Investoren für Aufbau usbekischer Pharmaindustrie gesucht

In die noch kleine pharmazeutische Industrie der zentralasiatischen Republik Usbekistan kommt seit dem Reformstart im Jahr 2017 immer mehr Bewegung. Die Akteure genießen mehr unternehmerische Freiheiten und kommen in den Genuss finanzieller Entlastungen, beispielsweise bei Steuern und Importzöllen.

Mehrere Wirtschaftsfreizonen mit einem besonderen Fokus auf die Arzneimittelherstellung bieten Investoren besonders günstige Bedingungen für die Gewerbeansiedlung. Hinzukommt das sich im Aufbau befindende Cluster Tashkent Pharma Park in der Hauptstadt Taschkent. Es wird neben seiner Funktion als Produktionsstandort auch als Schulungszentrum für wissenschaftliches und technisches Personal dienen.

Etwa 90 Projekte für 600 Millionen US-Dollar in der Ausführung

Zu Jahresbeginn 2021 wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums 93 Projekte der pharmazeutischen Industrie realisiert oder befanden sich in einer fortgeschrittenen Vorbereitungsphase. Die geplanten Investitionen in diese Vorhaben summieren sich auf etwa 600 Millionen US-Dollar (US$).

Im Verlauf des Jahres 2021 gehen 37 weitere Projekte an den Start. Der Kapitalbedarf für diese Ausbau- und Modernisierungsinitiativen beträgt annähernd 150 Millionen US$ (alle Angaben jeweils inklusive der Sparte medizinische Verbrauchsartikel).

Modernes Pharmacluster in Taschkent bündelt Aktivitäten 

Das wertmäßige Volumen der einzelnen Projekte ist eher gering. Doch es gibt zunehmend auch größere Investitionen ausländischer Investoren. Arzneimittelhersteller vor allem aus Südkorea, der Türkei und der Ukraine kündigten im Jahr 2020 an, neue Fabriken auf dem Gelände des künftigen Clusters Tashkent Pharma Park zu errichten.

Das Unternehmen Rafarma Pharmaceuticals, Inc. (RAFA) hat Anfang 2021 mit der Agentur für die Entwicklung der pharmazeutischen Industrie Usbekistans eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, welche die Produktion von Arzneimitteln für den Bedarf des Gesundheitsministeriums vorsieht. In den Jahren 2021 bis 2025 soll das Vorhaben auf einem 10 Hektar großen Gelände des Tashkent Pharma Parks realisiert werden.

Der voraussichtliche Projektwert beträgt etwa 82 Millionen US$. Ob dieses Projekt in dieser Größenordnung auch durchgeführt wird, bleibt jedoch abzuwarten. Indische und ägyptische Investoren hegen ebenfalls große Ambitionen, in Usbekistans Pharmaindustrie zu investieren. 

Viel Luft nach oben in der usbekischen Arzneimittelproduktion

Die neuen Ausbauvorhaben für die pharmazeutische Industrie (Arzneimittel und medizinische Verbrauchsartikel) basieren auf einer Ende 2019 verabschiedeten Konzeption für die forcierte Entwicklung des Industriezweigs im Zeitraum bis 2024. Obwohl in den letzten Jahren viele neue Anlagen in Betrieb genommen wurden, ist das Produktionsaufkommen der Branche immer noch recht bescheiden.

Der wertmäßige Ausstoß der 111 Pharmakahersteller und 91 Produzenten von medizinischen Verbrauchsartikeln betrug im Jahr 2020 umgerechnet rund 220 Millionen US$. Er legte im Vergleich zum Vorjahr um etwa 9 Prozent zu.

Das Gesamtvolumen des usbekischen Marktes für pharmazeutische Erzeugnisse (bemessen in Abgabepreisen) stieg 2020 auf rund 1,4 Milliarden US$, gegenüber circa 1,0 Milliarden US$ im Vorjahr. Davon entfielen hohe 1,1 Milliarden auf Importe (2019: 830 Millionen US$).

Inländische Produzenten waren somit nur mit etwa einem Fünftel am Marktvolumen beteiligt. Besonders hoch sind die Importquoten (90 Prozent und mehr) bei Arzneimitteln für Fachbereiche wie Geburtshilfe und Gynäkologie, Immunologie, Gastroenterologie, Kardiologie und Endokrinologie.  

Staatliche Agentur ebnen den Weg für potenzielle Investoren 

Der Hauptansprechpartner für ausländische Unternehmen, die sich in der pharmazeutischen Industrie Usbekistans engagieren wollen, ist die Ende 2017 unter dem Dach des Gesundheitsministeriums gegründete Agentur für die Entwicklung der pharmazeutischen Industrie Uzpharmagency. Sie koordiniert praktisch alle Ausbauprojekte im Land und begleitet in Kooperation mit anderen Behörden und wirtschaftsfördernden Einrichtungen ausländische Investoren bei ihrem Markteinstieg.

Auch die Nationale Kammer für innovatives Gesundheitswesen engagiert sich im Auftrag des Gesundheitsministeriums bei der Gewinnung ausländischer Investoren in der Pharmabranche. Aktuell verhandelt sie beispielsweise mit dem französischen Unternehmen Boccard darüber, gemeinsam flüssige Arzneimittel, Impfstoffe, und Blutplasma herzustellen.