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Branchenbericht USA Wasserversorgung, Bewässerung
Berlin (GTAI) - In der US-Wasserwirtschaft wird umgedacht. Bislang kamen Investitionen zu kurz. Entsprechend groß ist der Bedarf an Wassertechnik zur Sanierung und Modernisierung von Wassernetzen, Kläranlagen, Anlagen des Grundwasserschutzes und Entsalzungsanlagen. Da die Staatsquote an der Wasserwirtschaft hoch ist, überwiegen öffentliche Ausschreibungen. Deutschland ist der drittwichtigste ausländische Beschaffungsmarkt nach China und Mexiko. (Kontaktadressen)
23.05.2018
Etwa 52.000 Wasserbetriebe versorgen Haushalte und Gewerbeeinrichtungen in den USA mit Trinkwasser beziehungsweise kümmern sich um die Abwasserreinigung, 85 Prozent davon in vollständig oder mehrheitlich öffentlichem Besitz. Rein private Unternehmen halten bislang lediglich die verbleibenden 15 Prozent.
Die Tendenz bei den Investitionen in die Wasserwirtschaft war 2017 negativ: Wie die Statistikbehörde U.S. Census Bureau bekannt gab, sind die Volumina der übergebenen Bauleistungen bei Anlagen der Frischwasseraufbereitung im Vorjahresvergleich um 9,5 Prozent auf 11,2 Milliarden US-Dollar (US$) und bei Kläranlagen um 12,8 Prozent auf 19,5 Milliarden US$ gesunken.
Der Investitionsbedarf ist riesig. Neben einer stetig steigenden Bevölkerungszahl und Wasserknappheit infolge der Klimaerwärmung liegt dies vor allem an der veralteten Wasserinfrastruktur. Jedes Jahr werden circa 240.000 Lecks an den landesweit 2,7 Millionen Kilometer langen Trinkwasserleitungen geflickt. Hinzu kommen Wasserverunreinigungen durch veraltete Bleirohre.
Da die öffentlichen Haushalte alleine nicht mehr in der Lage sind, die notwendigen Modernisierungen zu finanzieren, müssen private Finanzierungsquellen und Betreiber hinzugezogen werden. Konzessionsvergaben, beispielsweise im Rahmen von Public-private-Partnerships, sowie Privatisierungen scheinen in diesem Zusammenhang unabdingbar. Andernfalls müssten die Wassergebühren enorm erhöht werden. Diese steigen bereits um durchschnittlich 5,5 Prozent im Jahr und bergen vielerorts sozialen Sprengstoff.
Der Investitionsdruck macht neben Privatisierungen auch zahlreiche Beschaffungsausschreibungen unausweichlich. Bislang ist Deutschland nach China und Mexiko der drittwichtigste ausländische Beschaffungsmarkt, unter anderem für Ventile, Armaturen und Pumpen. Generell sind die USA für deutsche Hersteller von Wassertechnik, allein schon von den Volumina her, ein äußerst attraktiver Markt.
Kategorie *) | Gesamteinfuhren | Davon aus Deutschland |
Industrieventile | 10.850 | 950 |
Leistungsventile für Flüssigkeiten und Anschlüsse | 2.200 | 372 |
Sanitärarmaturen | 1.426 | 60 |
andere Metallventile und Rohranschlüsse | 2.764 | 248 |
Pumpen und Pumpausrüstungen | 4.667 | 365 |
Mess- und Dosierpumpen | 216 | 22 |
Leistungspumpen für Flüssigkeiten und Motoren dafür | 3.707 | 534 |
*) nach North American Industry Classification System (NAICS)
Quelle: U.S. Census Bureau
Bei einigen Produkten der Wassertechnik sind die USA der weltweit größte Absatzmarkt, so etwa bei Filtern und Hochdruckrohren. Nach den neuesten verfügbaren Zahlen des Marktforschungsunternehmens Freedonia lag allein das Verkaufsvolumen bei Filtertechnik 2016 bei 10,5 Milliarden US$. Die Verkäufe sollen bis 2021 auf 12,8 Milliarden US$ steigen.
Dabei sollen die Wachstumsraten für Membranfilter besonders rasch ansteigen, auch wenn konventionelle Filter (mechanische oder elektrostatische Methode) mit derzeit 62 Prozent den größeren Marktanteil halten. Bis 2021 soll ihre Quote leicht auf 58 Prozent fallen. Das schnellere Absatzwachstum bei Membranfiltern erklärt Freedonia mit dem Bedarf von Kläranlagen. Dort sollen chemische Wasserreinigungsmethoden ersetzt werden. Dennoch bleiben konventionelle Filtermethoden allein schon zur Vorbehandlung von Abwässern unabdingbar.
Aufgrund des landesweit mangelhaften Verteilernetzes für Frisch- und Abwasser wird die Nachfrage nach Wasserrohren aller Voraussicht nach ebenfalls schnell steigen. Etwa 15 Prozent des Trinkwassers, das die Aufbereitungsanlagen verlässt, geht auf dem Weg zum Verbraucher verloren.
Zu den wichtigsten Kundengruppen gehören private und öffentliche Wasserwerke, territoriale Katastrophenschutzeinrichtungen, aber auch Privathaushalte und Industriebetriebe mit eigenen Kläranlagen. Die Industrie allein verbraucht annähernd 50 Prozent des Nutzwassers. Doch verfügen längst nicht alle Industriebetriebe über eigene Anlagen zur Wasserauf- und -nachbereitung.
Somit haben private und öffentliche Wasserwerke als Kundengruppe eine herausragende Bedeutung. Hinzu kommen Betreiber von Anlagen für die Meerwasserentsalzung, zur Bewässerung in der Landwirtschaft, für den Grundwasserschutz und zur Beseitigung von Naturkatastrophen wie Sturmschäden, Überschwemmungen.
Die Jahresumsätze aller öffentlichen Wasserwerke bewegen sich um die 110 Milliarden US$. Die private Anlagenbetreiber liegen bei 14 Milliarden US$, wie das Marktforschungsunternehmen Hoover's festgestellt hat.
In den Bundesstaaten regulieren sogenannte Public Utilities Commissions (PUC) den Markt. Sie genehmigen oder untersagen Fusionen und Übernahmen von Wasserunternehmen, prüfen Expansionspläne von Wasserwerken und legen die Wassergebühren fest. Die PUC sind darüber hinaus die einzige Stelle, die Konzessionen an private Anbieter vergeben kann.
Richtlinien zur Wasserreinhaltung und -reinigung und die entsprechenden Normen und Standards legt die US-Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) fest. Zu den Bundesgesetzen, die über die Wasserreinhaltung bestimmen, gehören unter anderem der Clean Water Act, der Safe Drinking Water Act und der Reduction of Lead in Drinking Water Act.
Projektbezeichnung | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkung |
Everglades Restoration Project, Florida | 1,9 | Planung | Auftraggeber: South Florida Water Management District (http://www.sfwmd.gov); Fünf-Jahres-Plan zur Regenerierung der Wasserlandschaft in den Everglades |
Sewerage System Upgrade, Baltimore, Maryland | 1,6 | Planung | Auftraggeber: Baltimore City Department of Public Works; Modernisierung des Back River Wastewater Treatment Plant; Fertigstellung bis 2021 |
Storage Reservoir Project, Florida | 1,5 | Planung | Auftraggeber: South Florida Water Management District (http://www.sfwmd.gov); 2. Bauphase, Bau einer Wasserspeicheranlage südlich des Lake Okeechobee |
Northeast Water-Purification Plant Expansion, City of Houston, Texas | 1,2 | Projektplanung vergeben an CH2M und CDM Smith | Auftraggeber: City of Houston (http://www.publicworks.houstontx.gov/pud/newpp.html), 1. Bauphase voraussichtlich bis 2021, 2. Bauphase bis 2024 |
Biosolids Digester Facilities Project, San Francisco, Kalifornien | 1,0 | Planung | Auftraggeber: San Francisco Public Utilities Commission (http://www.sfwater.org); Anlage zur Energiegewinnung aus Bioabfällen in einem städtischen Klärwerk; Baubeginn ab Mitte 2018 |
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkung |
Germany Trade & Invest | http://www.gtai.de/usa | Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft |
AHK USA | http://www.ahk-usa.com | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
German Water Partnership, Regionalforum Nordamerika | http://www.germanwaterpartnership.de/regional-und-laenderforen/nordamerika/index.htm | Verein zur Exportförderung von Produkten und Dienstleistungen der Wassertechnikbranche |
Water and Wastewater Equipment Manufacturers Association, Inc. | http://www.wwema.org | Herstellerverband für Wasser- und Abwassertechnik |
American Water Works Association | http://www.awwa.org | Verband für Wassertechnik |
U.S. Environmental Protection Agency (EPA) | http://www.epa.gov | US-Umweltschutzbehörde |