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Branchenbericht USA Bau
Hersteller von Bedachungsmaterial setzen 2020 voll auf den Wohnungsbau. Diese Rechnung scheint aufzugehen. Auch zeigt der Trend in Richtung Qualitätsprodukte.
07.10.2020
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Die Nachfrage nach Bedachungsmaterial wird 2023 bei 265 Millionen Quadratmetern liegen, wie das Marktforschungsinstitut The Freedonia Group kalkulierte. Im Jahr 2018 hatte der Vergleichswert 247 Millionen Quadratmeter zu einem Marktwert von ca. 16 Milliarden US-Dollar betragen. Der jährliche Mengenzuwachs liegt damit in der angegebenen Zeitperiode bei 1,4 Prozent.
Angetrieben wird diese Entwicklung durch den Austausch- und Modernisierungsbedarf für bestehende Dächer, weiterhin durch die gestiegenen Anforderungen der Versicherungsgesellschaften beim Abschluss von Haus- und Sturmversicherungsverträgen sowie durch den Boom im privaten Hausbau seit Juni 2020.
Der gewerbliche Hochbau sendet wiederum nur schwache Nachfrageimpulse nach Bedachungsmaterial aus, führte doch die Coronakrise zu Leerstand bei Büro-, Handels- und anderweitiger Gewerbefläche. Allerdings bereiten Immobilienwirtschaft und Projektentwickler bereits eine groß angelegte Umfunktionierung der Leerstände vor, etwa eine Umwandlung in Wohnraum oder in Logistikeinrichtungen für Onlinehändler. Bevor aber ein wirksamer Impfschutz gegen Corona die volle Normalisierung des Geschäftsalltags ermöglicht, fehlt für die Umfunktionierung die Planungssicherheit.
Hersteller von Bedachungsmaterial profitieren von der wachsenden Nachfrage nach höherwertigen, energieeffizienten und umweltgerechten Produkten, denn mit ihnen lassen sich auch höhere Preise und Margen durchsetzen. Getragen wird dieser Nachfragewandel vom Bau umweltgerechter und energieeffizienter Gebäude, bei denen neben einer verbesserten Wärme- und Kälteisolation auch die Senkung des CO2-Fußabdrucks eine wichtige Rolle spielt. Im Trend liegen zum Beispiel Hochleistungs-Laminat-Asphaltschindeln unter Verwendung von Formaldehydbeschichtungen und glasfaserverstärktem Kunststoff. Auch erfreuen sich integrierte photovoltaische Aufdachanlagen einer wachsenden Beliebtheit.
Das meistverkaufte Bedachungsmaterial sind derzeit Asphalt- und Bitumenschindeln. Auf abfallenden Dächern zeichnen sie sich durch gute Abdichtung und Stoßfestigkeit sowie durch günstige Quadratmeterkosten aus. Dabei gelangen im zunehmenden Maße beschichtete Asphaltschindeln zur Anwendung, da diese schwierigen Witterungsbedingungen besonders gut standhalten.
In Regionen mit häufigen Stürmen und Hageleinwirkungen werden bevorzugt Metalldächer verbaut. Teilweise werden bei Sanierungsarbeiten alte Asphalt- und Bitumenschindeln durch Metallschindeln oder Tonziegelimitate aus Metall ersetzt. Doch hat selbst der Tonziegel noch längst nicht ausgedient, der inzwischen in verschiedenen Farben und Oberflächenreliefs verkauft wird. Das trifft insbesondere auf Bundesstaaten zu, in denen gehobene Ansprüche an eine architektonische Ästhetik gepaart mit umweltorientierten Baunormen auftreten. In dieser Hinsicht stechen Kalifornien, Florida, New Mexico und Arizona hervor.
Bauvorschriften beeinflussen die Auswahl von Dachmaterial. Landesweit gelangen auf freiwilliger Basis der International Building Code (IBC), der International Energy Conservation Code (IECC) und der International Residential Code (IRC) zur Anwendung.
Für alle Gebäude der US-Bundesregierung gelten die Energieeffizienzstandards LEED (Leadership in Energy and Environmental Design). Da sich LEED-Zertifizierungen als insgesamt vorteilhaft bei der Vermarktung von Bürogebäuden, Hotels oder Handelseinrichtungen erwiesen haben, orientieren sich inzwischen auch immer mehr private Projektentwickler an diesem Standard, mit entsprechend höhere Anforderungen an das Fassaden- und Bedachungsmaterial.
Da es in den USA keine landesweit einheitlichen technische Baunormen gibt, müssen sich Hersteller von Bedachungsmaterial mit ihrem Angebot nach der im jeweiligen Bundesstaat geltenden regionalen Baunorm richten. Kompliziert wird es daher für Hersteller und Installateure, die in mehreren Bundesstaaten tätig sind.
Von seiner Größe und Bedeutung her spielt Kalifornien unter allen Bundesstaaten eine hervorgehobene Rolle für die Bedachungsindustrie. Zudem gehören die kalifornischen Baunormen zu den strengsten technischen Vorschriften für die US-Bauindustrie. Eines der wichtigsten Regelwerke ist in dieser Hinsicht der “Building Energy Efficiency Standards for Residential and Non-residential Buildings” der kalifornischen Energy Commission.
Kapitel 24 dieses Regelwerks stellt auf Leistungsmerkmale zur Energieeffizienz ab, darunter auf den thermischen Emissionsgrad, ausgelöst durch Sonneneinwirkung im Zusammenspiel mit dem Bedachungsmaterial. Die kalifornischen Normen ähneln dabei den Reflexionsgradnormen des ENERGY STAR-Programms des US-Energieministeriums (DOE) und der Umweltschutzbehörde (EPA) sowie den Emissionsgradempfehlungen des Cool Roof Rating Council (CRRC).
In Kalifornien müssen seit 2020 gemäß den CALGreen-Bauvorschriften alle neu gebauten und grundlegend renovierten Gebäude, die weniger als drei Stockwerke aufweisen, mit ausreichender Energiespeicherkapazität ausgestattet sein, um die Stromnetzbelastung zu Spitzenverbrauchszeiten reduzieren zu können. Dazu gehören entweder photovoltaische Eigenschaften eines Teils des Dachmaterials beziehungsweise komplette Aufdachanlagen nebst autonomen Stromspeichern.
Die wichtigsten Hersteller von Dachmaterial sind GAF Materials, Owens Corning, Certain Teed (Saint Gobain), Carlisle Companies, Firestone Building Products und Johns Manville.