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Thailand liegt bei der Digitalisierung international auf einem mittleren Platz. Covid-19 verpasst der boomenden Digitalwirtschaft eine kurze Wachstumspause.
08.12.2020
Von Thomas Hundt | Bangkok
Thailand erreichte 2020 im internationalen Ranking der digitalen Wettbewerbsfähigkeit, das die Wirtschaftshochschule International Institute for Management Development (IMD) jährlich ermittelt, Platz 39 von 63 untersuchten Ländern. Das südostasiatische Schwellenland hat sich seit 2016 im Ranking kaum nach oben oder unten bewegt.
Bei den Rahmenbedingungen schneidet Thailand relativ gut ab. IMD bewertet die digitalen Zukunftsfähigkeiten sowie das Bildungsniveau der Fachkräfte aber eher am unteren Ende. Mehrere Universitäten bilden immerhin Ingenieure in Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) aus. Allerdings fehlen ihnen häufig die praktischen Kenntnisse.
Die Umsätze mit Ausrüstungen und Geräten sowie Diensten im Telekommunikationsmarkt beliefen sich 2019 auf umgerechnet 19,9 Milliarden US-Dollar (US$). Der Markt dürfte 2020 nach Berechnung der Aufsichtsbehörde National Broadcasting and Telecommunication Commission (NBTC) um 3,7 Prozent nachgeben.
Wegen der Covid-19 Pandemie schrumpfen insbesondere die Investitionen in Ausrüstungen. Die digitale Infrastruktur stammt häufig aus China. Die Telekomfirmen setzen aber auch westliche Technik ein. Die Einreisebeschränkungen für Geschäftsleute und Techniker erschweren die Umsetzung von neuen Vorhaben. Die Kunden sind bei ihren digitalen Konsumausgaben zudem etwas sparsamer. Die Nachfrage nach Telekomdienstleistungen geht leicht zurück.
2019 | 2020 2) | |
Insgesamt | 19.940 | 19.210 |
Telefon-, Faxgeräte | 39 | 34 |
Mobiltelefone | 3.872 | 3.510 |
Netzwerkausrüstungen | 1.538 | 1.441 |
Verkabelungen | 924 | 885 |
Netzwerkzugangsausrüstungen | 321 | 307 |
Netzwerkverkabelungen | 210 | 217 |
Telefonanlagen | 64 | 58 |
Ausrüstungen für drahtlose Kommunikation | 1.491 | 1.485 |
Festnetzdienste | 258 | 225 |
Mobilsprachdienste | 2.055 | 1.903 |
Mobildatendienste | 6.226 | 6.169 |
Feste Internetdienste | 2.312 | 2.393 |
Voice over IP, International Roaming, Telefonkarten | 113 | 66 |
Datenzentren, Ethernet-Standleitungen, Multiprotocol Label Switching, Cloud Service | 516 | 517 |
Die über 50 Millionen Internetnutzer in Thailand können zwischen mehr als 200 Internetdienstanbietern wählen. Die Aufsichtsbehörde National Broadcasting and Telecommunication Commission (NBTC) hat außerdem mehr als 280 Anbieter registriert.
Das Monopol der CAT Thailand als einzigem Dienstleister für internationale Internet-Gateways wurde 2006 beendet. Nach Angaben der NBTC betreiben derzeit elf Unternehmen Internetknoten, die mit internationalen Datenleitungen verbunden sind.
Die internationale Datenbandbreite steigt stetig und lag im Juli 2020 bei 12.684 Gigabits pro Sekunde. Thailand ist an acht Seekabelsysteme angeschlossen. Die höchste Bandbreite läuft dabei über die Datenhubs Hongkong und Singapur.
CAT betreibt die meisten internationalen Kabelanschlüsse und ist auch ein Mitglied des Netzkonsortiums Asia Direct Cable Consortium, das ein neues 9.400 Kilometer langes Unterseekabel errichten will. Es wird China, Japan, Thailand, Vietnam, Singapur und die Philippinen miteinander verbinden. Die japanische Firma NEC Corporation wird das Glasfaserkabel mit einer Kapazität von 140 Terabit pro Sekunde bis Ende 2022 verlegen.
Der Konzern TRUE hat wiederum in das Kabelkonsortium Southeast Asia–Japan 2 Consortium (SJC2) investiert. Weitere Mitglieder des SJC2-Konsortiums sind China Mobile International, Chunghwa Telecom, Chuan Wei, Facebook, KDDI, Singtel, SK Broadband und Vietnam Posts and Telecommunications Group (VNPT). Sie haben ebenfalls NEC beauftragt, bis 2022 das 10.500 Kilometer lange Seekabel mit einer Kapazität von 144 Terabit pro Sekunde zu verlegen.
Die thailändische Gesellschaft United Information Highway (UIH) verfügt ebenfalls über Glasfasernetze, die mit den Nachbarländern Myanmar, Laos, Kambodscha und Malaysia verbunden sind. UIH ist Teil des Digitalkonzerns Benchachinda Holding mit Sitz in Bangkok. Die Firma hat auch in Datenzentren investiert und bietet einen Cloud-Service an.
Die Firma ST Telemedia Global Data Centres aus Singapur möchte bis Anfang 2021 circa 230 Millionen US$ in ein weiteres Datenzentrum in Bangkok investieren. Das Unternehmen erwartet, dass der thailändische Markt für Rechenzentren sein zweistelliges Wachstum fortsetzen wird.
Das Telekommunikationsunternehmen NTT aus Japan betreibt in Thailand zwei Datenzentren und kündigte im September 2020 an, dass es sein Datenzentrum im Amata Industriepark in der Nähe von Bangkok ausbauen möchte. NTT beschäftigt in Thailand über 1.000 Personen und verbuchte 2019 Einnahmen in Höhe von 200 Millionen US$.
Alle öffentlichen Stellen sollen künftig ein zentrales, nationales Datenzentrum nutzen. Das thailändische Kabinett genehmigte im Mai 2020 umgerechnet rund 150 Millionen US$ für den Aufbau des Government Data Centre and Cloud Service (GDCC). Das Büro der National Digital Economy and Society Commission und die nationale Telekomgesellschaft CAT werden das Projekt umsetzen. Ein Technologiepartner ist die US-amerikanische Firma VMware. Für die Digitalisierung des Regierungsapparates und der öffentlichen Dienste ist wiederum die Agentur Digital Government Development Agency (DGA) zuständig.