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Branchen | Polen | Tiefbau

Branchenstruktur

Das Baugewerbe in Polen dominieren mehrere Großunternehmen. Kleinere Betriebe fürchten wegen steigender Kosten die Zahlungsunfähigkeit. Infrastrukturprojekte verzögern sich.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Umsätze steigen

Die zahlreichen polnischen Baubetriebe sind überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Sie fungieren oft als Unterauftragnehmer für große Konzerne. Die Umsätze der Bauunternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern stiegen 2021 laut dem Hauptamt für Statistik GUS auf Złoty-Basis real um 7,0 Prozent (zu 2020) auf 26,6 Milliarden Euro. Im 1. Halbjahr 2022 wuchsen sie real um 12,0 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro gegenüber dem 1. Halbjahr 2021.

Mit dem Bau von Ingenieurobjekten zu Land und Wasser befasste Unternehmen (ohne Kleinbetriebe) erwirtschafteten 2021 rund 10,7 Milliarden Euro (real +4,3 Prozent) und im 1. Halbjahr 2022 rund 4,3 Milliarden Euro (+5,9 Prozent). Mit Spezialbauten setzten sie 2021 rund 8,2 Milliarden Euro um (real +13,3 Prozent) und im 1. Halbjahr 2022 rund 3,1 Milliarden Euro (real +5,9 Prozent).

Baufirmen mit mindestens zehn Mitarbeitern beschäftigten Mitte 2022 laut GUS insgesamt 462.000 Mitarbeiter (+0,3 Prozent zu Mitte 2021), darunter 136.000 bei der Errichtung von Ingenieurobjekten (-0,8 Prozent) und 165.000 für Spezialbauarbeiten (+0,2 Prozent). Der durchschnittliche Monatslohn (brutto) lag beim Bau von Ingenieurobjekten im Juni 2022 bei 1.515 Euro (auf Złoty-Basis nominal +17,0 Prozent zu Juni 2021) und bei Spezialbauarbeiten bei 1.233 Euro (+7,5 Prozent).

Kosten belasten Unternehmen

Problematisch sind insbesondere für KMU die steigenden Preise für Baumaterialien, Brennstoffe und Energie. Gerade Stahl und Holz hatte Polen vor dem Krieg zu einem beträchtlichen Teil aus östlichen Nachbarländern importiert. Hinzu kommen laut Damian Kaźmierczak vom Polnischen Arbeitgeberverband der Bauwirtschaft PZPB steigende Löhne und ein Arbeitskräftemangel. Vor allem KMU hatten viele Ukrainer beschäftigt, von denen etliche nun in ihrem Land kämpfen. So ist mit Verzögerungen bei Bauvorhaben zu rechnen, und gerade für KMU wächst das Risiko der Zahlungsunfähigkeit.

Budimex erzielt Gewinn

Marktführer Budimex S.A. hat dagegen trotz rückläufigem Umsatz mit seinem Nettogewinn 2021 von 216,0 Millionen Euro ein solides Finanzpolster. Torpol (Bahnlinien) steigerte 2021 seinen Nettogewinn auf Złoty-Basis um 59 Prozent auf 16,9 Millionen Euro. Neben den in der Tabelle erwähnten zählen zu den Großunternehmen in Polen Strabag, Porr, Unibep, Warbud, Mirbud, Grupa PBG für Spezialbauten, Mota-Engil Central Europe, Skanska, Dekpol und andere. Die Consultingfirma Deloitte listet in ihrer Analyse „Polnische Baugesellschaften 2021“ (Polskie Spółki Budowlane 2021) vom 14. Dezember 2021 die Top 15 im Jahr 2020 auf.

Führende Tiefbauunternehmen in Polen (Umsatz 2021 in Millionen Euro, Veränderung auf Euro-Basis in Prozent)

Firma

Umsatz *)

Veränderung 2021/20

Budimex S.A.

1.733

-8,1

Erbud S.A.

679

35,4

Polimex-Mostostal S.A.

505

38,9

Grupa Trakcja (Bahn, Straße)

312 (vorläufig)

k.A.

Mostostal Warszawa S.A.

286

-6,9

Torpol S.A. (Bahnlinien)

245 (netto)

-16,3

Mostostal Zabrze S.A.

169

21,8

*) umgerechnet zum jahresdurchschnittlichen Wechselkurs 2021: 1 Euro=4,5652 ZłQuelle: Unternehmensangaben

Die Hauptauftraggeber von Budimex sind die Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen GDDKiA und die für das Schienennetz zuständige PKP PLK. Der Budimex-Vorsitzende, Artur Popko, verhandelt mit diesen über Preiserhöhungen und erreichte beim Infrastrukturministerium, zunächst für Straßenbauverträge, eine Erweiterung der Valorisierungslimits (Überschreiten des vereinbarten Preises) von 5 auf 10 Prozent, wie er gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte.

Budimex hatte nach Kriegsausbruch Aufträge von 620 Millionen Euro vorsichtshalber nicht angenommen. GDDKiA und PKP PLK hätten dann zudem Ausschreibungsverfahren ausgesetzt. Der Investitionsbedarf ins polnische Verkehrsnetz bleibe aber hoch, und Ausschreibungen würden allmählich wieder in Angriff genommen. Firmen reichten nun Angebote zu nicht kostendeckenden Preisen ein. In den Büchern von Budimex ständen derzeit Auftrage für 2,7 Milliarden Euro, weshalb die Firma sich von dem Preiskampf fern halten könne. Chancen sehe Budimex für sich unter anderem beim bevor stehenden Ausbau der Stromnetze.

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