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Branchen | Ukraine | Medizintechnik

Digital Health

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist ein zentrales Element der Gesundheitsreform in der Ukraine. Die Nutzung von E-Health Lösungen steigt.

Von Fabian Nemitz | Kiew

Die Ukraine verfolgt ehrgeizige Pläne zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. Digital Health ist ein wichtiges Element der 2017 gestarteten Gesundheitsreform, im Rahmen derer die Finanzierung des Gesundheitssektors neu geordnet wurde. Statt der bislang geltenden Pauschalfinanzierung erhalten die Akteure des Gesundheitssystems nunmehr eine Vergütung für erbrachte Leistungen. Die Abrechnung erfolgt über den National Health Service (NHS). Voraussetzung hierfür ist eine Digitalisierung der Gesundheitseinrichtungen und der Patientendaten. Gleichzeitig können die erhobenen Daten für zielgenaue Planungen, Analysen und Bedarfsprognosen genutzt werden. Schon heute sind viele elektronische Daten auf der Internetseite des NHS abrufbar.

Konzept zur Digitalisierung des Gesundheitswesens verabschiedet

Die Pläne und Ziele zur Digitalisierung des Gesundheitswesens sind in dem Ende 2020 von der Regierung angenommenen "Konzept zur Entwicklung des elektronischen Gesundheitsschutzes" festgehalten. Die Umsetzung erfolgt in zwei Phasen (2020 bis 2022; 2023 bis 2025). Wichtige Ziele sind die weitere Entwicklung des gesetzlichen Rahmens, die Weiterentwicklung der elektronischen Informationssysteme und die verstärkte Nutzung von E-Health. Vorgesehen ist auch die Einführung elektronischer Gesundheitskarten.

Federführend bei der Umsetzung sind das Gesundheitsministerium, das Ministerium für digitale Transformation, der NHS und das staatliche Unternehmen E-Health. Allerdings kritisierte der Rechnungshof im Juli 2021 die mangelnden Fortschritte bei der Entwicklung der Datenbanken und die unzureichende Finanzierung der Digitalisierung des Gesundheitssystems seitens des NHS.

Digitalisierung hilft im Kampf gegen die Pandemie

Die Digitalisierung der Verwaltung und der öffentlichen Dienstleistungen unter dem Motto "Land im Smartphone" ist eine der Prioritäten der Regierung. Im Februar 2020 hat die Regierung die App "Dija" ("Aktion") freigeschaltet, die es möglich machen soll, künftig nahezu alle staatlichen Dienstleistungen und Behördengänge online abzuwickeln. Seit dem Start wird die Zahl der Anwendungen schrittweise ausgebaut.

Auch bei der Eindämmung von Covid-19 kommt Dija zum Einsatz. Über die App "Wdoma" ("Zu Hause") wird die Einhaltung der obligatorischen Quarantäne ungeimpfter Personen, die aus dem Ausland einreisen, überwacht. Ebenso erfolgt in Dija eine Erfassung digitaler Impfzertifikate.

Telemedizin zur besseren Versorgung im ländlichen Raum

Der Einsatz von Telemedizin für die bessere Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum ist bereits seit einigen Jahren Ziel der Gesundheitspolitik. Im Rahmen eines 2017 gestarteten Programms werden landesweit Ambulatorien modernisiert, darunter auch für den Einsatz von Telemedizin. Ein Vorreiter ist das Gebiet Odessa, dank der Gründung des Netzes Medinet. Weitere Anbieter und Entwickler von IT-Anwendungen für Telemedizin sind die Firmen Doc.ua, Helsi, IT4Medicine, MedBrama, Medics und Poliklinika bes tscherh (Poliklinik ohne Warteschlangen). Einen Überblick über weitere Player bietet der Verband eHealth.

In der Pandemie hat sich die Akzeptanz und Verbreitung von Telemedizin weiter erhöht. Das Gesundheitsministerium will die Möglichkeiten, die Telemedizin bietet, weiter ausbauen. Für den Einsatz von Telemedizin sprechen in dem Flächenstaat Ukraine auch die großen Entfernungen, der häufig schlechte Zustand der Landstraßen und der Mangel von Fachärzten auf dem Land.

Einführung digitaler Rezepte und elektronischer Krankenscheine

Seit April 2019 können Patienten Arzneimittel, die unter das staatliche Programm "Erschwingliche Medikamente" fallen, mithilfe digitaler Rezepte in Apotheken einlösen. Der NHS bietet einen genauen Überblick über die ausgestellten Rezepte, die laufend aktualisiert wird. Laut Plänen des Gesundheitsausschusses des ukrainischen Parlaments sollen ab März 2022 alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel nur noch mit digitalen Rezepten erhältlich sein. Damit soll vor allem die unkontrollierte Ausgabe von Antibiotika eingeschränkt werden.

Seit 1. Oktober 2021 können Krankenscheine nur noch elektronisch eingereicht werden. Mit diesem Schritt will die Regierung Sozialversicherungsmissbrauch eindämmen und die Bürokratie entlasten.


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