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Markttrends

Der US-Maschinenbau wird 2023 das Vorjahresergebnis aller Voraussicht nach unterlaufen. Inflation und Fachkräftemangel bremsen das Wachstum.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Die Maschinenbaukonjunktur scheint 2023 die Vorjahresentwicklung in ihrem Auf und Ab nachzuzeichnen: Den leichten Absatzrückgängen zum Jahresanfang folgen Nachfrageerholungen im Sommer und eine wahrscheinlich erneute Abkühlung im vierten Quartal. Insbesondere der schwächelnde und über das Jahr zyklisch verlaufende Wohnungsbau sowie die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren als wichtige Abnehmerbranchen sind für den fragilen Konjunkturverlauf verantwortlich.

Für eine graduelle Nachfragebelebung nach Maschinen aller Art sorgen im Jahresverlauf 2023 jedoch die Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtindustrien, darüber hinaus die Öl- und Gasindustrie, die Petrochemie, die pharmazeutische Industrie, die Hersteller von Elektrofahrzeugen sowie der Tief- und Verkehrswegebau.

Einige US-Hersteller rechnen 2023 mit Umsatzeinbrüchen

Die US-Metallbearbeitungs- und Werkzeugmaschinenbranche erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 39,4 Milliarden US-Dollar (US$), wie IBISWorld errechnete. Im Vorjahresvergleich bedeutete das ein Umsatzwachstum von 1,2 Prozent. Für 2023 stehen die Zeichen dagegen auf Sturm: Laut gleicher Quelle bricht der Umsatz um 5,4 Prozent auf 37,2 Milliarden US$ ein.

Das erwartete Marktvolumen für alle Metallbearbeitungs- und Werkzeugmaschinen, unter Berücksichtigung des Außenhandels mit diesen Produkten, wird demnach 46,1 Milliarden US$ erreichen, nach 47,9 Milliarden US$ im Jahr 2022. Das entspräche einem Rückgang um 3,7 Prozent.

Diese pessimistisch eingefärbte Prognose erscheint angesichts der starken Inflation (Konsumentenpreisindex) von 5,0 Prozent (Stand: März 2023), der anhaltend hohen Kreditkosten und der insgesamt schwachen Wachstumsaussichten in der Gesamtwirtschaft realistisch. Laut Konsensprognose der Blue Chip Economic Indicators (BCEI) vom April 2023 sollen zumindest das US-Bruttoinlandsprodukt 2023 um 1,2 Prozent und die Bruttoanlageinvestitionen um 1,4 Prozent zulegen.

Industrieproduktion schrumpft 2023

Für die Industrieproduktion 2023 sehen die BCEI einen Rückgang um 1,4 Prozent auf Vorjahresbasis vorher. Erst 2024 soll die Industrieproduktion laut gleicher Quelle um 1,1 Prozent expandieren, allerdings ausgehend vom geringen Basiswert des Jahres 2023.

Nach einer Mitgliederumfrage der National Tooling and Machining Association vom Dezember 2022 zu den Geschäftserwartungen für das 1. Halbjahr 2023 rechneten 47 Prozent der Befragten mit einem leichten Wachstum, wogegen 31 Prozent Stagnation und 17 Prozent Rückgänge erwarteten.

Das American Iron and Steel Institute (AISI) berichtete ebenfalls von rückläufigen Geschäften. So lieferten US-Stahlwerke im Februar 2023 annähernd 7 Millionen Tonnen an Stahl und Eisen aus, was einem Minus von 4,4 Prozent gegenüber Februar 2022 entsprach.

Auch die Abnehmerbranchen des Maschinenbaus, vor allem in der Fertigung von Konsumgütern, mussten zum Jahresende 2022 und zum Jahresstart 2023 eine Konjunkturabkühlung verkraften. Allein im Februar 2023 baute die gesamte verarbeitende Industrie im Vormonatsvergleich 4.000 Stellen ab.

Der in den USA als Konjunkturindikator immanent wichtige Purchasing Managers Index (PMI), der Daten aus 18 Industriezweigen verarbeitet, wies im März 2023 den fünften Monat in Folge mit 46,6 Prozent einen Wert unterhalb des Wachstumsindikators von 50 Prozent aus. 

Fachkräftemangel hemmt Wachstum

Besonders negativ auf das Wachstum des Maschinenbaus wirkt sich der Arbeitskräftemangel aus. Ein Großteil der Kernbelegschaft ist zudem älter als 50 Jahre und wird in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen. Einige Unternehmen automatisieren ihre Produktion unter anderem, um dem Fachkräftemangel überhaupt etwas entgegensetzen zu können.

Die Personalkosten steigen 2023, zum einen inflationsbedingt und zum anderen, weil für Neueinstellungen hohe Gehaltsangebote notwendig sind. Die Lieferkettenprobleme der letzten drei Jahre haben zusätzlich zur Kostenexplosionen beigetragen. Viele Hersteller zogen es vor, sich mit geringeren Margen abzufinden, anstatt Kunden durch Preisanhebungen zu verlieren.

Im Gesamtkonzert der amerikanischen Metall- und Maschinenbauindustrie gibt es 2023 aber auch positive Ausreißer. Dazu gehören die Hersteller von Schneidwerkzeugen. Der Absatz von Schneidwerkzeugen erreichte im Februar 2023 einen Wert von 197 Millionen US$, was eine Zunahme um 17,5 Prozent im Vergleich zum Februar 2022 bedeutete, wie die Association For Manufacturing Technology bekannt gab. Trotzdem sehen auch die Produzenten von Schneidwerkzeugen erhebliche Geschäftsrisiken für den weiteren Jahresverlauf, die von Inflation, hohen Kreditkosten und einer möglichen Rezession in den USA ausgehen.

Maschineneinfuhren steigen 2023 trotz Wachstumsschwäche

Gerade für deutsche Exporteure gibt es eine positive Nachricht: Ein Teil der prognostizierten Umsatzrückgänge der US-Maschinenhersteller wird durch Einfuhrsteigerungen kompensiert. So sollen die Importe 2023 laut IBISWorld um 1,3 Prozent auf 13,6 Milliarden US$ anziehen. Deutschland und Japan sind die wichtigsten Beschaffungsmärkte.

US-Einfuhren ausgewählter Maschinenbauerzeugnisse aus Deutschland (in Mio. US-Dollar, Veränderungen in Prozent)
Bezeichnung202020212022Veränderung 21/22

Flüssigkeitspumpen

981,8

1.209,2

1.331,1

10,1

Klimageräte und Teile davon

820,8

939,7

1.044,1

11,1

Werkzeugmaschinen zur Abtragung von Metall oder anderen Materialien

690,7

701,5

711,5

1,4

Metallbearbeitungsmaschinen (ohne Werkzeugmaschinen) und Teile davon

428,3

486,7

542,2

11,4

Teile und Zubehör für metallbearbeitende Werkzeugmaschinen

349,5

448,6

454,8

1,4

Werkzeugmaschinen zur spanlosen Metallbearbeitung

163,9

188,4

196,9

4,5

Quelle: U.S. International Trade Commission, Washington, D.C., 2023

Potenzielle Maschinenkunden schauen vor allem auf den Preis, die Zuverlässigkeit und die Leistung der Maschine. Weitere zu beachtende Merkmale sind die Schnittgenauigkeit und die Standzeit der Werkzeuge, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und der Zugang zu einem Werkskundendienst sowie die Produktunterstützung.

Wie deutsche Maschinenbauer in den USA Germany Trade & Invest mitteilten, seien ihre amerikanischen Kunden bei hochwertigen Maschinen bereit, einen hohen Preis zu akzeptieren. Um erfolgreich zu sein, muss sich der deutsche Maschinenanbieter aber äußerst anpassungsfähig und geduldig zeigen. So sei es nicht unüblich, dass Kunden bis zur Übergabe der Maschine und teilweise auch darüber hinaus Änderungswünsche äußern.

Darauf nicht einzugehen, kann das Ende der Geschäftsbeziehung bedeuten. Genau das ist einer der Gründe, warum sich autonom arbeitende Montageniederlassungen deutscher Unternehmen in den USA lohnen. Denn anders kann die Flexibilität kaum gewährt werden - deutsche Firmenzentralen würden kaum die Kapazitäten haben und auch nicht unbedingt Verständnis für die häufigen Änderungswünsche der US-Kunden aufbringen.

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