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Branchen | Vietnam | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Die Kfz-Verkäufe in Vietnam ziehen nach einem harten Corona-Sommer wieder an. Lokale Produzenten profitieren von Fördermaßnahmen, Importeure treffen auf Gegenwind.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi

Rabattschlachten befeuern die Kauflaune

Der Ausbruch der Pandemie im Sommer 2021 brachte die Autoverkäufe zwischenzeitlich zum Erliegen. Von Juni bis September waren in den wichtigsten städtischen Zentren des Landes Showrooms aufgrund von Lockdowns weitestgehend geschlossen. Verbraucher hielten sich angesichts der unsicheren Wirtschaftslage in Coronazeiten mit dem Kauf von Neuwagen zurück. Die Absätze von Kfz und Nutzfahrzeugen (Nfz) brachen im 2. und 3. Quartal 2021 massiv ein. Im August 2021 lagen die Verkaufszahlen so niedrig wie zuletzt 2015.

Seit November 2021 aber ist die durch Covid-19 verursachte Talsohle durchschritten. Die Verkäufe ziehen wieder an, erreichen im Gesamtjahresvergleich aber noch nicht wieder das Vorkrisenniveau. Die Gesamtverkäufe an Kfz lagen 2021 bei knapp 380.000 Fahrzeugen und damit 3,8 Prozent niedriger als im coronabedingt bereits schwachen Vorjahr. 

Absatz von Kfz in Vietnam (Stückzahl; Veränderung in Prozent)

Kategorie

2020

2021

Veränderung 2021/20

Pkw

318.872

300.220

-5,8

Lkw

70.985

75.419

6,2

Busse

2.536

2.039

-19,6

Quelle: VAMA, Unternehmensmeldungen Hyundai, Unternehmensmeldungen Vinfast, Pressemeldungen (nicht enthalten: Mercedes (lokale Produktion))

Tendenziell blicken Autohäuser dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Der Nachholbedarf ist hoch, landesweit haben Zahlen des Statistikamtes aus 2019 zufolge erst knapp sechs Prozent der Bevölkerung ein eigenes Auto. Noch ist der eigene Wagen ein Privileg der Ober- und gehobenen Mittelschicht. Gerade aber in den städtischen Zentren wächst der Anteil an Menschen, der sich einen fahrbaren Untersatz leisten kann und bereit ist, in das Statussymbol Auto zu investieren. Zudem haben die Menschen die Unabhängigkeit, die ihnen ein eigenes Fahrzeug gerade in Pandemiezeiten bietet, schätzen gelernt. 

Nach Monaten der erzwungenen Konsumzurückhaltung befeuern zudem attraktive befristete staatliche Förderungen und großzügige Rabatte der Autohäuser die Autoverkäufe. Viele Händler haben aufgrund der schlechten Verkaufszahlen die Lager voll und versuchen, Platz für neue Fahrzeugmodelle zu schaffen. Die Regierung hingegen hat von Dezember 2021 bis zunächst 31. Mai 2022 die Registrierungsgebühr für in Vietnam hergestellte Kraftfahrzeuge um 50 Prozent abgesenkt. Anstelle von je nach Registrierungsort zehn oder zwölf Prozent des Kaufpreises müssen für die Fahrzeugregistrierung nur noch zwischen fünf bis sechs Prozent abgeführt werden. Importierte Fahrzeuge profitieren allerdings nicht von dieser Förderung.

Batteriebetriebene Elektroautos, unabhängig ob im Ausland oder in Vietnam produziert, kommen zwischen dem 1. März 2022 bis 28. Februar 2025 in den Genuss einer Komplettbefreiung von der Registrierungsgebühr. Hiermit will die Regierung sicherlich nicht nur Elektromobilität im Allgemeinen fördern. Nicht zuletzt dürfte die Maßnahme die Attraktivität der ersten lokal hergestellten E-Autos des vietnamesischen Autobauers Vinfast erhöhen.  

Deutsche Oberklassewagen bleiben beliebt

Bei Kleinwagen sowie im Mittelklassesegment dominieren die Fahrzeuge von Hyundai, Toyota und Kia. Der Vinfast-Kleinwagen Fadil, der auf der Opel-Plattform Karl basiert, gewinnt zunehmend Marktanteile und war mit gut 24.000 verkauften Fahrzeugen in 2021 das meistverkaufte Auto Vietnams. Wer es sich aber leisten kann, bevorzugt Oberklassemodelle aus europäischer, gerne deutscher Fertigung. Mercedes, aber auch Audi und Porsche, genießen hohes Ansehen. BMW und Volkswagen hingegen sind deutlich weniger präsent. Beide Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren mit ihren Vertriebsstrukturen zu kämpfen. BMW wird  2022 eine Produktion in Vietnam selbst eröffnen und hofft, so an die Popularität insbesondere von Mercedes aufzuschließen.  

Auch das Oberklassemodell Lux von Vinfast erfreut sich, obwohl preislich anspruchsvoll, wachsender Beliebtheit. Dies mag auch mit einer von Beobachtern als äußerst offensiv qualifizierten Verkaufsstrategie zu tun haben. Allerdings hat Vinfast angekündigt, die Produktion von benzinbetriebenen Fahrzeugen zum Ende 2022 auslaufen zu lassen. 

Entwicklung ausgewählter Kfz-Exporte nach Vietnam (Stückzahl; Veränderung in Prozent)

Land

2021

2020 

Veränderung 2021/20 

Thailand

80.903

52.674

53,6

Indonesia

44.250

35.043

26,3

China

22.753

7.420

206,6

Japan

3.173

2.431

30,5

Korea

1.634

1.283

28,1

USA

1.626

1.530

6,3

Deutschland

1.093

986

10,9

Sonstige

4.603

3.834

20,1

Gesamt

160.035

105.201

52,1

Quelle: Customs Vietnam

Entwicklung ausgewählter Kfz-Exporte nach Vietnam (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Land

2021

2020

 Veränderung 2021/20 

Thailand

1.509

1.0723

40,7

China

873,1

275,6

216,8

Indonesien

559,5

438,8

27,5

Japan

150,1

110,1

36,3

Korea

106,5

75,0

42,0

USA

92,5

72,8

27,1

Deutschland

84,9

54,7

55,2

Sonstige

281,5

249,2

13,0

Gesamt

3.657

2.349

55,7

Quelle: Customs Vietnam

Zollsenkungen machen europäische Autos wettbewerbsfähiger

Hohe Abgaben auf importierte Fahrzeuge belasten deutsche Autohersteller. Aus Europa importierte Wagen unterliegen einem Zollsatz von bis zu 70 Prozent. Zudem profitieren Importfahrzeuge nicht von der Senkung der Registrierungsgebühr, sodass für die Fahrzeugzulassung vom Kunden weitere zehn bis zwölf Prozent des Kaufpreises zu entrichten sind. Preislich sind daher gerade importierte Mittelklassewagen gegenüber den im Land oder im zollbegünstigten ASEAN-Raum produzierten Autos nur wenig konkurrenzfähig. Allerdings ist für europäische Autobauer mittelfristig zumindest ein Ende der Zollbelastung absehbar. Im Rahmen des im August 2020 in Kraft getretenen EU-Vietnam Free Trade Agreements haben sich die EU und Vietnam auf eine stufenweise Absenkung der Einfuhrumsatzsteuer geeinigt. Ab 2031 können damit auch in Europa produzierte Fahrzeuge, wie die Konkurrenz aus Thailand oder Indonesien, zum Nullsteuersatz eingeführt werden. 

Allerdings zeigt die vietnamesische Regierung grundsätzlich wenig Hemmungen, technische Handelshemmnisse als Schutz gegen Kfz-Importe zu errichten. Zwar hat sie im März 2020 strikte Einfuhrbeschränkungen wieder zurückgenommen, die sie Anfang 2018 für Kfz-Importe eingeführt hatte. Dennoch erschweren wechselnde Zertifizierungs-, Einfuhr- und Zollvorgaben sowie deren praktische Umsetzung den Vertrieb von Importfahrzeugen und Kfz-Teilen. 

Absatz von Kfz/Pkw nach Herstellern in Vietnam (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Absatz 2021

Absatz 2020

Veränderung 2021/20

Marktanteil  2021

Hyundai

70.518

81.368

-13,3

18,4

Toyota

67.533

70.692

-4,5

17,6

Kia

45.532

39.180

16,2

11,9

Vinfast

35.723

29.485

21,2

9,3

Mazda

27.286

32.224

-15,3

7,1

Mitsubishi

27.243

28.954

-5,9

7,1

Ford

23.708

24.663

-3,9

6,1

Honda

21.698

24.418

-11,1

5,7

Sonstige

64.203

63.852

0,5

16,7

Total

383.444

394.836

-2,9

100

Nicht enthalten sind die Verkaufszahlen Mercedes (lokale Fertigung)Quelle: VAMA, Unternehmensangaben Hyundai TC Motors, Unternehmensangaben Vinfast, Zeitungsmeldungen

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