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Branchen | Polen | Groß- und Einzelhandel

Gebrauchsgüter und Nahrungsmittel sind wieder stärker gefragt

Der Einzelhandel erholt sich in Polen 2021 von dem Pandemieschock. Bekleidung und Kfz liegen wieder im Trend. Onlinebestellungen erobern auch die Gastronomie. 

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die Einzelhandelsumsätze fallen in Polen 2021 deutlich höher aus als 2020. Die Anbieter von Textilien, Bekleidung und Schuhen sowie Kfz-Händler konnten den Einbruch des Vorjahres ausgleichen und freuen sich über kräftige Steigerungen. Auch Einrichtungsgegenstände wie Möbel und elektronische Geräte waren stärker gefragt.

Einzelhandel hofft auf Weihnachtsgeschäft

Hohe Erwartungen setzt der Einzelhandel auch in das Weihnachtsgeschäft. Die durchschnittlichen Ausgaben pro privatem Haushalt zum Fest könnten sich 2021 auf 463,5 Euro belaufen. Das wären auf Złoty-Basis nominal 11 Prozent mehr als die Ausgaben im Weihnachtsgeschäft 2020 (432,6 Euro). Zu den beliebtesten Geschenken zählen Körperpflegemittel, Kosmetika, Parfum sowie Spiele, Spielzeug und Bücher. Elektronische Geräte verlieren dagegen an Bedeutung. Das geht aus einer Umfrage hervor, die das Beratungsunternehmen Deloitte in der ersten Novemberhälfte 2021 durchführte.

Die Festtagseinkäufe könnten insgesamt knapp 4,4 Milliarden Euro erreichen. Allerdings trüben steigende Verbraucherpreise die Laune der Konsumenten: Die Verbraucherpreise lagen im Oktober 2021 um 6,8 Prozent höher als im Oktober 2020 und dürften weiter anziehen.

Veränderung der Einzelhandelsumsätze 1)

2019 2)

2020 2)

Januar bis Oktober 2020 2)

Januar bis Oktober 2021 2)

Insgesamt

5,4

-3,1

-3,0

7,4

Textilien, Bekleidung, Schuhe

8,4

-15,3

-14,3

29,1

Kfz, Krafträder, Teile dafür

8,1

-12,3

-13,9

15,5

Sonstige

0,7

-9,4

-8,2

6,4

Medikamente, Kosmetika, Orthopädiebedarf

6,7

-1,6

-1,4

6,2

Printmedien, andere Fachgeschäfte

4,3

-4,3

-3,8

6,1

Möbel, Haus-, Audio-, Videogeräte

14,6

4,7

5,2

5,8

Brennstoffe

2,5

-9,9

-9,0

1,7

Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren

0,9

-1,9

-2,0

1,2

1) spezialisierte Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten; 2) in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, feste PreiseQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, monatliches Bulletin vom 25.11.2021

Gastronomie leidet unter Coronakrise

Die Verkäufe von Nahrungs- und Genussmitteln legten 2021 leicht zu. Dabei spielt generell auch die Gastronomie als Absatzkanal eine wichtige Rolle, die sie sich aktuell aber erst wieder erarbeiten muss. Die Branche hatte 2020 aufgrund coronabedingter Beschränkungen und Schließungen herbe Verluste hinnehmen müssen. Es verschwanden 7.906 gastronomische Einrichtungen vom Markt.

Zu den gesamten Einzelhandelsumsätzen 2020 in Höhe von 200,5 Milliarden Euro trug die Gastronomie mit eigener Zubereitung und Verkäufen 8,5 Milliarden Euro bei (auf Złoty-Basis nominal -26 Prozent und real -30,4 Prozent gegenüber 2019). Das geht aus der Broschüre des Statistischen Hauptamtes GUS, Rynek Wewnętrzny 2020 (Binnenmarkt 2020), hervor.

Handelsunternehmen erwirtschafteten mit 173,8 Milliarden Euro 86,7 Prozent der gesamten Einzelhandelsumsätze. Der Rest entfiel auf Produktionsunternehmen mit Verkaufsstellen und sonstige Marktteilnehmer.

Einzelhandelsumsatz (in Milliarden Euro) 1)

2019

2020

Veränderung 2)

Insgesamt, darunter

213,5

200,5

-2,9

   Nahrungsmittel, nicht-alkoholische Getränke

56,6

55,1

0,6

   Alkoholische Getränke, Tabakwaren

16,6

17,1

6,7

   Non-Food-Produkte

140,3

128,2

-5,5

1) Handels- und Nichthandelsunternehmen einschließlich Gastronomie; 2) nominale Veränderung auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, Binnenmarkt 2020 vom 02. November 2021

Restaurants setzen auf Lieferservices

Den weitaus größten Anteil (86,6 Prozent) ihres gesamten Umsatzes 2020 erwirtschafteten die Gastronomen mit eigener Zubereitung (Umsatz nominal -24,7 Prozent gegenüber 2019). Mit dem Verkauf von Waren setzten sie 1 Milliarde Euro um (-34,3 Prozent), darunter 0,7 Milliarden Euro (-34,2 Prozent) mit alkoholischen Getränken und Tabakwaren.

Der Rettungsanker in der Coronakrise waren für sie Außerhauslieferungen oder Speisen zum Abholen. So beschleunigt die Pandemie die Entwicklung des E-Commerce auch in der Gastronomie. Zu den Bestell- und Lieferdienstleistern auf dem polnischen Markt gesellt sich Doordash aus den USA, der den finnischen Lieferdienst Wolt übernimmt. Die Transaktion soll im 1. Halbjahr 2022 abgeschlossen werden.

Bereits 22 Prozent der polnischen Bevölkerung bestellen 2021 mindestens einmal pro Woche Speisen zum Abholen oder Anliefern. Das ermittelte die Marktforschungsfirma ARC Rynek i Opinia als Teil des internationalen Netzwerks IRIS. Die durchschnittlichen Ausgaben belaufen sich dabei auf 19 Euro. Am häufigsten wird Fast Food wie Pizza oder Burger bestellt.

Anzahl der gastronomischen Einrichtungen am Jahresende

Art der Gastronomiestellen

2018

2019

2020

Veränderung

2019/2020 *)

Restaurants

19.675

20.015

17.676

-11,7

Bars

19.317

19.588

17.170

-12,3

Kantinen

4.174

4.585

3.517

-23,3

Gastronomiepunkte

26.663

28.167

26.086

-7,4

Insgesamt

69.829

72.355

64.449

-10,9

*) in ProzentQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, Binnenmarkt 2020

Virtuelle Restaurants, die Speisen nur noch ausliefern und keine stationären Lokale mehr unterhalten, befinden sich im Auftrieb. Solche Betriebe benötigen Großküchenausstattungen, wodurch sich auch für deutsche Anbieter Zulieferchancen ergeben.

Unter den stationären Lokalen ist Fast Food ebenfalls am weitesten verbreitet. Die Anzahl der Gastronomiepunkte sank 2020 am geringsten von allen Einrichtungen. Die Anzahl der saisonal oder ganzjährig geöffneten Gastronomiebetriebe verringerte sich auf 64.449, die sich zu 98,7 Prozent in privaten Händen befanden. Bei den Kantinen lag der Anteil der öffentlichen noch bei 8,2 Prozent.

Ein Anzeichen für die Erholung des Marktes ist die Gründung einer neuen Kaffeehauskette: Skalski Cakes & Café breitet sich vornehmlich in Einkaufszentren aus.

Großhandel blieb 2020 fast stabil

Der Handel en gros überstand die Krise besser als der en detail. Der gesamte Großhandelsumsatz fiel 2020 (2019) laut GUS mit 332 (344,6) Milliarden Euro deutlich höher aus als der Einzelhandelsumsatz. Auf Złoty-Basis entspricht das einem leichten nominalen Rückgang um 0,4 Prozent.

Der überwiegende Teil entfiel dabei mit 280,2 (290,9) Milliarden Euro auf Non-Food-Produkte (-0,4 Prozent). Fast die Hälfte des Großhandelsumsatzes (47,6 Prozent; -1,4 Prozent) erwirtschafteten große Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten.

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