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Infolge von Covid-19 könnte die Hälfte der internationalen Besucher fernbleiben. Das schädigt auch Handel, Lebensmittel- und Modeindustrie.
25.06.2020
Von Oliver Döhne | Mailand
Seit dem 15. Juni ist Italien für europäische Besucher zwar wieder geöffnet, dennoch rechnet die Tourismuswirtschaft 2020 nur mit maximal 50 Prozent der internationalen Besucher des Vorjahres. Für Juli und August ruht die alleinige Hoffnung auf dem Inlandstourismus, der aber weniger als die Hälfte des Branchenumsatzes ausmacht. Eine Hiobsbotschaft ist es, dass US-amerikanische Touristen wohl vorerst nicht nach Europa einreisen dürfen. US-Amerikaner geben nach deutschen Besuchern das meiste Geld in Italien aus.
Schon jetzt macht sich das Wegbleiben der deutschen Touristen bemerkbar, die 2019 mehr als ein Viertel der Italienbesucher ausmachten. Diese kommen normalerweise gerne schon im Mai und Juni an den Gardasee und nach Südtirol. Für diese Regionen rechnen viele Branchenbeobachter für 2020 nahezu mit einem Totalausfall.
Trotz Fördermaßnahmen sind viele Akteure im Tourismus in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Angesichts des seit Jahren wachsenden Zustroms an Besuchern hatten nicht wenige Betriebe kräftig investiert. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Ausgaben internationaler Touristen in Italien kräftig zugelegt hatten, alleine im Jahr 2019 um 6,2 Prozent auf 44 Milliarden Euro. Dabei hatten die Ausgaben deutscher Touristen am stärksten genommen und machten 2019 rund 17 Prozent der Gesamtausgaben aus.
Jetzt könnte ein Viertel der Unterkünfte pleite machen. Tendenziell dürften kleinere Agrartourismusbetriebe und kleinere Pensionen besonders stark betroffen sein. So gut wie alle Akteure werden mit weniger Auslastung sowie erhöhtem Reinigungs- und Sicherheitsaufwand agieren müssen. Die Hygienemaßnahmen verursachen höhere Kosten, die Abstandsregeln schmälern die Auslastung.
Herkunftsland | Anzahl Touristen (in Mio.) | Ausgaben (in Mrd. Euro) |
---|---|---|
Deutschland | 16,2 | 7,6 |
USA | 4,4 | 5,4 |
Frankreich | 12,8 | 4,4 |
Vereinigten Königreich | 6,4 | 3,8 |
Schweiz | 13,3 | 2,5 |
Österreich | 8,0 | 2,1 |
Kanada | 1,2 | 1,8 |
Spanien | 3,5 | 1,7 |
Alle Länder | 96,2 | 44,3 |
Der Tourismus ist für Italiens Wirtschaft ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig. Neben dem direkten Beitrag über Unterkünfte, Transportunternehmen, Reiseveranstalter und Restaurants wirkt sich der Besucherstrom auch auf zahlreiche andere Branchen aus, da viele Touristen die Reise nutzen, um Kleidung, Schuhe, Kunst, Handarbeitsprodukte, Lebensmittel, Wein und vieles andere zu kaufen.
Die am stärksten betroffenen Regionen werden voraussichtlich Südtirol, Venetien, das Latium, die Lombardei, Friaul-Julisch Venetien, die Toskana, Sizilien und Sardinien sein, da hier der Anteil der internationalen Besucher über dem landesweiten Durchschnitt liegt. Große Schäden erwarten besonders die Kulturstädte wie Rom, Florenz und Venedig, die in besonderem Maße Ziele internationaler Besucher sind. Mailand hat zusätzlich den Einbruch der Geschäftsreisen zu verkraften. Messen und Kongresse sind weiter ausgesetzt. Die 15,6 Millionen Geschäftsreisenden gaben 2019 etwa 5,9 Milliarden Euro in Italien aus.