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Branchen | Israel | Elektronik

Gute Aussichten für Israels Elektronik 

Die Produktion des Industriezweigs steigt. Die Weltmarktnachfrage stärkt 2021 die Exporte. Zugleich ist Israel ein interessanter Absatzmarkt für ausländische Elektronikanbieter.  

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die Elektronikindustrie ist nicht nur die größte Branche des verarbeitenden Gewerbes in Israel, sondern zeichnet sich auch durch kräftige Wachstumsdynamik aus. Zugleich bietet der israelische Markt auch ausländischen Branchenunternehmen Geschäftschancen. Das kommt in steigenden Importzahlen zum Ausdruck. Selbst im Krisenjahr 2000 nahmen die Einfuhren zu. Im 1. Halbjahr 2021 wurde eine weitere, schnelle Importexpansion verzeichnet.

Umsatz und Wertschöpfung nehmen zu

Auch während der Coronakrise hielt die Wachstumsphase der Elektronikbranche an. Das gilt sowohl für den laufenden Umsatz als auch für die reale Wertschöpfung. Zum Teil, so eine Analyse der zweitgrößten Bank des Landes, Bank Leumi le-Israel, lag das Wachstum 2020 an der Inbetriebnahme einer neuen Fabrikationsstätte für elektronische Bauelemente durch den Intel-Konzern. Zum anderen Teil aber hätten israelische Hersteller von der weltweit gestiegenen Nachfrage profitiert.

Im Jahr 2020 entfielen auf die Elektronikindustrie mit umgerechnet 29,1 Milliarden US-Dollar (US$) 22,3 Prozent des gesamten israelischen Industrieumsatzes. Die hier zugrunde liegende Definition dieses Industriezweigs umfasst Computer sowie elektronische und optische Erzeugnisse laut Kapitel 26 der internationalen Klassifikation der Wirtschaftstätigkeiten.

Umsatz und Wertschöpfung der Elektronikindustrie 2016 - 2020

Jahr

Branchenumsatz in Millionen US$ *)

Index der Wertschöpfung in realen Binnenpreisen (2015 = 100)

2016

19.809

96,5

2017

21.874

102,0

2018

24.112

113,3

2019

27.374

128,7

2020

29.130

146,0

*) Angaben in laufenden Binnenpreisen, umgerechnet nach dem jahresdurchschnittlichen WechselkursQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Der Weltmarkt lockt

Für den exportintensiven Industriezweig sind internationale Entwicklungen von entscheidender Bedeutung. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben der israelischen Industriestatistik belief sich die Exportquote der Branche 2018 auf 70,1 Prozent.

Im Jahr 2021 verspricht das Auslandsgeschäft besonders erfolgreich zu werden. Wie aus der Außenhandelsstatistik hervorgeht, nahmen die Elektronikexporte in den ersten fünf Monaten des Jahres um 17 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zu. Dabei ist bemerkenswert, dass es während der Coronakrise keinen Exporteinbruch gegeben hat. Daher ist die  Exportzunahme 2021 echtes Wachstum und kein bloßer Ausgleich der Krisenverluste.

Die jüngste Aufschlüsselung des Branchenumsatzes nach Sparten liegt für das Jahr 2018 vor, doch vermittelt sie ein auch heute aktuelles Bild von der Größenstruktur der Elektronikindustrie. Eindeutiger Branchenführer ist die Produktion von Mess-, Kontroll-, Navigations- und ähnlichen Instrumenten, gefolgt von der Herstellung von elektronischen Bauelementen und Leiterplatten. Auf diese beiden Positionen entfielen 2018 insgesamt 63 Prozent des Branchenumsatzes. Auch Telekommunikationsausrüstungen und  Medizintechnik spielen eine bedeutende Rolle.

Multis und Wehrtechnikhersteller dominieren

Die Produktion wird von ausländischen Konzernen und von einheimischen Herstellern von Wehrtechnik dominiert. Der mit Abstand größte ausländische Player ist der Intel-Konzern. Intel unterhält in Israel nicht nur industrielle Produktionsstätten, sondern auch Forschungs- und Entwicklungszentren.

Bei Betrieben der Wehrtechnik wiederum ist es nicht immer klar, in welchem Umfang sie sich der Elektronik im engeren Sinne widmen und inwieweit sie beispielsweise im Flugzeug- oder Satellitenbau tätig sind, wie es der größte israelische Hightechkonzern Israel Aerospace Industrie (IAI) tut. Dennoch ist unbestritten, dass die Wehrtechnikkonzerne führende Elektronikhersteller sind. Dabei sind sie bemüht, umsatzsteigernde zivile Spin-offs auf den Markt zu bringen.

Israel ist zugleich ein wichtiger Standort zur Erforschung und Entwicklung neuer Technologien für die Elektronikindustrie. Ein großer Teil der rund 6.500 im Land tätigen Start-ups befasst sich mit der Entwicklung einschlägiger Produkte. Das gilt auch für viele der rund 380 multinationalen Unternehmen, die Forschungs- und Entwicklungszentren in Israel unterhalten. Das Investoreninteresse ist ebenfalls erheblich. Wie aus der Wissenschafts- und Technologiedatenbank Israel Science and Technology Directory hervorgeht, sind allein rund 50 Wagniskapitalfonds in verschiedenen Bereichen der Elektronikindustrie tätig.

Führende israelische Hersteller von Elektronikprodukten *)

Unternehmen

Umsatz 2020 in Millionen US$*

Exportanteil am Umsatz in Prozent

Tätigkeitsbereich

Intel

8.046

100,0

Elektronische Bauelemente

Elbit Systems

4.666

76,3

Wehrtechnik, kommerzielle Luftfahrtsysteme

Israel Aerospace Industries

4.187

71,5

Wehrtechnik, Satellitenbau, innere Sicherheit, Frühwarnsysteme

Rafael

2.748

51,0

Wehrtechnik

Vishay Israel

1.726

99,5

Halbleiter und andere elektronische Bauteile

Tower Semiconductor

1.267

k.A.

Integrierte Schaltkreise

Applied Materials Israel

610

k.A.

Mess- und Prüfgeräte für Wafer-Produktion

Philips Israel

522

78,1

Medizintechnik

Stratasys

521

100,0

Additive Produktionssysteme

Lumenis

433

k.A.

Medizintechnik

*) In der Reihenfolge des gesamten UnternehmensumsatzesQuelle: Dun & Bradstreet Israel, Unternehmensangaben

Binnenmarkt braucht Importe

Auf dem Binnenmarkt gibt es einen wachsenden Bedarf an Elektronikprodukten. Er wird großenteils durch Einfuhren gedeckt. Zwar weist die Außenhandelsstatistik die Einfuhr des Kapitels 26 der internationalen Klassifizierung der Wirtschaftstätigkeiten - anders als bei der Ausfuhr - nicht gesondert auf. Allerdings lässt sich dieser Einfuhrposten aufgrund relevanter Warenkategorien des internationalen Warenverzeichnisses für den Außenhandel (SITC) schätzen.

Dieser Schätzung zufolge beliefen sich die Importe von Produkten der Elektronikindustrie 2018 auf 8,7 Milliarden US$, während die einheimischen Hersteller laut der Industriestatistik einen Binnenmarktumsatz von umgerechnet rund 7,2 Milliarden US$ erzielten.

Wohlgemerkt kann es Erfassungsunterschiede zwischen der Industrie- und der Außenhandelsstatistik geben. Zudem können die Prozentsätze der Einfuhr beziehungsweise einheimischer Versorgung von Jahr zu Jahr schwanken. Dennoch lässt sich schätzen, dass Israel grosso modo die Hälfte seines Bedarfs an Elektronikprodukten importiert. Damit dürfte es ausländischen Elektronikherstellern auch künftig einen interessanten Absatzmarkt bieten.

Deutscher Importmarktanteil variiert je nach Branche

Die Rolle deutscher Anbieter ist in den einzelnen Importbranchen zum Teil sehr unterschiedlich. Im Jahr 2020 erzielten die deutschen Unternehmen ihre höchsten Importmarktanteile bei der Optik mit 37,2 Prozent, der Mess- und Regeltechnik mit 13 Prozent und der Schalttechnik mit 11 Prozent. Dagegen spielten Importe aus Deutschland bei der Nachrichtentechnik und der EDV-Technik eine untergeordnete Rolle.

Einfuhr von Elektronikprodukten 2019 und 2020 (Millionen US$)

SITC-Nr.

Warenbezeichnung

Einfuhr 2019

Davon: aus Deutschland

Einfuhr 2020

Davon: aus Deutschland

752

Maschinen und Apparate der EDV-Technik

1.555,4

23,5

1.781,2

28,6

759.97

Teile und Zubehör für EDV-Technik

198,2

8,3

205,1

10,7

761

Fernsehempfangsgeräte

468,5

2,0

484,8

2,3

762

Rundfunkempfangsgeräte

9,3

0,3

7,8

0,2

763

Plattenspieler / Video / Tonaufnahme- und -wiedergabegeräte          

27,3

0,6

25,9

0,2

764

Nachrichtentechnik

2.736,4

40,9

2.894,2

41,6

772

Schalttechnik

904,4

107,1

992,4

109,0

774

Elektromedizin

315,6

53,6

397,7

88,9

776

Elektronische Bauelemente

1.319,8

86,3

1.440,0

92,7

871

Optik

231,1

68,7

201,3

74,9

873/874

Mess- und Regeltechnik

1.069,1

119,1

1.034,1

134,7

Insgesamt

8.835,0

510,4

9.464,3

583,6

Quelle: UN Comtrade Database

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