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Branche kompakt | Indien | Chemische Industrie

Branchenstruktur

Die Produktionsmengen bleiben in etwa auf dem Vorjahresniveau. Die kleinteilige Chemiebranche Indiens wächst derzeit besonders Bereich der Petrochemie. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Der Chemiesektor zählt zu den wichtigsten Industriezweigen in Indien. Die Bereiche Pharmazie und Chemikalien sind Bestandteile der Make in India Kampagne. Nach Angaben von Branchenkennern erfolgt, je nach Teilbereich der Chemiebranche, zwischen 90 und 100 Prozent der Wertschöpfung durch Unternehmen im formellen Sektor. Dies ist ein hoher Wert an einem Wirtschaftsstandort, in dem knapp die Hälfte des Bruttoinlandproduktes im informellen Sektor erwirtschaftet wird.  

Chemikalienproduktion soll 2023/2024 konstant bleiben

Laut Department of Chemicals and Petrochemicals wurden im Finanzjahr 2021/2022 (1. April bis 31. März) 12,7 Millionen Tonnen an Chemikalien hergestellt. Diese Menge stieg 2022/2023 auf 13,0 Millionen Tonnen. Der Rückgang betrug rund 2,2 Prozent. Für das Finanzjahr 2023/2024 wurden bisher nur Produktionszahlen vom 1. April bis 31. Juli 2023 veröffentlicht. Die Produktionsmenge an Chemikalien wird für diesen Zeitraum auf circa 4,2 Millionen Tonnen beziffert, was leicht unter dem Vorjahresniveau lag. Das Department of Chemicals and Petrochemicals geht davon aus, dass die Jahresproduktion erneut bei rund 13 Millionen Tonnen liegen wird. Für das folgende Finanzjahr prognostizieren die Beamten eine Steigerung auf 13,4 Millionen Tonnen. 

Produktion ausgewählter chemischer Erzeugnisse in Indien (in 1.000 Tonnen, Veränderung in Prozent) ¹⁾

Sparte

2021/2022

2022/2023

Veränderung 2022/23 gegenüber 2021/2022

2023/2024 ²)

Alkalien

9.041

9.492

5,0

3.064,04

Organische Chemikalien

1.953

1.902

-2,6

618,34

Anorganische Chemikalien

1.052

1.051

-0,03

358,79

Farben und Lacke

398

318

-20,1

109,35

Pestizide

299

258

-13,8

93,27

Gesamt

12.743

13.022

2,2

4.243

1 Finanzjahre jeweils vom 1. April bis 31. März; 2 1. April bis 31. Juli 2023.Quelle: Department of Chemicals and Petrochemicals 2023

 

Neue petrochemische Produktionsstätten entstehen 

An petrochemischen Erzeugnissen wurden 2022/2023 insgesamt 35 Millionen Tonnen hergestellt, 9 Prozent weniger als im vorherigen Finanzjahr. Für den Zeitraum vom 1. April bis 31. Juli 2023 wird eine Produktionsmenge von 12 Millionen Tonnen ausgewiesen. Als Gesamtproduktionsmenge (ohne Olefina, Aromaten und Sonstige) für 2023/2024 werden 21,2 Millionen Tonnen und im Folgejahr 21,9 Millionen Tonnen durch die Regierung vorhergesagt. 

In den kommenden Jahren dürfte sich der Wettbewerb deutlich verschärfen, denn neue Produktionsstätten sind bald einsatzbereit. Laut Expertenangaben will etwa Nayara Energy 2024 eine Anlage für die Produktion von 450.000 Tonnen Polypropylen pro Jahr in Betrieb nehmen. Hindustan Petroleum Corp (HPCL) plant ebenfalls mit einem neuen Standort. Anfang 2024 soll in Barmer im Bundesstaat Rajasthan die Produktion in der dortigen Raffinerie (Kapazität: 9 Millionen Tonnen pro Jahr) mit angeschlossenem Petrochemiekomplex beginnen. Neben Treibstoffen will HPCL auch Ethylen- und Propylen-Derivate am neuen Standort herstellen. Insbesondere für diese beiden Produkte sind damit starke Produktionskapazitäten vorhanden.

Produktion ausgewählter petrochemischer Erzeugnisse in Indien (in 1.000 Tonnen, Veränderung in Prozent) ¹⁾

Sparte

2021/2022

2022/2023

Veränderung 2022/23 gegenüber 2021/2022

2023/2024 ²⁾

Polymere

12.471

11.486

-7,9

4.080,4
Olefine

12.572

11.296

-9,8

4.039,9
Aromaten

4.677

3.361

-28,1

1.120,4
Synthetische Fasern und Garne

4.004

4.006

-0,8

1.323,1
Hochleistungskunststoffe

1.698

1.960

15,5

520,4
Synthesekautschuk

383

344

-9,9

133,8
Sonstige2631,3

2.509

-4,7

805,03
Gesamt42.083,8

34.965,5

-9,0

12.023
1 Finanzjahr jeweils vom 1. April bis 31. März; 2 1. April bis 31. Juli 2023.Quelle: Department of Chemicals and Petrochemicals

Viele Unternehmen der Chemiebranche sind eher klein

Das Ministry of Corporate Affairs gibt die Anzahl der Firmen im Bereich Metalle und Chemikalien sowie Produkte daraus für den 31. Oktober 2023 mit 114.038 an. Das waren rund 7 Prozent mehr als zum gleichen Stichtag ein Jahr zuvor. Mit 106.382 ist die Mehrzahl der Unternehmen in Privatbesitz und hier hat auch der Zuwachs an Unternehmen stattgefunden. Lediglich 7.656 Firmen wurden von der öffentlichen Hand gemanagt und damit in etwa genauso viel wie im gleichen Vorjahresmonat.

Vom Ministry of Statistics and Programme Implementation wird regelmäßig das Survey of Industries erhoben. Zuletzt war dies für das Finanzjahr 2019/2020 (1. April bis 31. März) der Fall. Für den Berichtszeitraum zählten die Statistiker 11.073 aktive Fabriken im Bereich Chemikalien und chemische Erzeugnisse mit 693.866 Beschäftigten. Die beiden größten Teilbereiche sind die Herstellung von Grundchemikalien (3.067 Fabriken) sowie die Produktion sonstiger Chemikalien (2.994 Fabriken). Hinzu kommen weitere 4.501 aktive Fabriken für Arzneiwaren und pharmazeutische Chemikalien mit zusammen 516.095 Beschäftigten.

Das Department of Chemicals and Petrochemicals gibt separate Angaben mit der Anzahl der registrierten großen und mittelgroßen Unternehmen der Chemiebranche heraus. Im Sommer 2023 veröffentlichten die Beamten ein Verzeichnis für das Finanzjahr 2022/2023. Darin werden beispielsweise 33 Alkaliproduzenten, 33 Produzenten organischer und 25 anorganischer Chemikalien, 30 Pestizidhersteller sowie 37 Hersteller von Farben und Lacken aufgezählt. Zusätzlich werden 17 Unternehmen aus dem Bereich der Polymerproduktion und 19 Unternehmen im Bereich Hochleistungskunststoffe, 11 Produzenten von Olefinen und 9 Produzenten von Aromaten gelistet. 

Die genaue Anzahl an Unternehmen im Chemiesektor ist schwer zu schätzen. Setzt man genannten Zahlen jedoch ins Verhältnis zueinander, dann zeigt sich, dass der gesamte Sektor in Indien überwiegen aus kleinen und Kleinstunternehmen besteht, ergänzt um einige große Firmen. Die großen Unternehmen sind oftmals Teil von indischen Konzernen, die im Zuge einer Diversifizierung ihrer Geschäftsfelder auch im Bereich Chemie und Petrochemie haben. Lokale Schwerpunkte der Chemieproduktion bilden die Bundesstaaten Gujarat, Maharashtra und Tamil Nadu.    

Wichtige Branchenunternehmen in Indien (Umsatz in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

Unternehmen

Sparte

Umsatz 2022/2023

Veränderung 2022/2023 gegenüber 2021/2022

Coromandel International Ltd.

Düngemittel

3.551,755,1
Chambal Fertilisers  & Chemical Ltd

Düngemittel

3.331,472,8

United Phosphorus Limited (UPL)

Pestizide und Agrarchemikalien

2.253,014,2

BASF

Pestizide und Agrarchemikalien

1.636,74,2

Pidilite Industries Ltd.

Diverse Chemikalien

1.271,119,1

Bayer CropScience

Pestizide und Agrarchemikalien

616,58,6

Aarti Industries Ltd.

Farbstoffe, Pigmente, Agrochemikalien, Pharmazeutika und Kautschukchemikalien

866,85,9
PI Industries Ltd.Pestizide und Agrochemikalien752,123,5

Atul Limited

Spezialchemikalien

607,21,4
India Glycols Ltd.Petrochemie und chemische Grundstoffe796,60,7
Aufgeführt sind börsennotierte Unternehmen; Wechselkurs laut Reserve Bank of India vom 27. November 2023: 1 US$ = 83,3675 indische Rupien.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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