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Branchenbericht USA Land- und Forstwirtschaft, übergreifend
San Francisco (GTAI) - Der Markt für Biolebensmittel wächst, wenngleich nicht so dynamisch wie in den letzten Jahren. Gemüse und Obst sind in dieser Kategorie nach wie vor die gefragtesten Produkte. Das neue US-Agrargesetz fördert den Ausbau des Sektors. Die Erzeugung von Fleischersatzprodukten rückt ins Visier großer Investoren. Die US-Rinderzüchter holen zum Gegenschlag aus. Aber auch in anderen Segmenten investieren Großanleger und Konzerne. (Kontaktadressen)
02.07.2018
In den USA ist der Markt für Biolebensmittel 2017 wertmäßig gewachsen. Der Gesamtumsatz der Branche legte um 6,4 Prozent auf 45,2 Milliarden US-Dollar (US$) zu, berichtet der Branchenverband Organic Trade Association (OTA). Damit sind die USA der weltweit größte Markt für diese Produkte.
Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich das Marktwachstum jedoch verlangsamt. Den Hauptgrund dafür sieht Laura Batcha, Geschäftsführerin der OTA, darin, dass die Erzeugung von Biolebensmitteln zu einer reifen Industrie herangewachsen ist. Heute drängen weniger neue Produkte auf den Markt als noch vor einigen Jahren. Viele Erzeuger haben sich am Markt etabliert. Nun wird versucht, auf dem saturierten Markt das Produktportfolio zu erweitern oder neue Vertriebskanäle aufzutun.
2015 | 2016 | 2017 | |
Biolebensmittel | 39,0 | 42,5 | 45,2 |
.Wachstum | 11,1 | 9,0 | 6,4 |
Lebensmittel insgesamt | 808,0 | 812,9 | 822,2 |
.Wachstum | 2,6 | 0,6 | 1,1 |
Anteil Biolebensmittel am gesamten Lebensmittelsektor | 4,8 | 5,2 | 5,5 |
Quelle: Organic Trade Association (OTA)
Dennoch entwickelt sich der Absatz von Bioprodukten seit Jahren deutlich dynamischer als bei den konventionellen Lebensmitteln. Zwei Drittel aller Supermärkte bieten Bionahrung an. Laura Batcha ist überzeugt, dass sich dieser Trend mittelfristig fortsetzt.
Obst und Gemüse machten 2017 mehr als ein Drittel der Gesamtumsätze des Sektors aus und waren damit erneut das wichtigste Segment. Besonders dynamisch entwickelte sich die Nachfrage nach getrockneten Früchten und Gemüse (plus 9 Prozent Umsatzwachstum). Konsumenten greifen gern zu Snacks auf Trockenobst- oder Gemüsebasis wie beispielsweise Riegel oder Nüsse. Großkonzerne springen inzwischen auf den Trend auf. So übernahm PepsiCo im Mai 2018 den Bio-Snackhersteller Bare Snacks, der Obst- und Gemüsechips produziert.
Rückläufig entwickelten sich 2017 die Verkäufe von Milchprodukten und Eiern. Die OTA führt dies zum einen auf das steigende Interesse an pflanzlich basierten Produkten zurück, andererseits auf ein Überangebot an Biomilch. Dies habe jedoch auch positive Effekte, so die OTA, da es nachgelagerte Branchen wie die Käse- oder Speiseeisindustrie beflügelt (Wachstum von 9 Prozent respektive 8 Prozent).
Die Aufmerksamkeit der Landwirte richtet sich aktuell auf das US-Agrargesetz Agriculture and Nutrition Act of 2018 ("Farm Bill"), welches alle fünf Jahre erneuert wird und im September 2018 ausläuft. Mit einer knappen Mehrheit sprach sich das US-Repräsentantenhaus am 21. Juni 2018 für den Gesetzesvorschlag der Trump-Regierung aus. Der Senat präsentierte kurz darauf einen eigenen Vorschlag - beide Kammern müssen nun eine gemeinsame Version aushandeln.
Die OTA steht hinter beiden Entwürfen, da sie jeweils steigende Investitionen in den Sektor fördern. Festgelegt werden unter anderem die Budgets für die finanzielle Entschädigung bei Ernteausfällen, die Zertifizierung von Biofarmen sowie für die Exportförderung und für branchennahe Forschung (darunter die Datenerhebung). Kritiker befürchten, dass die neue Farm Bill mehr den Großbetrieben als den US-Kleinbauern zugutekommt. Weiterhin könnten Umweltauflagen gelockert und der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln erleichtert werden.
Im Jahr 2017 stieg die Zahl der landesweit zertifizierten Biofarmen und -betriebe um 7 Prozent auf 26.400. Mit Hilfe staatlicher Unterstützung konnten die USA zudem ihre Exporte an Biowaren in den letzten Jahren erheblich steigern. Führende Produkte sind Äpfel, Salat und Weintrauben. Die wichtigsten Importprodukte sind Kaffee, Sojabohnen, Bananen, Olivenöl und Mais. Deutschland spielt als Handelspartner bei Biolebensmitteln aber eine untergeordnete Rolle.
In den USA nimmt sowohl der Konsum von Biofleisch, als auch der von Fleischersatzprodukten zu. Aktuell diskutiert wird die Frage, in wieweit Fleischersatz und gentechnisch hergestelltes Fleisch ("Fake meat") beim Verkauf auch als solches deklariert werden muss. Der Verband der Rinderzüchter, United States Cattlemen's Association (USCA), fordert eine klare Produktkennzeichnung und begründet dies mit Verbraucherschutz. Anfang 2018 reichte die USCA eine entsprechende Petition beim US-Landwirtschaftsministerium ein. Auch die nationale Lebensmittelbehörde FDA nimmt sich des Themas an und will im Juli 2018 mit einer großangelegten Bürgerversammlung zur Meinungsbildung beitragen.
Anlass für die Debatte waren Start-ups wie Memphis Meats, die Fleisch aus Stammzellen herstellen. Lange sahen konventionelle Fleischproduzenten in den Steaks und Frikadellen aus der Zelle keine Konkurrenz. Das änderte sich spätestens, als Großanleger wie Bill Gates und führende US-Fleischkonzerne (darunter Cargill und Tyson Foods) in den letzten Monaten in genau solche Start-ups investierten.
Experten gehen allerdings davon aus, dass die Herstellungskosten für die Produktion von Fleisch aus Stammzellen noch lange nicht wettbewerbsfähig sein werden. Prognosen zufolge soll der Umsatz mit Fleischersatz bis 2021 um 17 Prozent auf 870 Millionen US$ ansteigen. Damit läge er leicht über dem heutigen Umsatz von Biofleisch, der 2017 um 6,5 Prozent auf 819 Millionen US$ zulegte. Die konventionelle Fleischindustrie in den USA verbuchte 2017 Umsätze in Höhe von 50 Milliarden US$.
Auch in andere Biolebensmittelsegmente wird gezielt Geld gepumpt. Goldman Sachs kündigte Anfang 2018 an, 65 Millionen US$ in Ripple Foods zu investieren. Das kalifornische Start-up stellt Milchersatzprodukte aus Erbsenprotein her. Der in New York ansässige Fonds Danone Manifesto Ventures investiert weltweit in Öko-Start-ups und will sein Portfolio bis 2020 auf bis zu 25 Unternehmen erweitern. 2018 flossen unter anderem 30 Millionen US$ in den Kokoswasserhersteller Harmless Harvest.
Parallel dringen auch die führenden US-Nahrungsmittelkonzerne auf den Biomarkt vor. So verfügt General Mills mit 301 Inc. über eine hauseigene Risikokapitalgesellschaft für Start-ups aus der Lebensmittelerzeugung. Im Juni 2018 gab 301 Inc. bekannt, 12 Millionen US$ in GoodBelly Probiotics zu investieren. Mit dem Geld will der Anbieter probiotischer Säfte das Sortiment erweitern und künftig auch probiotische Riegel anbieten. General Mills kann mit Erfahrungen auf diesem Gebiet punkten, unter anderem durch die Übernahme von Bio-Anbietern wie Annie's Homegrown.
Die meisten Abnehmer für Biolebensmittel finden sich an den beiden Küstenregionen sowie in vielen Großstädten. Wichtigste Käufergruppe sind Millennials (zwischen 1980 und 2000 geborene; auch Generation Y genannt). Schätzungen zufolge werden etwa 80 Prozent der Millennials in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren eine Familie gründen (heute: 25 Prozent).
Diese demografische Entwicklung ist laut OTA der wichtigste Wachstumstreiber für Biolebensmittel. Zum einen, weil Eltern ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Kinder weitergeben. Zum anderen zeigte eine landesweite Umfrage der OTA in 1.800 Haushalten, dass eine biologische Herstellung insbesondere von Babynahrung als wichtig erachtet wird.
Deutsch-Amerikanische Handelskammern (AHK USA) | http://www.ahk-usa.com |
Organic Trade Association | http://www.ota.com |
U.S. Food and Drug Administration | http://www.fda.gov |
U.S. Department of Agriculture | http://www.usda.gov |
Food Ingredients First (Informationsportal) | http://www.foodingredientsfirst.com |