Branchen | Georgien | Biolandwirtschaft
Deutschland ist Hauptabnehmer georgischer Bioprodukte in der EU
Die lokalen Vertriebswege für Bioprodukte sind in Georgien bisher schwach ausgeprägt. Der größte Teil der zertifizierten Waren wird exportiert.
15.09.2021
Von Katrin Kossorz | Bonn
Die Vermarktung "grüner" Lebensmittel aus Georgien hat noch viele Hürden zu überwinden. Neben den fehlenden Lieferketten sind ausreichende Liefermengen und eine breite Produktpalette nicht immer gesichert. Außerdem sind georgische Bioproduzenten nicht ausreichend über Märkte im In- und Ausland informiert.
Lokale Vermarktungsstrategien und Lieferketten fehlen
Bisher sind georgische Bioprodukte praktisch nicht in lokalen Supermärkten zu finden. Bioproduzenten bieten auf Tifliser Märkten wie dem Wein- und Käsefestival im Mtatsminda Park, dem Brot- und Honigfestival im Nationalen Botanischen Garten oder dem Neujahrsmarkt ihre Waren feil. Einen Vertriebsweg über das Internet bietet die Platform Soplidan. Den Verkauf der Elkana-Bioprodukte, der Dachorganisation georgischer Biolandwirte, organisiert die ООО Begheli.
Zertifizierte Waren gehen fast ausschließlich in den Export
Fast die gesamte zertifizierte Bioproduktion Georgiens wird außerhalb der Landesgrenzen verkauft. Rückenwind bekommt die Einfuhr von "Bio aus Georgien" in die EU durch das Abkommen über eine vertiefte und umfassende Freihandelszone (DCFTA).
Die georgische Unternehmensgruppe Georgia's Natural ist führend beim Anbau, der Verarbeitung und dem Vertrieb von Bioprodukten. Ihr Sortiment umfasst unter anderem Biogemüse, -obst und -säfte. Die Firma exportiert laut dem einschlägigen Internetportal East-fruit.com in 40 Länder, darunter auch nach Deutschland.
Die Bundesrepublik ist in Europa Hauptabnehmer georgischer Produkte aus grüner Landwirtschaft. Zu den Einfuhren Deutschlands zählen vor allem forstwirtschaftliche Produkte außer Holz, verarbeitetes Obst (zum Beispiel Marmelade, Kirschpflaumen/Tklapi, Tschurtschchela/Nüsse in einer Traubensaftkuvertüre), Tee, Gemüse, Fruchtsaft und Obst.
Inernationale Fachmessen mit Elkana-Präsenz
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Deutsche Unternehmen setzten zunehmend auf Biohaselnüsse aus Georgien
Die deutschen Verarbeiter von Bionüssen sind bei der Rohstoffsicherung überwiegend auf Importe angewiesen, denn hierzulande beschränkt sich der Nussanbau zumeist auf Privatgärten und Direktvermarkter. Die meisten Haselnüsse werden aus der Türkei und angrenzenden Ländern wie Aserbaidschan importiert. Doch laut Ökolandbau liefert beispielsweise Aserbaidschan zunehmend nach Russland. So können langjährige Handelsbeziehungen zwischen Erzeugung und abnehmender Hand in Deutschland teilweise nicht aufrechterhalten werden. Für Länder wie Georgien tun sich hier neue Chancen auf.
Die Haselnussproduktion in Georgien hat eine langjährige Tradition und bildet einen wichtigen Produktionszweig der georgischen Landwirtschaft. Dabei sind vier Regionen in Georgien besonders wichtig: Imereti, Samegrelo-Zemosvaneti, Guria and Kakheti. Die Anbaubedingungen für Haselnüsse, deren Blüten Frost nur bis Minus 8 Grad Celsius vertragen, sind wegen des geringen Risikos für Spätfrost in diesen Regionen besonders günstig.
Saatgut für Bioweihnachtsbäume kommt fast ausschließlich aus Georgien
Auch für die Beschaffung von Saatgut für Bioweihnachtsbäume wird Georgien immer wichtiger. Deren Anbau ist in Deutschland bislang eine Nische. Laut Ökolandbau wird weniger als ein Prozent der etwa 29 Millionen in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume nach ökologischen Richtlinien erzeugt. Das Angebot steigt jedoch: Laut dem Umweltverband Robin Wood hat sich die Anzahl der Verkaufsstellen für Ökoweihnachtsbäume von weniger als 100 im Jahr 2012 auf über 700 im Jahr 2019 erhöht. Das Saatgut der Nordmanntanne stammt fast ausschließlich aus Georgien. Es wird aus den Zapfen gewonnen, die georgische Arbeiterinnen und Arbeiter aus den Spitzen der rund 30 Meter hohen Bäume pflücken.
Im Kommen sind neben Haselnüssen, Saatgut, Mandeln, Kräutern auch Biotee, Blaubeeren und Kiwi. Entgegen Georgiens langer Tradition im Weinanbau ist Biowein aus Georgien immer noch ein Nischenprodukt. Die großen Weinproduzenten, wie zum Beispiel die deutsche Firma Schuchmann, baut Biowein derzeit nur auf kleinen Parzellen an. Grund hierfür ist der Zertifizierungsprozess von drei Jahren, der zu zeit- und kostenaufwendig ist. Es gibt allerdings einige wenige Gruppenzertifizierungen für Bioweine.
Exporte von Caucascert-Kunden im Jahr 2019
Produkt | Exportmenge in Kilogramm | Wert in Euro | Importland |
---|---|---|---|
Brombeerblätter | 79.662 | 208.472 | Deutschland |
Brombeeren, ganz | 1.550 | 19.344 | Deutschland |
Heidelbeeren, ganz | 4.225 | 87.140 | Deutschland |
Löwenzahn, ganz | 6.250 | 24.875 | Deutschland |
Kräuter | 2.542 | 15.240 | Deutschland |
Hagebuttenkerne | 37.425 | 24.727 | Deutschland |
Hagebuttenschalen | 20.100 | 69.632 | Deutschland |
Sanddorn | 7.615 | 58.123 | Deutschland |
Wildapfel | 79.870 | 149.353 | Deutschland |
Wein | 4.068 | 39.513 | Deutschland/Polen |
Lakritz | 10.040 | 30.720 | Deutschland/Frankreich |
Lakritz | 325.000 | 754.464 | Türkei |
Tee | 584 | 11.526 | Tschechische Republik |
Lorbeer | 590 | 1.786 | Ukraine |
Abies Nordmanniana-Samen | 2.727 | 117.282 | Dänemark |
Exporte von Caucascert-Kunden 2018 und 2019 (in US-Dollar)
Produkt | 2018 | Exportland | 2019 | Exportland |
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Andere forstwirtschaftliche Produkte außer Holz | 1.540.529 | Deutschland, Dänemark | 1.784.300 | Deutschland, Dänemark, Frankreich, Türkei |
Tee | 7.500 | Tschechische Republik | 12.909 | Tschechische Republik |
Wein | 14.070 | Deutschland | 47.415 | Polen, Deutschland |
Sonstige | 9.305 | Deutschland | 120.810 | Deutschland |
Summe | 1.571.404 | 1.965.434 |