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Branchenbericht Ungarn Fahrzeuge, übergreifend
Budapest (GTAI) - Die bedeutende ungarische Automobilindustrie beginnt sich für neue Trends und globale Entwicklungen zu öffnen. Das Thema Elektromobilität wird in der Fertigung und bei den Entwicklungsaktivitäten zunehmend berücksichtigt. Zu den Vorreitern gehören dabei die deutschen Unternehmen Audi, Continental und Bosch. Seit 2017 bauen ausländische Batteriehersteller neue Produktionswerke in Ungarn. (Kontaktadressen)
01.05.2018
Mit einem Anteil an der Erzeugung von mehr als einem Viertel ist die Automobilindustrie der wichtigste Zweig des ungarischen verarbeitenden Gewerbes. Seit 2010 nimmt der Output ununterbrochen zu. Im Jahr 2017 erreichte der Produktionswert das Rekordergebnis von knapp 8 Billionen Forint (Ft; etwa 25,5 Mrd. Euro; 1 Euro = 309,19 Ft; Jahresdurchschnittskurs 2017) und die Exportquote rund 92 Prozent.
Für die nächsten Jahre stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Denn sowohl die Autohersteller, vor allem Audi und Daimler, als auch zahlreiche Automobilzulieferer investieren in die Erweiterung ihrer Kapazitäten oder in neue Werke. Nach Schätzung der Marktforscher von BMI Research wird die Pkw-Produktion in Ungarn von 472.000 im Jahr 2016 bis 2022 auf rund 690.000 Fahrzeuge steigen.
Bei allem Stolz auf das Erreichte hat sich in der ungarischen Regierung jedoch die Überzeugung durchgesetzt, dass die Zukunft der Branche in Ungarn nur gesichert werden kann, wenn globale Trends beachtet und auch in der lokalen Industrie berücksichtigt werden. Dazu gehören zum einen die erwarteten Verschiebungen der Nachfrage und der Produktion in Richtung Elektromobilität und zum anderen das Thema autonomes Fahren. Beiden schenkt die Regierung besondere Beachtung und flankiert sie durch staatliche Unterstützungszahlungen zur Förderung entsprechender Investitionen.
Die wichtigsten Impulse für die Elektromobilität im ungarischen Fahrzeugbau dürften in nächster Zeit vom deutschen Hersteller Audi ausgehen. Der nordungarische Standort Györ soll zum Kompetenzzentrum des Konzerns für Elektroantriebe werden. Dort werden die Kapazitäten für die Entwicklung von Elektromotoren erweitert. Noch 2018 wird die Serienfertigung in Györ anlaufen. Geplant ist, mit den dort gebauten Elektromotoren das Werk in Brüssel zu beliefern, wo das erste batterieelektrische Audi-Modell e-tron gebaut wird.
Eine weitere größere Investition im ungarischen Elektrofahrzeugbau kam aus China. Der Hersteller BYD (Build Your Dreams) nahm im April 2017 in Komárom an der Grenze zur Slowakei ein Werk für Elektrobusse in Betrieb. Es ist die erste Fabrik dieses Unternehmens in Europa. Die Investitionen werden auf rund 20 Millionen Euro beziffert. Die geplante Jahresproduktion liegt bei 400 Fahrzeugen. Ihre volle Kapazität soll die Anlage noch 2018 erreichen.
Die Entscheidung zugunsten des Standorts in Ungarn ist nach Aussagen von BYD-Vertretern aufgrund seiner zentralen Lage in Europa gefallen. Von hier aus können die wichtigen Absatzmärkte in der Region gut erreicht werden. Leichte Busse, die auch mit Elektromotoren angetrieben werden können, fertigt das ungarische Unternehmen Evopro (Budapest). Das Modell "Modulo" findet Einsatz in einigen kommunalen Nahverkehrsbetrieben, darunter in Budapest.
Hersteller (Internetadresse) | Produktportfolio | Anmerkungen |
BYD Komarom | Elektrobusse | Ausfuhren auf den europäischen Markt geplant. |
Evopro | Elektrobusse | Modell "Modulo" für kommunale Nahverkehrsbetriebe. |
Audi Hungaria | Elektromotoren für Pkw | Entwicklungsaktivitäten im F&E-Zentrum in Györ; Serienproduktion noch für 2018 geplant. |
Quellen: Angaben der Unternehmen, Recherchen von Germany Trade & Invest
Die Zunahme von Entwicklung- und Produktion im Bereich Elektromobilität dürfte sich bald auch in der Zulieferindustrie niederschlagen. Bisher gibt es kaum ungarische Unternehmen, die sich erfolgreich mit der Produktion von Teilen und Komponenten für Elektrofahrzeuge oder deren Entwicklung befassen. Die Regierung legte 2017 ein Programm zur Unterstützung ungarischer Zulieferfirmen auf. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Elektromobilität. Mit ersten Ergebnissen des Programms ist allerdings erst in einigen Jahren zu rechnen.
Einige der zahlreichen, in Ungarn vertretenen, ausländischen Automobilzulieferer sind dagegen bereits im Bereich Elektromobilität tätig. Dazu gehören zum Beispiel die deutschen Unternehmen Continental und Bosch. Continental arbeitet in Ungarn unter anderem an Komponenten für Bremssysteme, Lenksysteme, Start-Stop-Vorrichtungen sowie am neuartigen Hybridantrieb 48V und der Fahrzeugelektrifizierung insgesamt. Zu den Schwerpunkten der Bosch-Entwicklungszentren in Budapest und Miskolc gehören autonomes Fahren und Elektromobilität.
Ein starker Aufschwung ist derzeit im Akkubau festzustellen. Seit Mitte 2016 wurden vier große Vorhaben zum Aufbau von Produktionskapazitäten in Ungarn angekündigt. Vertreter der staatlichen ungarischen Investitionsförderagentur HIPA erklären die Beliebtheit des Standortes mit seiner zentralen Lage in Europa. Die Batteriehersteller wollen sich in der Nähe ihrer potenziellen Abnehmer ansiedeln.
Zu den größten Projekten im Batteriesegment gehört das Werk des südkoreanischen Herstellers Samsung SDI in Göd nahe Budapest. Für rund 325 Millionen Euro wurde dort eine stillgelegte Anlage für Bildschirmröhren für die neuen Aufgaben adaptiert. An dem Standort werden künftig Batterien für 50.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr gefertigt. Die Produktion soll noch 2018 aufgenommen werden.
Das ebenfalls koreanische Unternehmen SK Innovation errichtet in Komárom eine Batteriefabrik für Elektroautos. Die Investitionssumme wird auf 640 Millionen Euro beziffert. Ab 2020 sollen an dem Standort jährlich Batterien mit einer Gesamtkapazität von 7,5 Gigawattstunden produziert werden. Das reicht zur Ausstattung von bis zu 250.000 Elektrofahrzeugen. Die Kapazität in Komárom wird damit doppelt so hoch sein wie im Stammwerk des Unternehmens in Seosan.
Das japanische Unternehmen GS Yuasa hat Anfang 2018 mit dem Bau eines Werkes für Lithium-Ionen-Batterien in Miskolc begonnen. Die Lithium-Ionen-Zellen werden aus Japan geliefert und die Module in der ungarischen Anlage montiert. Die Produktionskapazität soll sich auf 500.000 Batterien pro Jahr belaufen. Die Investitionen betragen rund 28 Millionen Euro. Die Regierung bezuschusst das Projekt mit umgerechnet 1,5 Millionen Euro.
In Monor, einer Kleinstadt rund 50 Kilometer von Budapest entfernt, investierte der südkoreanische Automobilzulieferer Shinheung Sec rund 25,5 Millionen Euro in ein neues Werk zur Produktion von Komponenten für Elektroautobatterien. Der staatliche Zuschuss belief sich bei diesem Projekt auf rund 2,4 Millionen Euro.
Mehr zum Kraftfahrzeugmarkt Ungarn finden Sie in unserer Reihe "Branche kompakt Kfz-Industrie" unter: http://www.gtai.de/brk-kfz-ungarn.
Informationen zu Entwicklungen auf den globalen Märkten für Elektrostraßenfahrzeuge finden Sie unter: http://www.gtai.de/elektromobilitaet.
Weitere Informationen zu Ungarn finden Sie unter: http://www.gtai.de/Ungarn
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Ministerium für Wirtschaft | http://www.kormany.hu/en/ministry-for-national-economy | Zuständig für Strategieentwicklung und Förderprogramme. |
Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung | http://www.kormany.hu/en/ministry-of-national-development | Zuständig für Strategieentwicklung und Förderprogramme. |
Hungarian Investment Promotion Agency (HIPA) | http://www.hipa.hu | Abteilung Zulieferindustrie, Ansprechpartner: Csaba Robotka. Abwicklung des staatlichen Förderprogramms zur Stärkung der Zulieferindustrie, unter anderem für die Automobilindustrie. |