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Leitungsbau hat Priorität in Ugandas Energiesektor

Der Energiebedarf Ugandas wird schnell steigen. Der Staat muss bei neuen Projekten aufs Geld achten. Private Off-Grid-Lösungen dürften profitieren.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Ugandas Strombedarf wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Wachstumstreiber sind das hohe Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 1,2 Millionen Menschen und der Nachholbedarf bei der Elektrifizierung. Stimulierend dürfte auch das voraussichtlich hohe Wirtschaftswachstum wirken. Dazu beitragen wird ein umstrittenes Milliarden-US-Dollar-Projekt: TotalEnergies und CNOOC wollen mit der Ölförderung im Albertsee beginnen. Mehr Informationen im GTAI-Wirtschaftsausblick Uganda.

Für deutsche Unternehmen bieten sich im ugandischen Energiesektor eine Reihe von Geschäftsmöglichkeiten, unter anderem als Lieferant technischer Komponenten und als Ingenieurdienstleister. So sind deutsche Firmen beispielsweise bei Solaraufdachanlagen für Privatkunden gut positioniert. Der Markt für technische Ausrüstungen und Komponenten wird jedoch von asiatischer Konkurrenz dominiert. Bei sorgfältiger Marktbearbeitung können deutsche Anbieter aber durchaus zum Zuge kommen.

Gutes Umfeld für Solaraufdachanlagen

Solaranlagen sind für viele Stromverbraucher interessant, weil die Netzstromversorgung unzuverlässig und derzeit teuer ist. Industrie, Farmen, Einkaufszentren und Krankenhäuser sind potenzielle Käufer. Sie nutzen die Anlagen für eine autarke Energieversorgung, aber auch als billigere Back-up-Alternative anstelle von Dieselgeneratoren.

"Im Vergleich zu Kenia ist der ugandische Markt kleiner und weniger unerschlossen. Die derzeitigen Netzstrom-Tarife von bis zu etwa 13 US-Cent je Kilowattstunde machen die Solarsysteme auch im Vergleich zum Netzstrom attraktiv", sagt Hendrik Hundhausen, Country Manager und Energieberater im Rahmen des  Projektentwicklungsprogramms bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). 

Die GIZ unterstützt deutsche Solaranbieter bei der Markterschließung im Ausland durch das Projektentwicklungsprogramm (PEP). Das PEP wird im Rahmen der Exportinitiative Energie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) durchgeführt. Uganda ist dabei einer der Schwerpunktmärkte. Hundhausen ergänzt, dass sich die guten Rahmenbedingungen nur verändern würden bei einer Strompreissenkung hin zu dem von der Regierung angestrebten Stromtarif von 5 US-Cent je Kilowattstunde für großindustrielle Abnehmer.

Staat investiert in Netzverdichtung

Bei staatlichen Ausschreibungen für den Ausbau des Stromnetzes sprechen oft die Geber ein Wort mit, wo eingekauft wird. Gute Chancen für deutsche Zulieferer bestehen bei Ausschreibungen der KfW, der EU, der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Weltbank. Der Fokus des ugandischen Staates dürfte in den kommenden Jahren auf der Netzverdichtung liegen, das heißt dem Ausbau der Distributionsnetze und in entlegenen Gebieten der Installierung von Mini-Grids.

Auch werden mehrere grenzüberschreitende Übertragungsleitungen nach Kenia, Tansania, Ruanda und in den Südsudan verlegt oder geplant. Angesichts der deutlich gestiegenen Staatsverschuldung Ugandas sind die Geber mit der Bereitstellung weiterer Gelder aktuell zurückhaltend. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Uganda, Rubrik "Ausschreibungen“ und "Entwicklungsprojekte“.

Ausgewählte Energieprojekte in Uganda

Projektbezeichnung

Investitionssumme 

Projektstand

Projektträger

Karuma Hydroelectric Power Station

1,7 Mrd. US$

Bau fast abgeschlossen

Uganda Electricity Generation Company Limited (UEGCL)

Uganda Electricity Access Scale-up Project (EASP)

580 Mio. US$

Wird durchgeführt mit Finanzierung der Weltbank und weiterer Geber

Ministry of Energy & Mineral Development

Rural Electricity Access Project (Stromverteilung)

112,8 Mio. Euro

In der Durchführung

Ministry of Energy & Mineral Development

Kyaga-Masaka-Line (400kV-Übertragungsleitung von Uganda nach Tansania)

50 Mio. Euro

Geplant. Inbetriebnahme geplant für 2025

Uganda Electricity Transmission Company Ltd (UETCL)

Mutundwe-Entebbe (132kV-Übertragungsleitung)

k.A.

geplant. Inbetriebnahme geplant für 2024

Uganda Electricity Transmission Company Ltd (UETCL)

Gulu-Agago-Line (132kV-Übertragungsleitung)

k.A.

Im Bau. Inbetriebnahme geplant für 2024

Uganda Electricity Transmission Company Ltd (UETCL)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

Wenn in Kürze das Karuma-Wasserkraftwerk ans Netz geht, stehen dem Land etwa 2.000 Megawatt an Erzeugungskapazität zur Verfügung. Da der aktuelle Strombedarf deutlich niedriger liegt, rechnen Marktkenner kurzfristig nicht mit neuen Kraftwerksprojekten.

Aufstockung auf 52.000 Megawatt bis 2040 geplant

Mittelfristig sehr ambitioniert liest sich die neue Energy Policy 2023, die die Regierung im September 2023 vorstellte. Bis 2040 soll die Erzeugungskapazität von 2.000 auf 52.000 Megawatt erweitert werden, um das Land weiter industrialisieren zu können. Beim Strommix scheint Uganda auch Atomkraftwerken gegenüber aufgeschlossen zu sein. Derzeit dominiert Wasserkraft mit fast 80 Prozent, ergänzt von kleineren thermischen Kraftwerken und Solarparks.

Auch scheint die Regierung bestrebt, den Sektor wieder stärker zu kontrollieren, nachdem er jahrzehntelang liberalisiert wurde. Ob das gute Nachrichten sind, wird von vielen Beobachtern bezweifelt. Ein Schritt dorthin könnte die geplante Zusammenlegung der drei staatlichen Gesellschaften Uganda Electricity Distribution Company (UEDCL) (Stromverteilung), Uganda Electricity Transmission Company (UETCL) (Stromübertragung) und Uganda Electricity Generation Company (UEGCL) darstellen.

Lizenz des Stromversorgers Umeme wird wohl nicht verlängert

Auch die 2025 auslaufende 20-jährige Lizenz des privaten Stromversorgers Umeme, der rund 85 Prozent der Netzanschlüsse in Uganda betreibt, wird voraussichtlich nicht verlängert. Das an der Börse in Kampala notierte Unternehmen gilt Beobachtern als gutes Beispiel für die Teilprivatisierung des Stromsektors, auch weil es in den vergangenen Jahren massiv in neue Anschlüsse investiert hat. Die Regierung plant, das Geschäft des Stromversorgers wieder selbst zu übernehmen und möchte die private Beteiligung am Stromsektor insgesamt zurückdrängen.

Bei der ländlichen Elektrifizierung finanzieren einige Geber wie die USA (über Power Africa) und Deutschland die Installierung von Inselnetzen mit kleinen Wasser- oder Solarkraftwerken sowie privaten Betreibern. Zuständig für ländliche Elektrifizierung ist das "Rural Electrification Programme", eine Einheit im Ministry of Energy and Mineral Development. Die vergleichsweise autonom agierende Rural Electrification Agency (REA) wurde im Jahr 2021 aufgelöst.

Firmen bedienen Uganda oft von Nairobi aus

Die meisten Zulieferer operieren über lokale Handelsvertreter vom regionalen Hub in Nairobi (Kenia) aus. Für sie ist Uganda einer von mehreren Teilmärkten in Ostafrika. Die GTAI berichtet regelmäßig über die Energiemärkte in Kenia, Äthiopien, Tansania und Ruanda. Über den kenianischen Hafen Mombasa laufen auch die größeren Lieferungen bevor es dann per Lkw über die 1.150 Kilometer bis nach Kampala geht.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkungen
Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu UgandaAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK OstafrikaAnlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum "Energie und Umwelt"
Exportinitiative EnergiePortal der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
Ministry of Energy & Mineral Development (MEMD)Für den Energiesektor zuständiges Ministerium
Electricity Regulatory Authority (ERA)Regulierungsbehörde für den Energiesektor
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

 

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