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Elektromobilität in Australien kommt in Fahrt

Bislang verkauften sich Elektroautos auf dem roten Kontinent nur schleppend. Nun starteten erste Bundesstaaten mit Kaufprämien. Der Absatz steigt 2021 deutlich.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Die Nachfrage nach reinen Elektrofahrzeugen ist in Australien noch gering. Von den insgesamt 917.000 Pkw, die 2020 verkauft wurden, verfügten nur 5.215 über einen batterieelektrischen Antrieb. Dies entspricht einem Anteil von 0,6 Prozent. In der Europäischen Union wurde im Vergleich dazu bereits eine Quote von 7,5 Prozent erreicht.

Einen großen Schub erlebten zuletzt nur Hybridfahrzeuge, die ihren Absatz beinahe verdoppelten. Auch Plug-in-Hybride (PHEV) legten deutlich zu. 

Kfz-Absatz nach Antriebsart (in Einheiten; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent) *)

2019

2020

Veränderung

Benzin

658.193

527.871

-19,8

Diesel

332.219

290.659

-12,5

Hybrid

31.191

60.417

93,7

Plug-in-Hybride (PHEV)

1.426

1.685

18,2

Batterieelektrische Autos (BEV)

5.292

5.215

-1,5

*) Zahlen beziehen sich nur auf Pkw und leichte NutzfahrzeugeQuelle: Germany Trade & Invest 2021

Regierung will den Kauf von Elektroautos nicht bezuschussen

Als eine Hauptursache für die Kaufzurückhaltung führen Branchenvertreter das Fehlen von staatlichen Förderprogrammen an. Canberra entwickelte für den Übergang in die Elektromobilität zwar eine Future Fuels Strategy, lehnt jedoch finanzielle Zuschüsse wie einen Kaufbonus oder steuerliche Vergünstigungen ab.

Elektroautos profitieren lediglich von einer Ermäßigung der auf Pkw erhobenen Luxussteuer. Diese beträgt 33 Prozent ab einem Verkaufspreis von 69.152 Australischen Dollar ($A; umgerechnet rund 47.756 US-Dollar, U$; 1 $A = 0,6906 US$). Für verbrauchsarme Fahrzeuge und somit auch für Elektroautos greift die Abgabe jedoch erst ab 79.700 $A.

Infolge mangelnder Förderung steht potenziellen Käufern nur ein limitiertes Angebot zur Verfügung. Mitte 2021 wurden lediglich 14 reine Batteriemodelle angeboten. Hinzukommen rund 17 Plug-in-Hybride. Daher konzentrieren sich die Automobilhersteller bei der Einführung neuer Modelle auf andere Märkte mit einem besseren Umfeld.

Bundesstaaten bringen eigene Kaufanreize auf den Weg

Um das auf nationaler Ebene bestehende Politikvakuum zu füllen, treten nun einzelne Bundesstaaten auf den Plan. Ein Vorreiter ist dabei New South Wales mit der Metropole Sydney. Ab dem 1. September 2021 wird für Elektrofahrzeuge mit reinem Batterieantrieb eine Kaufprämie von 3.000 $A gewährt (2.072 US$). Allerdings ist dieses Zuschussprogramm auf maximal 25.000 Fahrzeuge begrenzt, wobei der Kaufpreis eine Bruttosumme von 68.750 $A nicht überschreiten darf.

Zusätzlich entfällt beim Kauf eines reinen Stromers (Kaufpreis bis 78.000 $A) die vom Bundesstaat erhobene Stempelsteuer (Stamp Duty). Werden beide Maßnahmen maximal ausgeschöpft, reduziert sich der Kaufpreis in New South Wales um 5.540 $A.

Zuschüsse für den Kauf von Elektroautos zahlt auch der Bundesstaat Victoria. Allerdings wird dort die Kaufprämie in Höhe von 3.000 $A nur für maximal 20.000 Fahrzeuge gewährt. Andere Staaten wie Tasmanien, das Northern Territory sowie das Australian Capital Territory gewähren in ihren Förderstrategien hingegen ausschließlich Vergünstigungen bei der Stempelsteuer sowie den Zulassungsgebühren.

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Absatzsprung für batterieelektrische Fahrzeuge erwartet

Dank der Förderprogramme der Bundesstaaten verbessert sich das Marktumfeld für Elektroautos erheblich. "Die neuen Kaufanreize sind ein Schritt in die richtige Richtung und dürften dem Absatz von Elektrofahrzeugen den dringend benötigten Schub verleihen", sagt Behyad Jafari, CEO des Branchenverbandes Electric Vehicle Council. "Im Jahr 2021 könnten die Verkaufszahlen 14.000 bis 16.000 Stück erreichen", so Jafari.

Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 kletterte der Absatz von Fahrzeugen mit reinem Batterieantrieb nach Angaben des Electric Vehicle Council auf 7.248 Einheiten. Damit ist der Jahresabsatz von 2020 bereits deutlich übertroffen.

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Die Prognosen für die längerfristige Marktentwicklung gehen noch auseinander. Die Regierung erwartet bis 2030 einen Anstieg des Anteils von Elektroautos (Plug-in-Hybride und batterieelektrisch) bei den Neuzulassungen auf 26 Prozent. Dies würde nach der zu Grunde gelegten Modellrechnung einer jährlichen Verkaufszahl von etwa 289.000 Einheiten entsprechen.

Andere Beobachter halten diese Prognose für zu vorsichtig. Sowohl New South Wales als auch Victoria wollen den Anteil von Elektroautos an den Neuzulassungen bis 2030 auf 50 Prozent steigern. Zusammen machen beide Bundesstaaten rund 60 Prozent des Marktes aus.

Zur Sicherstellung eines nachhaltigen Wachstumstrends wünschen sich Branchenvertreter jedoch auch Steuerungsinstrumente und Zielvorgaben auf nationaler Ebene. So gibt es Sorgen vor einem drohenden Flickenteppich bei der Besteuerung von Elektrofahrzeugen, da einige Bundesstaaten diesbezüglich Alleingänge planen.

Halter von Elektroautos müssen Straßennutzungsgebühr zahlen

Victoria zählt bereits zu den ersten Jurisdiktionen weltweit, die eine speziell für Elektrofahrzeuge konzipierte Straßennutzungsgebühr (Road User Charge) erheben. Bereits seit dem 1. Juli 2021 werden für jeden gefahrenen Kilometer 2,5 $A Cent fällig. Halter von Plug-in-Hybriden müssen 2 $A Cent entrichten.

Auch in South Australia soll eine vergleichbare Abgabe erhoben werden. New South Wales plant die Einführung einer Straßennutzungsgebühr im Jahr 2027 beziehungsweise ab dem Zeitpunkt, ab dem der Anteil von reinen Elektrofahrzeugen an den Neuzulassungen 30 Prozent erreicht (je nachdem, was zuerst eintritt). Andere Bundesstaaten wie Tasmanien oder Western Australia wollen hingegen auf zusätzliche Abgaben für Elektrofahrzeuge verzichten.

Gerechtfertigt wird die Straßennutzungsgebühr mit dem Argument, dass die Halter beziehungsweise Nutzer von Elektrofahrzeugen keine Verbrauchsteuer auf Kraftstoffe zahlen (Fuel Excise). Pro Liter Diesel oder Benzin fallen in Australien derzeit 42,3 $A Cent an Steuern an. Dies spült große Summen in die öffentlichen Haushalte, welche zur Unterhaltung des Straßennetzes verwendet werden.

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