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Der US-Markt für Fenster und Türen wird 2020 einen positiven Jahresabschluss erzielen. Dies überrascht, hatte doch Corona einen zweimonatigen Produktionsstopp erzwungen.
12.10.2020
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Insbesondere der Wohnungsbau sorgt in der zweiten Jahreshälfte 2020 für eine steigende Nachfrage nach Fenstern, Türen, Profilen, Rahmen und Beschlägen. Der Umsatzeinbruch vom März und April kann damit auf das Gesamtjahr hochgerechnet mehr als ausgeglichen werden. Im Jahr 2021 dürften Vorhaben im Gewerbebau die Aufwärtsbewegung beim Absatz von Fenstern und Türen sogar noch verstärken.
Private und öffentliche Bauherren setzen bei Fenstern und Türen verstärkt auf Qualitätsprodukte, so etwa bei Balkon- und Terrassentüren aus Holz, Kunststoff, Aluminium oder Stahl. Der Grund ist der Klimawandel und die damit einhergehenden Vorsorgemaßnahmen gegen Sturm-, Hagel- und Wasserschäden.
Bei den Verglasungen kommen verstärkt Sonnenschutz-, Wärmeschutz-, Isolier-, Alarm-, Sicherheits- und Sichtschutzgläser zum Einsatz, wahlweise als 2-fach und 3-fach-Verglasungen.
Der Markt für Fenster und Türen wird nach Prognosen des Marktforschers The Freedonia Group im Jahr 2023 ein Volumen von 33,3 Milliarden US-Dollar erreichen - 2018 lag der Vergleichswert bei 27,6 Milliarden US-Dollar. Der coronabedingte Einbruch der Verkäufe im Frühjahr 2020 dürfte in der zweiten Jahreshälfte mehr als ausgeglichen werden, wodurch die Aufwärtsbewegung innerhalb des Zeitraums von 2018 bis 2023 insgesamt nicht gefährdet wird. Vor allem die historisch niedrigen Zinsen auf Hypothekenkredite und Baugeld verleihen den Bauaktivitäten 2020 eine ausreichend hohe Eigendynamik, insbesondere im Eigenheimbau.
Neben den klimatischen Anforderungen sowie architektonischen und preislichen Überlegungen wird die Auswahl von Fenstern und Türen durch geltende Normen und Standards beeinflusst. Eine landesweit einheitliche Baunorm existiert zwar nicht. Doch dienen auf freiwilliger Basis der International Building Code (IBC), der International Residential Code (IRC) sowie der International Energy Conservation Code (IECC) als Orientierungspunkte. Diese werden regelmäßig erneuert und modernisiert.
Das spezifische Problem der USA in Fragen Baunormen ist, dass jeder Bundesstaat ein eigenes Regelwerk aufgestellt hat. Selbst die genannten internationalen Standards werden nicht einheitlich angewendet. So gelten in einem Bundesstaat internationale Standards, die erst vor kurzem erneuert wurden, in anderen sind noch die alten in Kraft.
Hinzu verabschieden US-Industrieverbände, zum Teil in Zusammenarbeit mit dem American National Stadards Institute (ANSI), eigene Standards, darunter die American Architectural Manufacturers Association (AAMA), der National Fenestration Rating Council (NFRC) sowie die Window and Door Manufacturers Association (WDMA). Diese Industriestandards bestimmen unter anderem, welche Testverfahren Fenster und Türen bei ihrer Zertifizierung und bei der Verleihung von Gütesiegeln durchlaufen müssen.
Die Hersteller von Fenstern und Türen sowie von Zubehör werden anhand ihrer Produktionsstrukturen und ihres Platzes in der Wertschöpfungskette in drei Gruppen eingeteilt:
Großproduzenten stellen häufig gleich mehrere artverwandte Produkte her. So fertigen die Fensterhersteller Andersen, Ply Gem und PGT Innovations gleichzeitig auch Balkon- und Verandatüren, zumal auch diese einen hohen Glasanteil aufweisen.
Bei Haus-, Innenraum- und Garagentüren ist der Spezialisierungsgrad der einschlägigen Erzeuger sehr hoch. Masonite International und JELD-WEN sind zum Beispiel die beiden führenden Anbieter von Innenraumtüren, wogegen Overhead Door und Clopay Building ausschließlich Garagentüren im Angebot führen. Um ihre jeweiligen Spitzenplätze zu behaupten, nutzen diese Firmen Skaleneffekten und stützen sich auf ihr weit verzweigtes Händlernetz und auf die verkaufsfördernde Wirkung ihrer Produktmarken.
Fachmessen und Fachkongresse finden 2020, bis auf Weiteres auch 2021, virtuell statt. Dazu gehören die 2020 WDMA Fall Conference, 2021 International Window Film Conference and Tint-Off™ und wahrscheinlich sogar die Glass Expo Southeast™ '22, neben der Baumesse München im Januar 2021 und Glasstech Düsseldorf im Juni 2021.