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Branchen | Israel | Bauwirtschaft und Baumaschinen

Hochhäuser prägen zunehmend Nachfrage nach Baumaschinen

Der Trend zu Hochbauten und industrieller Bauweise verstärkt sich und wird auch von der Regierung gefördert. Das wird der Nachfrage nach Baumaschinen neue Impulse geben.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

In den kommenden Jahren wird sich die israelische Bauwirtschaft der Notwendigkeit gegenübersehen, viel mehr Wohnungen als bisher zu bauen. Das liegt nicht nur an dem jetzt schon bestehenden Fehlbedarf, der mit rund 150.000 Wohneinheiten beziffert wird.

Bevölkerungswachstum erzwingt massiven Wohnungsbau

Noch wichtiger für den erhöhten Baubedarf ist das rasante Bevölkerungswachstum. Ende 2020 lag die Landesbevölkerung bei 9,3 Millionen. Im Jahr 2030 sollen es schon 11,1 Millionen und 2040 rund 13,2 Millionen Menschen sein, so die mittlere Variante der Bevölkerungsprognose des Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) werden.

Unter diesen Umständen lässt sich schätzen, dass im laufenden und im nächsten Jahrzehnt voraussichtlich jeweils 600.000 bis 700.000 neue Wohnungen gebaut werden müssen, wenn die Wohnungskrise keine sozial und politisch unerträglichen Dimensionen annehmen soll. Das wird eine erhebliche Beschleunigung des Bautempos erfordern, denn in dem Jahrzehnt 2011 bis 2020 wurden lediglich 406.000 Wohnungen fertiggestellt.

Der Trend zu höheren Wohnhäusern hält an

Die Intensivierung des Wohnungsbaus wird nicht nur die Nachfrage nach Baumaschinen und Baustoffen steigern, sondern auch der industriellen Bauweise einen entscheidenden Impuls geben. Angesichts der knappen Bodenreserven im Landeszentrum können die Städte dort kaum noch unbebaute Flächen beanspruchen. Die einzige Lösung ist der Bau höherer Gebäude. In vielen Fällen geschieht dies im Rahmen der sogenannten städtischen Erneuerung. Dabei werden Wohnhäuser um zwei oder drei Etagen aufgestockt oder - was mehr Platz für neue Wohnungen schafft - abgerissen und durch viel höhere Häuser ersetzt. Angesichts des Bodenmangels wird sich das Modell „Abriss und Neubau“ in dicht besiedelten Regionen zunehmend durchsetzen.

In den kommenden Jahren ist zu erwarten, dass der bisher gemäßigt steigende Prozentsatz von Wohnungen in Hochhäusern stärker zunimmt. Nach Angaben des Zentralamts für Statistik entstanden 2020 bereits 44 Prozent der Neubauwohnungen in Gebäuden mit mindestens neun Stockwerken. Bereits in wenigen Jahren dürfte eine deutliche Mehrheit aller Neubauwohnungen auf Gebäude entfallen, deren Höhe die industrielle Bauweise zur bevorzugten Baumethode macht.

Regierung fördert industrielle Bauweise

Wie das israelische Bauministerium gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, sei industrielle Bauweise bei Häusern ab elf Stockwerken üblich. Das Ministerium sei aber an fortschreitender Industrialisierung des Wohnungsbaus auch bei niedrigeren Gebäuden interessiert. Deswegen erhielten Bauunternehmen, die Häuser mit drei bis zehn Etagen bauten, staatliche Zuschüsse für den Einsatz industrieller Bautechnik.

Das Bauressort sei zudem dabei, ein Förderprogramm für die Verwendung von Baumodulen zu entwickeln. Diese Methode sei in Israel bisher nicht in dicht besiedelten Regionen zur Anwendung gelangt. 

Beton bleibt erste Wahl

Weiter verstärkt werde das Potenzial für den Bau von Hochhäusern, so Halifi, durch die populär gewordene Errichtung von Mehrzweckgebäuden. Diese beherbergten typischerweise zu ebener Erde und auf den ersten Etagen Handelsflächen oder Freizeiteinrichtungen. In den etwas höheren Etagen befinden sich Büros, während die oberen Stockwerke für Wohnungen bestimmt sind.

Weniger Potenzial für Neuerungen als bei Maschinen und Ausrüstungen sieht Halifi bei den Baustoffen für den Rohbau. Da das israelische Bauwesen recht konservativ sei, dürfte es auch in Zukunft fast ausschließlich auf Beton setzen. Allerdings nehme der Einsatz von vorgefertigten Elementen wie etwa industriell hergestellten Außenwänden mit freigelassenen Öffnungen für Türen und Fenster zu. 

Für die Bautechnik ist auch wichtig, dass neue Häuser in Israel per Gesetz mit Luftschutzräumen für den Fall von Bomben- und Raketenangriffen ausgestattet werden müssen. Da die Warnzeiten im Angriffsfall extrem kurz sein können, verfügt in den meisten Fällen jede neue Wohnung über einen eigenen, in Sekundenschnelle zu erreichenden Luftschutzraum, dessen Außenwände aus 35 Zentimetern und Innenwände aus 20 bis 25 Zentimetern dickem Stahlbeton zu bauen sind.

Impulse für den Baumaschinenmarkt

Wohnungsbauinvestitionen machen rund 70 Prozent aller in die Errichtung von Gebäuden getätigten Investitionen aus. Daher wird eine Industrialisierung des Wohnungsbaus den gesamten Markt für Hochbaumaschinen stark beeinflussen.

Wie die auf Wohnungsbau und städtische Erneuerung spezialisierte Baufirma Abirim Development and Construction Ltd. gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, nimmt mit der Gebäudehöhe auch die Kapitalintensität der Bautätigkeit zu. Deshalb erwartet Guy Halifi, Miteigentümer von Abirim, deutliche Zuwächse bei der Nachfrage nach Baumaschinen und Ausrüstungen, nicht zuletzt solchen, die für die Errichtung von Hochhäusern erforderlich sind. Als Beispiele nennt er Bauaufzüge und verstellbare Baukräne, die am Rohbau in unterschiedlicher Höhe angebracht werden können.

Bauwirtschaft kauft fast nur importierte Maschinen

Bei ihren Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen greift die israelische Bauwirtschaft nahezu ausschließlich auf ausländische Fabrikate zurück. Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2020 entfielen auf importierte Maschinen und Ausrüstungen 93,7 Prozent der einschlägigen Investitionen, während einheimische Produkte lediglich 6,3 Prozent stellten.

Die Einfuhr von Baumaschinen (SITC 723) schwankte in der genannten Zeitspanne zwischen 346 Millionen und 423 Millionen US-Dollar. Das niedrigste Ergebnis wurde im Coronajahr 2020 verzeichnet, doch wird erwartet, dass dieser krisenbedingte Rückgang in den kommenden Jahren ausgeglichen wird.

Israelische Einfuhr von Baumaschinen 2016 - 2020 (Millionen US$)

Jahr

Einfuhr

Davon: aus Deutschland

Deutscher Importmarktanteil in Prozent

 2016

423,2

43,4

10,3

2017

398,9

73,8

18,5

2018

405,6

46,6

11,5

2019

396,7

55,8

14,1

2020

346,2

44,7

12,9

Quelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Führende Lieferländer für Baumaschinen 2020

Land

Einfuhr in Mio. US$

Importmarktanteil in Prozent

USA

46,0

13,3

Deutschland

44,7

12,9

Vereinigtes Königreich

44,3

12,8

Südkorea

38,9

11,2

China

35,9

10,4

Italien

32,4

9,4

Schweden

19,6

5,7

Japan

13,2

3,8

Frankreich

11,4

3,3

Türkei

10,6

3,1

Quelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)


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