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Branchen | Türkei | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Bei Pkw waren Importwagen besonders gefragt. Trotz hohem Wachstumspotenzials sind die Bedingungen derzeit erschwert.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Die Nachfrage bei Nutzfahrzeugen legt stark zu

Der Inlandsabsatz von Pkw legte 2022 um knapp 6 Prozent zu. Die Nachfrage nach leichten Nutzfahrzeugen, zu denen auch Stadtgeländewagen (SUV) gehören, legte mit fast 9 Prozent stärker zu. Auffällig sind die hohen Anstiege bei Lastwagen und Bussen von über 20 beziehungsweise über 40 Prozent. Der Pkw-Absatz ist noch nicht wieder auf Vor-Coronaniveau. Lieferprobleme, anhaltende Wechselkurs- und Zinsschwankungen und steigende Verkaufspreise dämpfen die Nachfrage. Die Chipkrise begrenzte das Angebot. Dies gilt auch noch Anfang 2023. Kaufinteressierte finden beispielsweise nicht jedes gewünschte Modell und die Lieferzeiten sind lang. Die Preise für ein- oder zweijährige Gebrauchtwagen sind deshalb teils auf dem Niveau der Listenverkaufspreise für Neuwagen.

Die Wechselkursschwäche der Türkischen Lira hat mehrfach zu Erhöhungen der Verkaufspreise geführt. Die Inflation ist hoch. Unsicherheiten über die weitere finanzpolitische und wirtschaftliche Entwicklung wachsen und trüben die Kauflaune.

Detaillierte Absatzzahlen von Kfz in der Türkei
Stückzahl; Veränderung in Prozent

Kategorie

2022

 2023

Veränderung 2023/2022

Pkw

592.660

967.341

63,2

Leichte Nfz

190.623

265.294

39,2

Lkw bis 12 t

39.823

46.591

17,0

Lkw über 12 t

43.880

51.317

16,9

Midibusse

2.229

2.766

24,1

Busse

1.828

1.960

7,2

Insgesamt

871.043

1.335.269

53,3

Quelle: OSD 2024

Der Absatz von Pkw legte 2022 um rund 6 Prozent auf 592.660 Fahrzeuge zu. Dies meldete der türkische Verband der Automobilhändler ODMD. Importwagen verkauften sich besser: Der Absatz importierter Autos legte um 8 Prozent auf 361.655 Pkw zu, während lokal produzierte Pkw ein Plus von 2 Prozent auf 231.005 Stück verbuchten.

Bei leichten Nutzfahrzeugen (Nfz) stieg der Verkauf stärker, um 9 Prozent auf 190.623 Fahrzeuge. Von dem Nachfrageanstieg nach leichten Nfz profitierten vor allem die lokalen Hersteller. Deren Absatz legte laut ODMD um kräftige 15 Prozent auf 112.223 Stück zu. Importierte Fahrzeuge zogen nur um knapp 1 Prozent an.

Geringe Motorisierung eröffnet Wachstumschancen

Längerfristig hält der Verband der türkischen Automobilindustrie OSD (Otomotiv Sanayii Dernegi) einen jährlichen Absatz von 1 Million Pkw für möglich. Das Wachstumspotenzial erscheint angesichts der vergleichsweise noch geringen Motorisierung der Bevölkerung hoch. Offizielle Angaben zur Anzahl der in der Türkei registrierten Fahrzeuge liegen nicht vor. Branchenberichten zufolge waren es 2020 pro 1.000 Einwohner etwa 157 Autos. Damit läge die Türkei trotz der in den letzten Jahren schnell gestiegenen Verkaufszahlen noch weit hinter Europa und auch hinter vergleichbaren Schwellenländern.

Absatz von Pkw nach wichtigsten Herstellern in der Türkei
Stückzahl, Marktanteil und Veränderung in Prozent

Hersteller

Absatz 2023

Veränderung 2023/2022

Marktanteil

Fiat

125.148

28,5

13

Renault

117.491

33,2

12

Volkswagen

71.093

43,1

7

Opel

61.057

101,0

6

Peugeot

58.549

150,8

6

Hyundai

52.856

25,1

5

Citroen

45.395

107,2

5

Quelle: Verband der Kfz-Vertriebsfirmen ODMD (Otomotiv Distribütörleri Dernegi) 2024

Fiat hat die Renault-Gruppe 2022 als Marktführer bei Pkw abgelöst und auf Rang 2 verdrängt. Volkswagen (VW) folgte mit großem Abstand auf dem 3. Rang. Das beliebteste Fahrzeugmodell in der Türkei war der Fiat Egea. Dabei konnte der Egea den Abstand zum zweitplatzierten Renault Clio 2022 deutlich vergrößern. 

Die meistverkauften Pkw-Modelle in der Türkei 2022 (Stückzahl)

Pkw-Modell

Stück

Fiat–Egea

68.779

Renault Clio HB

41.607

Toyota Corolla

30.948

Renault-Megane

28.886

Fiat Egea Cross

26.341

Quelle: Verband der Kfz-Vertriebsfirmen ODD (Otomotiv Distribütörleri Dernegi) 2023

Spekulation mit Neuwagen nimmt zu

Pkw werden von der Bevölkerung in der Türkei als Investitionsobjekte gesehen. Die Inflation ist hoch und die Menschen versuchen, mit dem Autokauf den drohenden Wertverlust abzufedern. Die Gebraucht- und Neuwagenpreise in der Türkei steigen tendenziell. Durch den stark schwankenden Lirakurs und die langen Lieferzeiten sind Neuwagen zu Spekulationsobjekten geworden. Manch ein Käufer lässt sich vom Händler auf die Warteliste für einen Neuwagen setzen, in der Absicht, ihn bei Auslieferung über dem Kaufpreis weiterzuverkaufen. Wenn das Fahrzeugmodell durch zwischenzeitliche Preiserhöhungen auch noch in eine höhere Verkaufssteuerkategorie fällt, erhöht das die Gewinnmarge der Spekulanten zusätzlich. 

Besonders gefragt: Weiß, klein, Benziner und mit Automatik

Der Verkauf von Benzin betriebenen Pkw stieg 2022 laut Fachverband ODMD um 10 Prozent. Sie erzielten mit 408.920 Einheiten einen Marktanteil von 69 Prozent. Der Absatz von Dieselautos sank um fast 7 Prozent (Marktanteil: 17 Prozent). Der Verkauf von Pkw mit Liquified-Petroleum-Gas-Antrieb (LPG) ging um deutliche 68 Prozent zurück (Marktanteil: 1 Prozent). Elektromobilität legt rasant zu: Die Nachfrage nach Hybridautos stieg um 30 Prozent (Marktanteil: 11 Prozent), bei Elektroautos (BEV) sogar um 171 Prozent (Marktanteil: 1 Prozent).

Die Kleinwagen- und Kompaktklasse bis 1,6 Liter Hubraum dominiert laut ODMD mit rund 87 Prozent den Pkw-Markt. Dies sind die Fahrzeuge in den A-, B- und C-Segmenten mit niedrigen Steuersätzen. Automatikgetriebe sind mittlerweile die bevorzugte Getriebeform (Anteil: 78 Prozent). Unter den beliebtesten Autofarben blieb Weiß der klare Favorit. Dies bestätigt das türkische Statistikamt TÜIK mit einem Anteil der Registrierungen von 40 Prozent, gefolgt von Grau (29 Prozent), Blau (11 Prozent), Schwarz (8 Prozent) und Rot (7 Prozent). Die beliebteste Karosserieform laut ODMD in 2022 waren SUV mit 41 Prozent, Limousinen (37 Prozent) und Schrägheckwagen (20 Prozent).

Verkauf von Lkw und Bussen zieht kräftig an

Infolge der Coronapandemie und steigender Transportkosten nutzen Logistikunternehmen für den Gütertransport häufiger die Straße. Bei Nutzfahrzeugen stieg deshalb die Nachfrage nach mittleren und schweren Lkw nach einem starken Vorjahr auch 2022 weiter an. Bei Bussen dürften zu den Zuwachsraten von über 40 Prozent auch während der Coronakrise infolge von Einschränkungen im ÖPNV aufgeschobene Investitionen beigetragen haben.

(Stand Februar 2023)

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