Industrie profitiert 2021 von Erholung der Weltwirtschaft

Der Ausstoß im Maschinenbau ist in den ersten zehn Monaten 2020 real um 20,4 Prozent eingebrochen. Die für 2021 erwartete Erholung der Investitionen dürfte die Branche stützen. Die Regierung hofft auf eine Vereinfachung des Marktzugangs für Industriegüter in der Europäischen Union (EU). Eine Kommission der EU zur Prüfung der Konformität gewerblicher Produkte (ACAA-Abkommen) hat Ende Oktober 2020 die Arbeit aufgenommen. Die Neuausrichtung von Lieferketten und Nearshoring könnten der Branche Impulse geben. Präferenzen für lokale Produzenten aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau bei staatlichen Ausschreibungen werden diskutiert, stehen aber im Widerspruch zum Assoziierungsabkommen mit der EU.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

Die Herstellung chemischer Erzeugnisse ist in den ersten neun Monaten 2020 real um 6,7 Prozent gestiegen. Das Gros der Produktion entfällt auf Düngemittel. Dominiert wird der Sektor von Unternehmen der Oligarchen Dmytro Firtasch (Firmengruppe Ostchem) und Ihor Kolomojskyj (Dniproazot). Die Branche profitiert von Antidumpingmaßnahmen gegen russische Hersteller und den gesunkenen Preisen für Erdgas, fordert aber noch weitere Schutzmaßnahmen. Infrastrukturinvestitionen stützen die Bauchemie. Die Nachfrage nach Arzneimitteln steigt.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

Der ukrainische Strommarkt leidet unter vielen strukturellen Problemen. Hierzu zählen zahlreiche administrative Eingriffe, Preisverzerrungen, Mängel bei den Regulierungs- und Wettbewerbsbehörden und die Einflussnahme von Oligarchen. Bei vielen Akteuren sind hohe Defizite aufgelaufen. Gleichzeitig besteht ein riesiger Modernisierungsbedarf. Der Boom der erneuerbaren Energien ist zum Erliegen gekommen. Die grünen Tarife wurden im Sommer 2020 nachträglich abgesenkt. Die Zahlungsrückstände gegenüber Produzenten erneuerbarer Energie belaufen sich auf rund 1 Milliarde US-Dollar. Dem Staat droht eine Klagewelle.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

Die Bauleistung in der Ukraine ist in den ersten neun Monaten 2020 real um 0,2 Prozent gestiegen. Dabei konnte der Infrastrukturbau (+7,7 Prozent) die Einbußen im Wohnungsbau (-19,1 Prozent) wettmachen. Der Tiefbau profitiert von mehr Geldern für den Straßenbau. Im Jahr 2021 sind 4 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Coronabedingt könnten die Investitionen in Büros und neue Malls künftig geringer ausfallen. Unterstützung bei Infrastrukturvorhaben kommt von internationalen Gebern, darunter bei Bahn-, U-Bahn- und Straßenbauprojekten. Zwei Häfen wurden im Sommer 2020 an private Betreiber übergeben. Betreibermodelle sollen ausgeweitet werden.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

Die zweite Coronawelle trifft die Ukraine mit voller Wucht. Kliniken bauen Bettenkapazitäten mit Sauerstoffversorgung aus. Die Personalsituation ist vielerorts problematisch. Nachholbedarf gibt es bei den Tests und Systemen zur Rückverfolgung von Infektionsketten. Der Fortgang der 2017 gestarteten großen Gesundheitsreform ist unklar. Nachdem 2018 in der ersten Stufe die Primärversorgung neu organisiert wurde, wird die im April 2020 eingeführte Reform des Krankenhaussektors nur unzureichend umgesetzt. Kritiker befürchten Reformrückschritte. Dies gelte auch für die Bekämpfung der Korruption im Beschaffungswesen.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

Wegen der schlechteren Ernte ist der Ausstoß im Pflanzenbau in den ersten zehn Monaten 2020 real um 16,9 Prozent zurückgegangen. Die Viehwirtschaft hält sich besser (-2,7 Prozent), bleibt aber mit Ausnahme der Geflügelzucht unterentwickelt. Die Rind-, Milchvieh- und Schweinebestände gehen von Jahr zu Jahr zurück. Die Regierung will dem Sektor mehr Aufmerksamkeit widmen und hat ein Programm bis 2020 konzipiert. Besser gefördert werden soll auch die Modernisierung der Bewässerungssysteme, nicht zuletzt wegen der Auswirkungen des Klimawandels. Zum 1. Juli 2021 wird das Moratorium auf den Handel mit Agrarflächen aufgehoben. Dabei gilt bis 2024 eine Flächenbeschränkung von 100 Hektar.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

Die Nahrungsmittelindustrie ist der wichtigste Industriezweig der Ukraine, doch bleibt sie immer noch weit unter ihrem Potenzial. Das Gros der Agrarexporte, die für mehr als zwei Fünftel der Gesamtausfuhr stehen, entfällt auf Rohwaren und Produkte mit einer geringen zusätzlichen Wertschöpfung. Investitionen tätigen vor allem Produzenten von Speiseöl und Geflügel. In den letzten Wochen hat die Regierung zahlreiche Werke des ehemaligen Alkoholmonopolisten Ukrspyrt versteigert. Die neuen Eigentümer haben Investitionen in die Modernisierung der Fabriken angekündigt.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

In den ersten zehn Monaten 2020 ist der Ausstoß der Metallindustrie real um 11,7 Prozent gesunken. Dank der erwarteten Erholung der Weltwirtschaft dürfte es 2021 wieder aufwärts gehen. Schwachpunkte der Branche sind veraltete Produktionsanlagen, hohe Schadstoffemissionen und eine geringe Wertschöpfungstiefe, so eine Studie von GMK Center. Metinvest will bis 2025 rund 413 Millionen US-Dollar (US$) in Maßnahmen zur Senkung der Umweltbelastung investieren. Auch Interpipe hat entsprechende Pläne angekündigt. ArcelorMittal Kryvyi Rih investiert bis 2024 rund 700 Millionen US$ in die Modernisierung der Anlagen.

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Modernisierung der Industrie in der Ostukraine bietet Chancen

Von Fabian Nemitz | Kiew

Während der Fahrzeugbau in der Ukraine kaum noch eine Rolle spielt, haben sich in der Westukraine in den vergangenen Jahren zahlreiche Kfz-Zulieferer angesiedelt, darunter viele aus Deutschland. Rund ein Viertel der deutschen Importe aus der Ukraine entfällt auf Waren wie Kfz-Elektrik, Kabel und Sitzbezüge. Produktionsstopps bei Werken in Europa schlugen im Frühjahr 2020 auf die Zulieferer durch. Kostal hat mit dem Bau eines neuen Werks für Kfz-Elektronik bei Kiew begonnen. Im ZAZ-Werk in Saporishshja sollen künftig Pkw von Renault vom Band laufen. Die koreanische Caris will Elektrobusse in der Ukraine fertigen.

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Von Fabian Nemitz | Kiew

Bei Investitionen in die Wasser- und Abfallwirtschaft ist die Ukraine auf internationale Hilfe angewiesen. Die japanische Entwicklungsagentur JICA unterstützt die Sanierung der Kiewer Großkläranlage Bortnytska stantsiya aeratsii mit fast 1 Milliarde US-Dollar. Nachdem sich der Start immer wieder verzögert hat, sollen die Bauarbeiten im 2. Quartal 2021 beginnen. Frankreich und die EIB stellen knapp 100 Millionen Euro für die Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Mariupol bereit. Die EBWE finanziert Abfallwirtschaftsprojekte in Lwiw (Lemberg) und Chmelnyzkjy. Die EIB gibt ein Darlehen über 300 Millionen Euro zur energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude.

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Interesse an Abfallwirtschaftsprojekten in der Ukraine wächst

Von Fabian Nemitz | Kiew

Die Ukraine ist ein wichtiges Land für IT-Outsourcing und hat eine beachtliche Start-up-Szene (Grammarly, Readdle, Petcube, GitLab). Die Branche profitiert von einer hohen Zahl an IT-Absolventen, günstigen Lohnkosten sowie einer niedrigen Steuer- und Abgabenlast. Im Jahr 2019 konnte die Branche die Exporterlöse um 30 Prozent auf 4,2 Milliarden US-Dollar steigern. Geht es nach dem Ministerium für digitale Transformation, soll der Anteil des IT-Sektors in den kommenden Jahren von 3 auf 10 Prozent am Bruttoinlandsprodukt steigen. Dabei helfen soll der 2020 eingeführte Rechtsrahmen Diia City. Microsoft hat Investitionen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar in Clouddienste und Rechenzentren angekündigt.

Von Fabian Nemitz | Kiew