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TürkeiTiefbau, Infrastrukturbau / Energie, übergreifend / Kohle / Fördertechnik, Hebezeuge / Bergbaumaschinen, Geo-Bohrtechnik / Fossile Energien
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Branchenbericht Türkei Tiefbau, Infrastrukturbau
20.12.2017
Istanbul (GTAI) - Die türkische Regierung will den Kohlesektor noch intensiver fördern als bislang. In den kommenden Jahren dürften dadurch mehrere neue Kohlekraftwerke von über 5.700 Megawatt entstehen. Auch der Kohleabbau soll zunehmen. Ein großer Teil der Ausrüstung für Kraft- und Bergwerke wird importiert. (Kontaktadressen)
Die türkische Regierung plant die staatliche Förderung von Kohlekraftwerksprojekten ab dem Jahr 2018 zu verbessern. Dabei gehe es vor allem um langfristige staatliche Stromabnahmegarantien für Anlagen, die bislang mit importierter Kohle befeuert wurden und nun auf lokale Kohle umgerüstet werden, sagte der türkische Energieminister Albayrak gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Ekonomist.
Darüber hinaus überlässt die Regierung im Staatsbesitz befindliche Kohlegebiete privaten Investoren, damit diese dort Kohlekraftwerke errichten. Ende September 2017 veröffentlichte die Privatisierungsbehörde ÖIB (http://www.oib.gov.tr) eine Ausschreibung für die Vergabe eines Kohlereviers in Alpu-Tepebasi (Provinz Eskisehir), das dem staatlichen Stromproduzenten EÜAS gehört. Bietungsfrist ist der 26. Januar 2018. Der Gewinner der Ausschreibung soll ein Kohlekraftwerk mit einer Kapazität von 1.080 Megawatt bauen. Der Investitionsbedarf wird auf rund 1,8 Milliarde US-Dollar (US$) veranschlagt.
Bereits jetzt erhalten förderungswürdige Kraftwerksprojekte Vergünstigungen der Zonenstufe 5 des türkischen Investitionsförderungssystems. Der Staat gibt Abnahmegarantien, gewährt Steuererleichterungen sowie Zollbefreiungen beim Import von Ausrüstungen und verteilt Zuschüsse zum Arbeitgeberanteil der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer.
"Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Land mit insgesamt 18 Milliarden Tonnen Kohlereserven jährlich etwa 40 Millionen Tonnen Kohle importiert", sagte der türkische Energieminister Berat Albayrak im November 2017 auf einer Veranstaltung der Eren-Group, einem der führenden Kraftwerksbetreiber im Land. Anlass des feierlichen Zusammentreffens war die kürzlich erfolgte Umstellung eines Kraftwerks von importierter auf heimische Kohle. Zuvor hatte Eren jährlich 7 Millionen Tonnen Kohle einführen müssen. Nun wird die türkische Hattat-Gruppe das 2.800-Megawatt-Kraftwerk mit dem Rohstoff beliefern.
Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes der Kohleproduzenten (KÖMÜRDER), Muzaffer Polat, sollen in den kommenden drei Jahren 13 neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 5.725 Megawatt in Betrieb genommen werden. In diese Projekte werden private Unternehmen insgesamt 5,7 Milliarden US$ investieren, so die Schätzungen.
Das größte Steinkohlekraftwerk wird das Unternehmen Hema Enerji Üretim (http://www.hemaenerji.com; Hattat-Gruppe) in Bartin errichten. Auch dieses soll mit lokaler Steinkohle befeuert werden, die geplante Kapazität beträgt 1.320 Megawatt (2 x 660 Megawatt). Angaben zur Investitionssumme liegen nicht vor.
Des Weiteren investiert das Unternehmen Polyak-Eynez Enerji in Izmir-Kinik 1 Milliarde US$ in den Braunkohlebergbau und den Bau eines Kohlekraftwerkes. An dem Unternehmen sind die Bergbaugesellschaft Polat Madencilik Enerji (http://www.polatkomur.com) und die FIBA-Holding beteiligt. In dem Gebiet befinden sich dem Vernehmen nach Braunkohlereserven von 250 Millionen Tonnen. Der Bergbaubetrieb soll bereits 2018 den Betrieb aufnehmen, geplante Jahresförderung: 5 Millionen Tonnen. Davon sollen 3,5 Millionen Tonnen beim Kohlekraftwerk eingesetzt und der Rest exportiert werden. Das Kraftwerk mit einer Kapazität von 700 Megawatt soll 2021 die Produktion aufnehmen.
Unternehmen | Standort | Kapazität (MW) | Internetadresse |
Hema Elektrik Üretim (Hattat Holding) | Bartin | 1.320 | http://www.hemaelektrik.com; http://www.hemaenerji.com |
Polyak-Eynez Enerji | Izmir | 700 | http://www.polyakeynez.com (im Aufbau) |
Park Teknik | Konya | 500 | http://www.parkteknik.com |
Anadolu Enerji | Kahramanmaras | 500 | http://www.anadoluenerji.com.tr |
Hidro Gen Enerji | Manisa | 460 | http://www.kolin.com.tr |
Celikler Insaat | Kütahya | 400 | http://www.celiklerholding.net |
IC Ictas-Limak | Mugla | 350 | http://www.ykenerji.com.tr |
Can Kömür | Canakkale | 330 | http://www.odasenerji.com.tr |
Avdan Madencilik | Denizli | 300 | http://www.egetrade.com |
Celikler Insaat | Bursa | 300 | http://www.celiklerholding.net |
Plt Madencilik | Amasya | 270 | http://www.pltmadencilik.com.tr |
Demir Madencilik | Zonguldak | 160 | - |
Diler Elektrik | Kahramanmaras | 135 | - |
Insgesamt | 5.725 |
*) Alle Projekte befinden sich im Planungs- oder Vorbereitungsstadium
Quelle: Verband der Kohleproduzenten (Kömür Üreticileri Dernegi)
Private Investoren können mit der Staatsgesellschaft für den Braunkohlebergbau TKI (Türkiye Kömür Isletmeleri) und der Staatsgesellschaft für den Steinkohlebergbau TTK (Türkiye Taskömürü Kurumu) langfristige Pachtverträge für Kohlefördergebiete abschließen. So baut zum Beispiel das private Bergbauunternehmen Imbat Madencilik (http://www.imbatmadencilik.com) auf diese Weise in Soma (Provinz Manisa) Braunkohle ab. Das Unternehmen investierte nach den Worten des Geschäftsführers, Gökalp Büyükyildiz, in den letzten zwei Jahren 120 Millionen Euro in neue Anlagen und Ausrüstungen und erwartet für das Jahr 2017 eine Fördermenge von 7 Millionen Tonnen. Bis 2028 will das Unternehmen diese auf 12 Millionen Tonnen erhöhen.
Nach den Worten des Energieministers soll der Kohleabbau im Jahr 2018 landesweit auf 100 Millionen Tonnen steigen (2017: voraussichtlich 80 Millionen Tonnen). Die minderwertige türkische Braunkohle hat mit 1.000 bis 5.000 Kilokalorien pro Kilogramm einen vergleichsweise niedrigen Brennwert, ist jedoch in großen Mengen verfügbar. Knapp 46 Prozent der insgesamt knapp 18 Milliarden Tonnen Braunkohlereserven der Türkei befinden sich im Gebiet von Afsin-Elbistan. Darüber hinaus gibt es in der westlichen Schwarzmeerprovinz Zonguldak 506 Millionen Tonnen nachgewiesene Steinkohlereserven.
Nach Angaben des Energieministeriums hat die Kohle beim primären Energieverbrauch der Türkei von insgesamt 126,9 Millionen Tonnen Erdöläquivalent (2015) einen Anteil von 27,3 Prozent. Die installierte Kapazität von Kohlekraftwerken betrug Ende 2016 17.316 Megawatt, was 22,1 Prozent der gesamten Kraftwerkskapazitäten entspricht. Davon entfallen 9.437 Megawatt auf Anlagen, die mit heimischer Kohle betrieben werden. Der Anteil der Kohlekraftwerke an der gesamten Elektrizitätserzeugung erreichte 2016 eine Höhe von 33,9 Prozent.
Energieträger | Produzent | 2014 | 2015 | 2016 |
Asphaltit | - | 336.852 | 837.112 | 1.475.101 |
Bituminöser Schiefer | TKI | 259.508 | 288.185 | 372.028 |
Braunkohle insgesamt | 66.207.011 | 58.730.170 | 77.530.602 | |
.EÜAS | 18.987.908 | 10.855.125 | 13.267.974 | |
.TKI | 22.854.114 | 12.432.171 | 24.330.886 | |
.Sonstige Staatsfirmen | 1.063.927 | 399.816 | 213.501 | |
.Privatfirmen | 23.301.062 | 35.043.058 | 39.718.241 | |
Steinkohle | TTK und Privatfirmen | 1.916.833 | 2.074.049 | 1.496.223 |
Insgesamt | 68.720.204 | 61.929.516 | 80.873.954 |
Quelle: Ministerium für Energie und Naturressourcen
Weitere Informationen:
Boom-Jahre im türkischen Energiesektor sind vorerst vorbei, http://www.gtai.de/MKT201710208000
Kömür Üreticileri Dernegi - KÖMÜRDER (Verband der Kohleproduzenten)
Kavaklidere Mah., Paris Cad. No. 4/4
06680 Cankaya - Ankara, Türkei
T +90 (0)312 418 18 49
Enerji ve Tabii Kaynaklar Bakanligi (Ministerium für Energie und Naturressourcen)
Türk Ocagi Cad. No. 2
06100 Cankaya - Ankara, Türkei
T +90 (0)312 212 64 20
F +90 (0)312 222 57 60
(N.B.)