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Einzelne Projekte im Schienen- und Hafenbau nehmen langsam wieder Fahrt auf. Der Start des 5G-Netzes verzögert sich voraussichtlich bis 2021.
04.11.2020
Von Katrin Pasvantis | Istanbul
Das Investitionsklima im Infrastrukturbau ist durch die schwache Wirtschaftsentwicklung, Finanzierungsprobleme und Unsicherheiten in Bezug auf die Rahmenbedingungen getrübt. Die Corona-Pandemie hat die Lage verschärft. Zahlreiche Projekte, die mit Unterstützung des Privatsektors als Public Private Partnership umgesetzt werden sollen, warten noch auf Investoren und in der Planung befindliche Projekte verzögern sich. Auch staatlich finanzierte Vorhaben kommen teils langsamer voran.
Die Ausschreibung für den Bau des Candarli Frachthafens in der Provinz Izmir scheint erneut verschoben zu werden. Nach jahrelangen Verzögerungen war sie für 2020 erwartet worden. Jetzt richtet sich das Augenmerk auf 2021.
Das türkische Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (UAB) kündigte das Megaprojekt, das auf insgesamt 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt wird, bereits im Jahr 2000 an. Nachdem 2014 ein Wellenbrecher fertiggestellt wurde, stand das Projekt still. Die ursprünglichen Pläne sehen den Bau des Hafens in drei Phasen vor, beginnend mit einer Kapazität von 4 Millionen Standardcontainern. Izmir erhofft sich insbesondere von China im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative eine rege Nutzung des Hafens.
Die Designarbeiten für einen Yachthafen in Istanbuls Yenikapi Viertel sollen Stand September 2020 abgeschlossen sein. Für das Design war Dolfen Consultancy Engineering verantwortlich. Projektträger ist das UAB. Berichten zufolge wird die Ausschreibung des Hauptauftrags Mitte 2021 erwartet. Das Vorhaben wird auf 200 Millionen US$ geschätzt.
Beim Hafen in Yenikapi soll auch ein Kreuzfahrtschiffterminal entstehen, das aber weiter im Planungsstadium ist. Eine baldige Ausschreibung des Projekts scheint unwahrscheinlich, da der Tourismus und insbesondere das Kreuzfahrtsegment stark von der Pandemie beeinträchtigt sind. Ursprünglich sollte das Terminal bereits zur Reisesaison 2021 fertiggestellt werden. Das Vorhaben wird auf 160 Millionen US$ geschätzt.
Die türkische Eisenbahngesellschaft TCDD baut ein landesweites Hochgeschwindigkeitsnetz auf, das in den nächsten Jahren hohe Investitionen erfordern wird.
Nach jahrelangen Verzögerungen scheint Bewegung in den Bau der Kirrkkale-Corum-Samsun Hochgeschwindigkeitsstrecke zu kommen. Die Designarbeiten von Tumas Turkish Engineering für den Abschnitt Corum-Merzifon (96 Kilometer) könnten Berichten zufolge Ende 2020 fertiggestellt werden. Die Planungen für Delice-Corum (95 Kilometer, verantwortlich: Yuksel Domanic) und Merzifon - Samsun (95 Kilometer, Su Yapi Engineering & Consulting und KMG Proje) sollen noch laufen. Für den Abschnitt Yerkoy-Sungurlu (67 Kilometer) wurde noch kein Designauftrag vergeben.
Im Februar 2020 erhielt Temelsu International Engineering Services von TCDD den Designauftrag für eine 148 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Elazig und Diyarbakir.
Die Ausschreibung des Hauptauftrags für eine TCDD-Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Yerkoy und Kayseri wurde im 3. Quartal 2020 erwartet, steht aber noch aus. Präqualifiziert hatten sich Stand Februar 2020: Bestas Construction, Celikler Insaat, Makyol construction, IC Ictas Insaat, Kolin Insaat, Cengiz Insaat, Bayburt Grup, Ozgun Yapi, ATZ Energy und Neoray Insaat.
In Istanbul plant Istanbul Buyuksehir Belediyesi (IBB) den Bau einer Metrolinie zwischen Besiktas und Sariyer (500 Millionen US$, 14 Stationen, 15 Kilometer). Die Designarbeiten stellte Metro Istanbul Mitte 2019 fertig; die Ausschreibung des Hauptauftrags ist noch nicht erfolgt.
Die im Telekommunikationssektor geplanten Investitionen betreffen vor allem den Ausbau des Glasfasernetzes, die Einführung des Mobilfunkstandards der fünften Generation (5G) und Projekte zum Einsatz neuer Nachrichtensatelliten.
Der Übergang zum 5G-Netz verzögert sich und wird jetzt statt bis Ende 2020 für Mitte 2021 angestrebt. 4G wurde in der Türkei im April 2016 eingeführt. Ausschreibungen zur Vergabe neuer Frequenzbreiten oder Lizenzen gab es bislang nicht. Geplant ist, dass die Mobilfunknetzbetreiber ihre bereits bestehenden Frequenzbänder auch für 5G-Dienste nutzen.
Durch die Pandemie haben Digitalisierung und Internetnutzung in der Türkei sprunghaft zugelegt und die Ansprüche an die Technik sind gestiegen. Teilweise waren die Internetnetze durch die gleichzeitige starke Beanspruchung durch Homeoffice und Fernunterricht von Schulen und Universitäten überlastet. Glasfaserinternet ist nicht flächendeckend verfügbar. Es werden teils relativ schnelle mobile Verbindungen angeboten.
Im Juni 2020 sind die strikten Coronamaßnahmen gelockert worden. Es kann aber je nach Entwicklung der Pandemie wieder zu einer stärkeren Nutzung von Homeoffice und Fernunterricht und damit einer starken Beanspruchung der Netze kommen. Veranstaltungen, Meetings und Firmenbesuche finden mittlerweile fast ausschließlich digital statt und das dürfte auch mittelfristig so bleiben. Unternehmen haben in entsprechende Technik investiert und teils Räume für digitale Meetings umbauen lassen oder planen dies. Die Coronakrise wird voraussichtlich das Internet-Nutzungsverhalten im privaten und beruflichen Alltag auch langfristig ändern. Viele Unternehmen planen Homeoffice-Modelle beizubehalten.
Nach dem staatlichen Fünfjahresplan 2019 bis 2023 soll der Anteil des Glasfasernetzes von 3,4 auf 11,5 Prozent steigen. Die Glasfaserinfrastruktur baut der ehemalige Staatskonzern Türk Telekom (TT) mit den Mobilfunkunternehmen Turkcell, Vodafone und TT Mobil sowie anderen kleineren Marktteilnehmern gemeinsam auf.
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