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Branchen | Schweden | Gesundheitswesen

Förderung und Investitionen

Die Auftragsvielfalt schafft Chancen im Bau- und Technologiebereich. Die breite Innovationsunterstützung ist inländischen Akteuren gewidmet, lässt aber Raum für Partnerschaften.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Ein wichtiger Punkt der Investitionen im schwedischen Gesundheits- und Pflegewesen bleiben Krankenhäuser. Neben fortlaufenden Modernisierungen wird die bestehende Infrastruktur - teilweise basierend auf über 100 Jahre alten Anlagen - ersetzt. Ein Beispiel dafür ist das momentan wohl größte Vorhaben, das neue Krankenhaus in Helsingborg mit einem Auftragsvolumen von etwa 1,3 Milliarden Euro. Die als Alternative überlegte Anpassung des bisherigen Zentralkrankenhauses an die Bedürfnisse und Anforderungen der neuesten Technik und Methoden wäre um etwa 15 Prozent teurer geworden.

Ausgewählte Investitionsvorhaben

Art des Projekts

Art der Investition

Zeitraum

Investitionssumme (in Millionen Euro)

Beschreibung des Projekts

Krankenhaus (Helsingborg) 

Neubau

Standortplanung läuft; Bauzeit 11-13 Jahre

1.300

Soll bisheriges Zentralkrankenhaus ersetzen, umfasst insofern nahezu alle Bereiche; Fokus auf Digitalisierung.

Universitätskrankenhaus (Lund)

Neubau/Modernisierung

Standortentscheidung 12.2021 geplant

k.A.

Modernisierung bestehender Gebäude, Neubau eines Traumacenters für Südschweden.

Notfallkrankenhaus (Västerås)

Neubau

2022-2030

680

Ersatz für das bisherige Krankenhaus aus dem 1960er Jahren; umfasst unter anderem Notaufnahme, Chirurgie, Diagnosestation.

Krankenhaus (Stockholm)

Neubau

Landaufkau läuft bis 2022; erste Teile sollen 2025 fertiggestellt werden

k.A.

Umfasst unter anderem Notaufnahme, Diagnostik, Spezialkliniken, Geriatrie, Familiencenter, Pflegeheim.

Notfallkrankenhaus (Växjö)

Neubau

Investitionsentscheidung Februar 2022; Bauzeit 6-7 Jahre

490

Starker Fokus auf Digitalisierung und Automatisierung; soll dem Konzept der "nahen Betreuung" Rechnung tragen und kleiner als das bisherige ausfallen.

Krankenhaus (Kiruna)

Neubau

Vorbereitung der Machbarkeitsstudie läuft; geplante Fertigstellung zwischen 2028 und 2030

k.A.

Ersatz des bestehenden Krankenhauses im Zuge der Stadtverlagerung.

Krankenhaus (Sala)

Neubau

Fertigstellung 2022

57

Umfasst unter anderem Kinderklinik, Augenklinik, Zahnklinik, Psychiatrie.

Quelle: Pressemeldungen; Recherchen von Germany Trade & Invest

Nicht jedes Projekt wird mit einem solchen finanziellen Elan angegangen. Außerhalb der größeren Städte werden auch kleinere Gesundheitseinrichtungen gebaut. Die Auftragswerte fangen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich an. Für einen etwa 3.100 Quadratmeter großen Anbau für klinische Chemie, Bildgebung und funktionelle Medizin erwartete das Krankenhaus in Umeå Preisangebote von etwa 11 Millionen Euro. Kaum mehr will die Kommune Håbo für die Projektierung und den Bau eines Altenheimes mit 40 Betten für Demenzkranke ausgeben. In Fagersta will das gemeinsame Kommunaltechnikunternehmen NVK derweil nahezu 30 Millionen Euro für ein Seniorheim ausgeben. Preislich ähnlich dürfte sich ein 60-Betten-großes Seniorenheim in Halmstad ansiedeln.

Es muss nicht immer das Komplettprojekt sein

Neben der Ausführung schlüsselfertiger Komplettprojekte können auch Teilarbeiten übernommen werden. Im Rahmen der Altenpflege in Västerås wurde beispielsweise nur der Ausbau von 80 Wohnungen ausgeschrieben. Bei der technischen Modernisierung eines Gebäudes des Krankenhauses in Falun plant der Auftraggeber die Region Dalarna mit einem Budget von etwa 5 Millionen Euro. Knapp darunter fallen die Preisvorstellungen der Region Västerbotten für den Umbau und Adaptierung von vier Etagen eines achtstöckigen, technischen Gebäudes am Norrländischen Universitätskrankenhaus. Und um die Tätigkeit der Gesundheitseinrichtungen während der Bau- und Renovierungsarbeiten nicht allzu sehr zu beeinträchtigen öffnen sich auch Geschäftschancen für Hersteller modularer Gebäude. Das Krankenhaus im Gottländischen Visby entscheidet bis Mitte November über einen entsprechenden Auftrag - vier Etagen und 2.500 Quadratmeter groß, soll das Konstrukt Patientenaufnahme, Bereitschaftsräume und Teile der Verwaltung zeitweise aufnehmen.

Neben Bauleistungen werden für die obengenannten Vorhaben Medizinproduktelieferanten gesucht. Der Bedarf reicht von Inkontinenzprodukten, über Osteosynthese- und Verbrauchsmaterialien oder Besucherbetten und orthopädischen Implantaten, bis zu Elektrokardiogrammen, Kardiotokograohen, Anästhesiegeräten oder Bilddiagnoseapparaten. Ferner finden sich regelmäßig Ausschreibungen für den zahnärztlichen Bedarf, beispielsweise für komplette Dentaleinheiten. Verbrauchsmitteleinkäufe werden um Skalleneffekte zu erreichen, auch hier gebündelt. Davon profitieren auch Anbieter, die sich beispielsweise in der Region Kalmar drei Aufträge für zahnärztliche Instrumente und Verbrauchsmittel im Wert von etwa 1 bis 2 Millionen Euro sichern konnten.

Staat fördert Gesundheitsinnovationen auf breiter Front

Was die Aufträge vereint, ist der fehlende Anteil an Fördermitteln der Europäischen Union. Wegen seines Wohlstands kommt Schweden nur im sehr begrenzten Umfang in deren Genuss. Auch bei der Forschungsunterstützung werden hauptsächlich inländische Mittel angewendet. Alleine der Schwedische Forschungsrat, mit einem jährlichen Fördertopf von etwa 700 Millionen Euro, einer der wichtigsten Innovationsunterstützer im Land, vergab seit 2008 nahezu 3 Milliarden Euro an Fördermitteln für die Medizin- und Gesundheitsforschung. Die Ende Oktober veröffentlichte Förderliste 2021 umfasste über 250 Projekte und eine Mittelzuteilung von über 110 Millionen Euro, die bis 2026 ausgeschüttet werden sollen.

Der größte Nutznießer bleibt das Karolinska Institutet, mit Hauptsitz in Stockholm. Auf den Plätzen folgten die Universitäten in Göteborg, Lund, Uppsala und Linköping. Eine wichtige Forschungsinitiative im Gesundheitsbereich stellt auch das Cluster Healthtech Nordic dar, das unter anderem mit Mitteln aus dem europäischen Interreg-Funds getragen wird. Um diesen anzapfen zu können schlossen sich mehrere Regionen aus Schweden, Norwegen und Dänemark zusammen. Mittlerweile vereint die Initiative laut eigenen Angaben über 250 Unternehmen mit einem breiten Tätigkeitsspektrum. Die Schwerpunkte bilden dabei digitale Lösungen für den Gesundheits- und Pflegesektor sowie für die Diagnose.

Neben dem Forschungsrat verteilt auch die Innovationsagentur Vinnova Mittel. So läuft beispielsweise bis Ende November die Antragsfrist für Projekte im Bereich Datenaustausch und -analyse in Verbindung mit Typ-1-Diabetes. Weitere laufende Aufrufe umfassen Themenbereiche, wie die Entwicklung neuer und verbesserter Biopharmazeutika oder den Einsatz von Internet-of-Things-Lösungen (IoT). Die Agentur finanziert ferner zwei kontinuierliche Förderinitiativen mit. Zum einen das auf den Lifescience-Bereich ausgerichtete Swelife. In seinem Rahmen werden sogenannte strategische Rahmenvorhaben unterstützt. Diese sind an sich nicht auf Profit ausgerichtet, sondern sollen dem Sektor in Schweden bei der Verbesserung der globalen Wettbewerbsposition helfen. Beispiele sind ein Programm für kleine und mittelständische Unternehmen, das bei der Bewerbung um Mittel des Europäischen Innovationsrates hilft. Auf konkrete Lösungen und Produkte ausgelegt ist das zweite Programm Medtech4Health. Dieses richtet sich an verschiedene Akteure des Gesundheitswesens - von der Forschung, über Lösungs- und Technologieanbieter bis zu den Gesundheitseinrichtungen - und soll vor allem die Zusammenarbeit zwischen ihnen verbessern. Entsprechend wird im Bewerbungsprozess die Bildung von Partnerschaften von Vertretern aller genannter Bereiche vorausgesetzt.

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