Branchencheck
Mosambik
Land- und Forstwirtschaft, übergreifend
Branchencheck - Mosambik
Anziehende Investitionen bei Erdgas, Energie und Infrastruktur / Von Fausi Najjar
Maputo (GTAI) - In Mosambik führt die Erwartung hoher Erdgaseinnahmen zu Kraftwerksprojekten und Infrastrukturvorhaben. Offen bleibt, inwieweit der Geldsegen die gesamte Wirtschaft anschieben wird.
23.12.2019
Chemieindustrie: Erste Pläne in der Petrochemie
Mit der 2024 im großen Stil anlaufenden Erdgasförderung sind gute Voraussetzungen für die Petrochemie gegeben. Mindestens 25 Prozent des geförderten Gases sollen im Land genutzt werden. Inwieweit sich diese Pläne umsetzen lassen, ist jedoch schwer abzuschätzen. Derzeit plant Royal Dutch Shell eine Anlage zur Umwandlung von Erdgas in Flüssigtreibstoff. Außerdem erstellt der staatliche Energiekonzern ENH eine Machbarkeitsstudie für eine Erdgasraffinerie. Darüber hinaus will der Düngemittelhersteller Yara Erdgas für ein neues Werk nutzen, hat sich aber über die hohen Gaspreise beschwert und das Vorhaben vorerst abgesagt.
Energiewirtschaft: Steigende Realisierungschancen beim Bau von Kraftwerken
Kurz vor dem Start ist das Temane Regional Electricity Project (TREP). Das Vorhaben umfasst ein 420 Megawatt-Gaskraftwerk, eine Überlandleitung und mehrere Umspannstationen. Fortgeschritten ist die Diskussion zum 2.000 Megawatt-Gaskraftwerk in Beluluane (Maputo). Neue Kohlekraftwerke sollen entstehen in Ncondezi (300 Megawatt), Benga (150 bis 300 Megawatt) und Nacala (200 Megawatt). Für die Planung des 1.350 Megawatt-Wasserkraftwerks Maphana Nkuwa gibt es neue Berater. Das Wasserkraftwerk in Cahora Bassa soll bis 2025 modernisiert werden. Photovoltaik-Anlagen bis zu 50 Megawatt werden errichtet in Mocube, Metoro und Lichinga.
Weitere Informationen:
Kraftwerksprojekte in Mosambik machen Fortschritte
http://www.gtai.de/MKT201908218000
Bauwirtschaft: Bessere Wachstumsaussichten schieben den Sektor an
Günstigere Wachstumsprognosen geben dem stark gebeutelten Bausektor neuen Schwung. Einzelprojekte für den gehobenen Bedarf im Segment Büro- und Wohnraum und der Bau eines öffentlichen Nahverkehrssystems für Maputo werden wahrscheinlicher. Offen ist der Bau der Tiefseehäfen Techobanine und Marcuse mit den dazugehörenden Ost-West-Schienenstrecken für den Kohleabbau. Wegen fehlender Hilfsgelder erfolgt die Instandsetzung der Infrastruktur nach den verheerenden Zyklonen 2019 nur zögerlich. Der chinesische Konzern CITIC will übers Land verteilt Projekte im Wohnungsbau umsetzen.
Weitere Informationen:
Deutsch-Chinesischer Brückenbau in Mosambik
http://www.gtai.de/MKT201902118001
Gesundheitswirtschaft: Wiederaufbau nach den Wirbelstürmen nur schleppend
Der Gesundheitssektor in Mosambik ist seit Jahren das Opfer knapper Kassen, einer Vernachlässigung durch die Politik und der grassierenden Korruption. Bei Gesundheitsindikatoren nimmt das Land weltweit letzte Plätze ein. Es ist dennoch von niedrigem Niveau ausgehend mit steigenden Investitionen in den Krankenhausbau zu rechnen. So wurde Mitte 2019 der Bau dreier neuer Bezirkskrankenhäuser in die Wege geleitet. Rund 30 Kliniken wurden durch die Wirbelstürme Idai und Kenneth im März und April 2019 entweder stark beschädigt oder vollständig zerstört. Der Wiederaufbau geht nur langsam voran.
Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei: Großprojekte bislang gescheitert
Die Produktivität des Agrarsektors fällt selbst für afrikanische Verhältnisse niedrig aus. Gründe hierfür sind eine desolate ländliche Infrastruktur, Dürren, Zyklone sowie fehlende Düngemittel. Agroindustrielle Großprojekte mit ausländischem Kapital sind bislang weit hinter den Erwartungen geblieben, oftmals auf Kosten der Kleinbauern erfolgt und teils komplett gescheitert. Präsident Filipe Nyusi hat versprochen, die Landwirtschaft zugunsten der mosambikanischen Farmer zu entwickeln. Chinesische Investoren planen am Limpopo-Fluss auf 3.000 Hektar den Anbau von Bohnen und Getreide.
Bergbau: Große kommerzielle Vorkommen, dennoch kein Boom
Mosambik verfügt über vielfältige kommerziell abbaubare Mineralien, wie Kohle Graphit, Eisenerz, Titan, Kupfer und Gold. Der Bergbau ist breit aufgestellt und benötigt laufend Zulieferungen. Wegen der mangelhaften Infrastruktur können die Kosten hoch ausfallen. Auch die sich nur moderat entwickelnden Rohstoffpreise bremsen. Savannah und Rio Tinto engagieren sich gemeinsam bei der Erschließung von Mineralsanden. Vale investiert gegenwärtig in den Ausbau seiner Kohlemine. Expansionspläne gibt es beim Abbau von Rubinen. Der russische Konzern Alrosa hat Interesse am Diamantenabbau bekundet.
Weitere Informationen:
Mosambik intensiviert Suche nach mineralischen Rohstoffen
http://www.gtai.de/MKT201908288003
Öl/Gas: Mosambik könnte zum viertgrößten Erdgasexporteur aufsteigen
Die Erschließung der Erdgasvorkommen im Rovuma-Becken ist in vollem Gange. Im Lizenzgebiet 1 ist Total federführend. Saipem, McDermott und Chiyoda werden dort für 20 Milliarden US-Dollar (US$) eine Erdgasverflüssigungsanlage bauen. Förderbeginn ist 2024. Lizenzgebiet 4 wird 2022/23 mit der kleineren seeseitigen Gasverflüssigungsanlage Coral (8 Milliarden US$) an den Start gehen. In größerem Umgang soll voraussichtlich 2025 gestartet werden. ExxonMobil hat die Federführung. Terrorattacken in der Cabo Delgado-Provinz gefährden die Erschließung bislang nicht. Angekündigt sind weitere Ausschreibungen für die Öl- und Gasexploration.
Weitere Informationen:
Mosambik: Erschließung der riesigen Erdgasfelder kommt voran
http://www.gtai.de/MKT201908128002
Nahrungsmittelindustrie: Investitionen bleiben vorerst gering
Eine schwere Dürre, die Auswirkungen der Zyklone im Frühjahr sowie die Wahlen im Oktober 2019 haben für Zurückhaltung in der ohnehin wenig entwickelten Nahrungsmittelverarbeitung gesorgt. Auch nach den Wahlen bleibt die politische Lage unsicher. Ab circa 2021 ist mit einer stärkeren Wirtschaftsdynamik auch außerhalb der Sektoren Strom und Gas zu rechnen. Denkbar sind Investitionen in das Mühl- und Backgeschäft sowie die Geflügel- und Fleischwirtschaft. Seit Juli 2019 exportiert Mosambik nach der Inbetriebnahme der Chemba-Fabrik in der Sofala-Provinz Biozucker nach Europa.
Umwelttechnik (Wasser/Abfall/Luft): Wasserversorgung vordringlich
In Mosambik verfügt nur jeder zehnte Haushalt über einen Zugang zu sanitären Einrichtungen und jeder dritte hat Zugriff auf sicheres Trinkwasser. Die gegenwärtig von internationalen Gebern aufgelegten Wasserprojekte belaufen sich auf rund 320 Millionen US$. Wichtiger Fokus ist die Versorgung des Großraums Maputo. Die Infulene-Wasseraufbereitung wird instandgesetzt und erweitert. Im Greater Maputo Water Supply Expansion Project soll unter anderem Wasser aus dem Coruma-Stausee aufbereitet werden. Auch für Quelimane und Tete sind Aufbereitungsanlagen geplant; Wasserprojekte gibt es darüber hinaus in Beira und Nampula.
Informations- und Kommunikationswirtschaft: Moderater Netzausbau
Mosambik rangiert bei einschlägigen Rankings zum Internetzugang, zur Netzabdeckung etc. weltweit im letzten Zehntel. Vor allem die ländlichen Regionen fallen weit zurück. Die Mobilfunkanbieter Vodacom Mozambique, Mcel (staatlich) und Movitel (mit vietnamesischer Beteiligung) investieren gegenwärtig in den 4G-Netzausbau der größeren Städte. Anbieter von Internetdatenpaketen ist TV Cabo. Im April 2019 hat die mosambikanische Regierung Investitionen in Höhe von 130 Millionen US$ für den Ausbau des Glasfasernetzes angekündigt. Die Finanzierung soll über die chinesische Exim-Bank erfolgen.
Textilindustrie: Wiederaufbau angestrebt
Nach dem Willen der mosambikanischen Regierung sollen in Kürze zwei Textilzentren im Land entstehen. Zum einen in der noch zu schaffenden Freihandelszone Soalpo in Chimoio. Geplant ist, das vor rund 20 Jahren stillgelegte Textilwerk Textafrica zu reaktivieren. Chimoio liegt im Beira-Korridor, 95 Kilometer östlich der Grenze zu Simbabwe. Zum anderen soll nördlich von Maputo in Marracuene ein entsprechendes Zentrum geschaffen werden. In der dort gelegenen ehemaligen Textilfabrik Riopele hat ein portugiesisch-mosambikanisches Konsortium bereits investiert. Es gibt Pläne, die Produktion auszuweiten und Baumwolle anzupflanzen.
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Mosambik können Sie unter http://www.gtai.de/mosambik abrufen.