MTT) | JCB | Hauptniederlassung in Daressalam, Zweigstelle in Mwanza. Mutterkonzern ist Muscat Overseas in Oman. |
Achelis | Bomag, Case | Bremer Handelshaus mit Niederlassungen in mehreren Ländern Ostafrikas, unter anderem Kenia, Tansania und Uganda. |
Panafrican Equipment | Komatsu, Wirtgen | Im anglophonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai; in Tansania präsent in Daressalam. |
Mantrac | Caterpillar | Aktiv in einigen anglophonen Ländern Afrikas. Hauptsitz ist nahe London. In Kenia präsent in Nairobi, Mombasa, Kwale und Kisumu. |
NECST Motors | Volvo | Niederlassungen in Kenia, Tansania und Uganda. In Tansania präsent mit einem Büro in Daressalam. |
Kanu Equipment(ESS Equipment) | Bell, Liebherr | Neben Tansania noch aktiv in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas. Hauptsitz ist in Johannesburg. In Tansania präsent in Daressalam. |