Das Potenzial von Biogas gewinnt an Aufmerksamkeit

Während mehrere Anlagen zur Erzeugung von Biogas in Polen bereits in Betrieb sind, werden Pläne für Biomethan-Installationen erst geschmiedet. Die Tochtergesellschaft des führenden Mineralölkonzerns PKN Orlen, Orlen Południe, will zusammen mit dem Energiekonzern Polskie Górnictwo Naftowe i Gazownictwo (PGNiG) ein Gemeinschaftsunternehmen gründen. Dieses soll die Entwicklung der Biomethansparte übernehmen. PKN Orlen beabsichtigt, noch 2021 mit PGNiG zu fusionieren.

Orlen Południe strebt die Schaffung eines Netzes von Biomethananlagen an. Das Unternehmen übernahm bereits drei aktive landwirtschaftliche Biogasinstallationen, um sie entsprechend auszubauen. Laut ihrem Pressebüro will die Tochtergesellschaft außerdem neue Biomethananlagen errichten. Zu diesem Zweck erwarb sie zwei Grundstücke in der Gemeinde Ryn (Rhein) in Masuren.

Anzahl der Biogasanlagen steigt allmählich

Ende 2020 gab es in Polen laut dem Energieregulierungsamt (Urząd Regulacji Energetyki; URE) 219 Kraftwerke, die mit Biogas befeuert wurden. Das waren sieben mehr als Ende 2019. Ihre gesamte Kapazität übertraf 137,7 Megawatt. URE registriert Anlagen, die vorwiegend Klärschlamm, Müllhalden sowie andere Abfälle verwerten und mit dem so gewonnenen Biogas Strom erzeugen, den sie in das öffentliche Netz einspeisen.

Hinzu kamen Ende 2020 laut der dafür zuständigen Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft (Krajowy Ośrodek Wsparcia Rolnictwa; KOWR) 116 dort registrierte landwirtschaftliche Biogasanlagen, 13 mehr als Ende 2019. Diese hatten eine Gesamtkapazität von 117,8 Megawatt. Die Anzahl solcher Biogasanlagen stieg laut KOWR bis Mitte 2021 weiter auf 121, die 104 Betrieben gehörten. Die Gesamtkapazität erreichte dadurch 121,4 Megawatt. Führend ist die Woiwodschaft Warmia i Mazury (Ermland-Masuren) mit 16 Installationen vor Zachodniopomorskie (Westpommern) sowie Wielkopolska (Großpolen) mit jeweils 14.

KOWR sieht großes Potenzial für Biogasanlagen in Polen. Experten schätzen, dass das Land jährlich etwa 7 Milliarden bis 8 Milliarden Kubikmeter landwirtschaftliches Biogas erzeugen könnte. Die Biogasbranche und ihr Umfeld werden ausführlich beschrieben in der Analyse Biogaz w Polsce – raport 2020. 

Lotos plant Biotreibstoffe

Die Energiegruppe Enea besitzt zwei Biogasanlagen, gibt aber noch keine Pläne zur Weiterentwicklung des Geschäftsbereichs bekannt. Der Energiekonzern Polska Grupa Energetyczna (PGE) verfügt dagegen bislang über keine Biogasanlage. Der kleinere Erdölkonzern Lotos, der ebenfalls bis Ende 2021 mit PKN Orlen fusionieren soll, ist an der Entwicklung von Treibstoffen auf der Basis von Biogas und Biomethan interessiert, das heißt bioCNG (Compressed Natural Gas) und bioLNG (Liquefied Natural Gas).

Außerdem erwägt Lotos die Nutzung von Biomethan in seinen Raffinerien. Derzeit analysiert der Konzern Möglichkeiten der Gewinnung von Biogas und Biomethan. Gleichzeitig beabsichtigt Lotos, sein Vertriebsnetz für LNG auszubauen, über das er künftig auch bioLNG verkaufen will.

PKN Orlen, der zu einem Multienergiekonzern ausgebaut werden soll, bekam 2020 die Coronakrise zu spüren, die seine Einnahmen und Nettogewinn deutlich schrumpfen ließen. Dennoch will der Konzern 2021 insgesamt rund 2,1 Milliarden Euro investieren nach 2 Milliarden Euro 2020.