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Branchen | Polen | Energie

Erdölsektor treibt Innovationen voran

Der polnische Erdölkonzern PKN Orlen investiert nicht nur in die Petrochemie. Er schließt sich auch mit anderen Unternehmen zusammen und engagiert sich bei der Energiewende.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Das schon heute mit Abstand größte polnische Unternehmen, der Erdölkonzern PKN Orlen S.A., gab Ende Mai 2021 grünes Licht für den Bau seines Olefin-Komplexes III an seinem Hauptsitz in Płock (Plozk). Die Investitionskosten sind auf rund 3 Milliarden Euro veranschlagt. Die Bauarbeiten sollen im 1. Quartal 2024 beendet werden, sodass die Produktion Anfang 2025 starten kann.

Die dort hergestellten Petrochemikalien dienen als Basis für die Produktion von Reinigungsmitteln, Hygiene- und medizinischen Artikeln, Synthetikfasern, Kfz-Teilen sowie Elementen von Elektro- und elektronischen Geräten. Der Hauptauftragnehmer wird wahrscheinlich ein Konsortium der Firmen Hyundai Engineering aus Südkorea und Técnicas Reunidas aus Spanien oder eine von ihnen speziell zur Verwirklichung dieses Vorhabens gegründete Gesellschaft. Mit Vertretern der beiden Firmen will PKN Orlen nun über die Vertragsdetails verhandeln.

Im Jahr 2020 setzte die PKN Orlen-Gruppe 5,1 Millionen Tonnen petrochemische Produkte ab. Nach Beendigung ihres einschlägigen Investitionsprogramms soll der Output von Petrochemikalien der Gruppe um 30 Prozent steigen. Der Olefin-Komplex III ist eines von vier Projekten im Rahmen ihres Entwicklungsprogramms für die Petrochemie. Zwei weitere betreffen den Bau eines Komplexes für Aromaten (Derivate) in Włocławek und die Erweiterung der Kapazitäten für Phenol in Płock.

Neues F&E-Zentrum startet

Das erste Vorhaben wurde bereits realisiert: PKN Orlen eröffnete im Mai 2021 ein Zentrum für Forschung und Entwicklung (F&E; Centrum Badawczo-Rozwojowe, CBR) in Płock, das 41 Millionen Euro kostete. Das Zentrum soll F&E-Aktivitäten für den gesamten Konzern übernehmen.

Bis etwa 2031 will PKN Orlen laut seinem Vorsitzenden, Daniel Obajtek, etwa 669 Millionen Euro zur Entwicklung neuer Technologien aufwenden. Die Forschungsarbeiten beträfen unter anderem die Bereiche Elektromobilität, Wasserstoff, Recycling und Digitalisierung. Das CBR soll auch zu einer Plattform werden, die die Kooperation mit Start-ups, Erfindern, Instituten und Lehranstalten fördert.

Im CBR befinden sich bislang drei Arten von Anlagen: zur Herstellung von Asphaltmischungen sowie dem sogenannten Blending (Mischen) von Brennstoffen und Schmiermitteln, zur Herstellung von Biokomponenten sowie Anlagen zum Hydrocracken (Hydrospaltung) und zur Entschwefelung. Die Anzahl der Forschungsanlagen soll laut Obajtek bis 2022 auf etwa 14 steigen.

Engagement bei Energietransformation

PKN Orlen will noch Ende 2021 seine Wettbewerber, den Erdölkonzern Grupa Lotos S.A. aus Gdańsk (Danzig) und den Mineralöl- und Erdgaskonzern Polskie Górnictwo Naftowe i Gazownictwo S.A. (PGNiG) übernehmen. Nach der Fusion steigt der Anteil des Staates an dem Konzern auf 50 Prozent (derzeitiger Anteil an PKN Orlen: 27,5 Prozent). Dessen Marktwert wird auf rund 18 Milliarden Euro veranschlagt.

Der durch die Fusion entstehende Großkonzern soll ein Multienergiekonzern werden, der die bevorstehenden Aufgaben im Rahmen der Energiewende maßgeblich stemmen und der internationalen Konkurrenz trotzen soll. Der von der Europäischen Union (EU) beschlossene Kohleausstieg stellt Polen vor besonders große Herausforderungen: Kohle ist nach wie vor der dominierende Brennstoff bei der Energieversorgung. PKN Orlen engagiert sich nicht nur in der Erdölindustrie. Zusammen mit Northland Power aus Kanada will der Konzern einen Offshore-Windpark in der Ostsee errichten. Im Bereich Wasserstoff ist auch Lotos aktiv.

Bilaterale Kooperation beim Green Deal

Die umfangreiche Transformation des polnischen Energiesektors eröffnet auch deutschen Unternehmen zahlreiche Kooperationschancen. Um Partnerschaften aufzubauen und die bilaterale Zusammenarbeit auf den Feldern Green Deal, Energie und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen, hat die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) in Warschau laut ihrem Geschäftsführer Lars Gutheil Ende Mai 2021 einen neuen Ausschuss berufen. Führende Vertreter aus den Sektoren nachhaltige Energie, Energietechnik und -effizienz wollen darin die Transformation des polnischen und deutschen Marktes mitgestalten.

Nicht nur Windenergie und Wasserstoff, sondern auch Gesetzesvorhaben und Finanzierungsfragen gehören zu den Schwerpunkten. Vorsitzender des Ausschusses Sustainable Energy Generation ist der Vorsitzende von Siemens Energy Polska, Grzegorz Należyty.                                                     

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