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Noch dominieren Düngemittel die Produktion in der Branche. Künftig sollen Polymerprodukte, Erzeugnisse der Spezialchemie und kleintonnagige Produkte das Schwergewicht bilden.
23.11.2020
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Das Geschehen in der chemischen Industrie prägen 13 große und mittlere Betriebe, die unter dem Dach der staatlichen Branchenvereinigung O'zkimyosanoat tätig sind. Sie stellten im 1. Halbjahr 2020 Waren für 360 Millionen US-Dollar her und verarbeiten vor allem Erdgas, Ammoniak, Salpetersäure, Phosphor, technische Salze, Kalkstein und technischen Schwefel.
Die Betriebe stehen für einen großen Teil des Ausstoßes der chemischen Industrie Usbekistans und für ein Fünftel der Produktion aller Sparten der Chemieindustrie, das heißt einschließlich der petrochemischen, Arzneimittel-, Kunststoff- und Gummiindustrie.
Agrochemikalien machten 2019 hohe 75 Prozent des Ausstoßes von O´zkimyosanoat aus. Hauptprodukte sind Harnstoff, Ammonsalpeter, -sulfat und -phosphat, Stickstoff-Phosphor- und Kalzium-Phoshor-Dünger, Superphosphate, Nitrokalziumphosphat, Chlorkalium, Mehrkomponentendünger sowie Pflanzenschutzmittel. Im Jahr 2019 haben die Unternehmen 1,2 Millionen Tonnen Mineraldünger produziert. In den Sparten Stickstoff- und Kalidünger deckt Usbekistan seinen Bedarf größtenteils selbst. Bei Phosphordünger ist das Land noch auf Importe angewiesen. Es gibt aber mehrere Ausbauprojekte.
Die Düngemittelindustrie steht vor einer großen Herausforderung. Hohe Produktionskosten, bedingt durch den Einsatz veralteter und energieineffizienter Ausrüstungen sowie eines mangelhaften Managements in den Staatsunternehmen, sind die Ursachen dafür, dass der Staat heute den inländischen Absatz von Dünger stark subventionieren muss. Die Subventionen sollen im Zuge der Errichtung neuer effektiver und privat gemanagter Produktionsstätten schrittweise bis 2026 abgebaut werden.
Hinter einem Zehntel des Ausstoßes von O´zkimyosanaot stehen anorganische Grundstoffe und Chemikalien wie Natriumzyanid und -hypochlorit, Flüssigchlor, Methanol, Salpeter- und Salzsäure, kaustische und kalzinierte Soda, molekularer und Flüssigstickstoff, Schwefelsäure, technisches und flüssiges Ammoniak, Natriumkarbonat und -chlorat sowie Zinkoxid.
Organische Grundstoffe und Chemikalien sind mit nur 5 Prozent an der Produktion beteiligt (Polymerere, Thioharnstoff, Polyakrylamid, Essigsäure, Hexamethylentetramin, Azetylen, Azeton, Acrylnitril, Formalin und Butylazetat). Das übrige Zehntel entfällt auf chemische Reagenzien und sonstige chemische Erzeugnisse wie Katalysatoren, Harze, Kesselsteinlöse- und Frostschutzmittel, Eisenmennige, Natriumnitrat und Trinatriumphosphat.
Mit der jüngst erfolgten oder bevorstehenden Inbetriebnahme neuer Kapazitäten in den Produktgruppen PVC, Methanol und Salpetersäure könnte der Anteil von Agrochemikalien am Ausstoß von O´zkimyosanoat 2021/22 schon auf etwa 65 Prozent sinken. Bis 2030 soll diese Quote auf nur noch 30 Prozent fallen.
Sektor | 2018 | 2019 | Veränderung 2019/18 |
---|---|---|---|
Chemieindustrie insgesamt | 3.417 | 4.092 | 19,8 |
Chemische Industrie | 1.868 | 2.143 | 14,7 |
darunter Düngemittel (in 1.000 t) 1) | 1.171 | 1.217 | 3,9 |
Stickstoffdünger | 848 | 899 | 6,0 |
Kalidünger | 183 | 199 | 8,7 |
Phosphordünger | 140 | 119 | -15,0 |
Mineralölindustrie | 693 | 1.125 | 62,3 |
Gummi- und Kunststoffindustrie | 656 | 604 | -7,9 |
Pharmaindustrie | 200 | 220 | 10,0 |
O´zkimiysanoat nimmt als staatliche Industriezweigvereinigung Aufgaben eines Branchenministeriums wahr. Sie erstellt Ausbaukonzepte und Investitionsprogramme, koordiniert und begleitet Projekte und ist ein wichtiger Ansprechpartner für ausländische Investoren und Ausrüstungslieferanten.
Firmen der chemischen Industrie, die nicht zu O'zkimyosanoat gehören (private Akteure) stellen vorrangig Kunststoff- und Gummiwaren, Farben/Lacke, Kosmetika und haushaltschemische Erzeugnisse her. In der Kunststoffsparte gibt es etwa 30 nennenswerte Produzenten und zahlreiche kleine Firmen. Sie produzieren hauptsächlich Rohrleitungssysteme, Haushaltswaren sowie Zulieferungen für die Industrie. Qualitäts- und technische anspruchsvolle Kunststoffprodukte muss Usbekistan hauptsächlich importieren.
Die jährliche Produktion von Farben und Lacken beträgt etwa 120.000 bis 130.000 Tonnen, soll sich aber in den kommenden Jahren auf 600.000 Tonnen vervielfachen. Hochwertige Produkte werden zumeist importiert. Einige Unternehmen der Industriezweigvereinigung für die Baustoffindustrie O´zsanoatqurilishmateriallary haben Ausbauprojekte angekündigt.
Die Ölverarbeitung und Gasveredelung fallen in den Kompetenzbereich der staatlichen Öl- und Gasgesellschaft O´zbekneftgaz. Führende Unternehmen der Gesellschaft sind die Raffinerien in Fergana und Buchara sowie die Gaschemiekomplexe Ustjurt und Schurtan (Polyethylen und -propylen, Polypropylenrohre). Das Investitionsgeschehen der Hersteller von Arzneimitteln wird durch die staatliche Agentur für die Entwicklung der pharmazeutischen Industrie Uzpharmagency koordiniert.
Die jährlichen Einfuhren von chemischen und artverwandten Erzeugnissen übersteigen die entsprechende Ausfuhr traditionell um ein Mehrfaches. Die Importe betrugen 2019 rund 3,2 Milliarden US-Dollar und standen Exporten von 0,9 Milliarden US-Dollar gegenüber. Im Trend sind die Bezüge aus dem Ausland in den Jahren 2017 bis 2019 dank der Markt- und Devisenliberalisierung sichtlich gestiegen. Die Einfuhren von Chemieerzeugnissen stehen für stabile 14 Prozent der Gesamteinfuhren (2017 bis 2019) und bilden nach Maschinen und Ausrüstungen die zweitgrößte Warengruppe im usbekischen Import.
Unternehmen | Sparte (Hauptprodukte) |
---|---|
Stickstoffdünger, Industriechemie, Reagenzien, Säuren | |
Maxam-Chirchiq AJ, Tschirtschik (Usbekistan/Spanien) | Stickstoffdünger, Säuren, Katalysatoren |
Stickstoffdünger, Industriechemie, Leime | |
Ammofos-Maxam AJ (Usbekistan/Spanien), Almalyk | Phosphordünger |
Phosphordünger | |
Samarqand Kimyo AJ (Zypern), Samarkand | Phosphordünger |
Elektrokimyosanoat AJ (Usbekistan/Panama), Nawoi | Chemische Pflanzenschutzmittel |
Kalidünger | |
Kalzinierte Soda | |
Jizzak plastmassa AJ, Jizzakh | Kunststofferzeugnisse |
Birinchi Rezinotexnika zavody MCHJ, Angren *) | Gummierzeugnisse (Reifen, Förderbänder) |
Unter den Brancheneinfuhren dominieren Arzneimittel (2019: 927 Millionen US-Dollar), Kunststoffe und Erzeugnisse daraus (812 Millionen US-Dollar), Kautschuk und Gummierzeugnisse (246 Millionen US-Dollar), Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel (214 Millionen US-Dollar) sowie Erzeugnisse der organischen Chemie (160 Millionen US-Dollar). Hauptlieferanten sind die VR China, Russland, die Türkei und Deutschland.
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