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Bürobau: Auswahl an modernen Flächen wird größer

In Polen entstehen weitere Bürohäuser. In der Pandemie sind Unternehmen dazu übergegangen, Flächen unterzuvermieten. Sie rechnen aber mit einem baldigen Ende der Telearbeit.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Trotz des coronabedingten Trends zum Homeoffice laufen in Polen viele Projekte für Bürobauten weiter. Moderne Flächen dürften künftig wieder stärker gefragt sein, wobei die mietenden Unternehmen ihre Arbeitsmodelle neu definieren.

Die Gestaltung und Einrichtung der Büroflächen richten sich auch in Polen inzwischen mehr nach der Art der zu erledigenden Aufgaben als nach der reinen Anzahl der Beschäftigten. Daher sieht der Vorsitzende der Consultingfirma Reina Company, Robert Karniewski, einen Trend zu flexibleren Mietverhältnissen, wie er gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita erklärt.

Untervermietung verbreitet

Konzerne, die große Flächen angemietet haben, vermieten diese in der Coronakrise teilweise vorübergehend unter, solange viele Beschäftigte Telearbeit verrichten. Ende April 2021 wurden in größeren polnischen Städten laut der Immobilienfirma REDD über 260.000 Quadratmeter Bürofläche zur Untermiete angeboten, darunter allein 134.000 Quadratmeter in Warschau. Dadurch ist das Gesamtangebot an Büroflächen aktuell tatsächlich höher als es sich anhand der Leerstandquote ergibt. 

Während ältere Bürogebäude häufiger von ihren Mietern verlassen werden, sind neue moderne Flächen durchaus gefragt, wenn Büros eingerichtet werden sollen. Manche Firmen planen auch Neueinstellungen von Büropersonal. Andere wiederum wollen ihre Flächen reduzieren, allerdings in deutlich geringerem Maße, als Umfragen dies noch im Sommer 2020 erwarten ließen.

Die Mieter von Büroflächen haben derzeit eine bessere Verhandlungsposition bei Miethöhe und -dauer. Anstelle der zuvor dominierenden Fünfjahresverträge bieten Vermieter inzwischen auch Verträge mit kürzerer Mietdauer an.

Höhere Leerstandquote

Die Leerstandquote vergrößerte sich innerhalb eines Jahres. In Warschau etwa stieg sie laut der Immobilienfirma Savills Ende März 2021 auf 11,4 Prozent. Im Vorjahresmonat lag die Quote noch bei 7,5 Prozent. In Łódź (Lodsch) ist der Anteil der leer stehenden Flächen am höchsten. Laut REDD standen Ende April 2021 in größeren Städten insgesamt etwa 1,9 Millionen Quadratmeter an modernen Büroflächen zur sofortigen Anmietung zur Verfügung.

Polens Markt für Büroflächen (in 1.000 Quadratmeter, Leerstandquote in Prozent) *)

Stadt

Vorhandene Flächen

Leerstandquote

Flächen im Bau

Warszawa (Warschau)

6.043

11,4

406

Kraków (Krakau)

1.574

15,0

86

Wrocław (Breslau)

1.226

14,2

131

Gdańsk-Sopot-Gdynia (Danzig-Zoppot-Gdingen)

914

9,1

133

Katowice (Kattowitz)

585

9,3

209

Łódź (Lodsch)

579

16,9

75

Poznań (Posen)

583

12,5

108

Szczecin (Stettin)

183

7,4

0

Lublin

183

11,7

29

*) Stand: Ende März 2021Quelle: Immobilienfirma Savills

Warschau gilt als Schreibtisch der Nation und verfügt über die mit Abstand meisten Büroflächen. Deren Zahl wird dank neuer Bauprojekte weiter zunehmen. Der belgische Bauentwickler Ghelamco übergab im Mai 2021 das 202 Meter hohe Bürohaus Warsaw Unit mit 45 Stockwerken. Es bietet 57.000 Quadratmeter Bürofläche. Diese waren bei Fertigstellung etwa zur Hälfte vermietet. Nun nimmt Ghelamco als neues Projekt in Warschau den Büroturm The Bridge in Angriff. Er soll verteilt auf 40 Stockwerke 47.000 Quadratmeter an Bürofläche bieten und voraussichtlich Ende 2024 übergeben werden.

Landesweit neue Projekte

Auch wenn sich die meisten Projekte in Warschau konzentrieren, entstehen auch in anderen Landesteilen neue Bürobauten. Auftrieb erhält die Nachfrage nach Büroflächen etwa durch internationale Unternehmen, die in Polen weitere Business Service-Center gründen. So baut die Firma Echo Investment in Wrocław (Breslau) das Bürohaus MidPoint 71 mit 36.000 Quadratmetern Mietfläche, das Ende 2021 fertiggestellt werden soll. Gut ein Drittel der Fläche will ab Anfang 2022 der 3M-Konzern belegen, der dort ein Shared Service Center (SSC), 3M GSC, einrichtet.

Die modernen Bauten erhalten zumeist Umweltzertifikate. Das heißt, sie werden technisch aufwändig mit hochwertigen und umweltschonenden Materialien errichtet. Das eröffnet auch deutschen Anbietern von umweltfreundlichen Lösungen gute Geschäftschancen.

So plant die Firma NBQ Realizacje in Szczecin (Stettin) den aus drei Gebäuden bestehenden Komplex Fregata mit insgesamt 15.600 Quadratmetern Bürofläche. Er soll 2023 fertiggestellt werden und ein Umweltzertifikat nach dem Bewertungssystem BREEAM in der Kategorie "Very Good" erhalten.

Zum Krakauer Bürokomplex High5ive werden insgesamt über 70.000 Quadratmeter Fläche in fünf Gebäuden gehören. Das letzte der Häuser befindet sich noch im Bau und soll im 1. Quartal 2022 übergeben werden. Die 11.000 Quadratmeter Fläche sind bereits vollständig vermietet. Das vom schwedischen Konzern Skanska errichtete Objekt strebt das Zertifikat WELL Core&Shell an, das eine hohe Qualität von Büroflächen bescheinigt.    

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