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Indien will Produktion von Palmöl deutlich steigern

Die Fläche für den Anbau von Ölpalmen soll ausgeweitet werden. Die Regierung möchte dadurch die umfangreichen Importe des Rohstoffs senken.

Von Florian Wenke | Mumbai

Seit einiger Zeit gibt die indische Regierung Atmanirbhar Bharat als wirtschaftspolitisches Leitbild aus. New Delhi versteht darunter ein wirtschaftlich unabhängiges Indien, in dem selbst mehr für den heimischen Bedarf, aber auch für den Export produziert wird. Ein Teilziel des Programms ist es, die Importabhängigkeit des Landes bei zahlreichen Waren, darunter Palmöl, zu verringern. In seiner Rede zum Unabhängigkeitstag am 15. August 2021 hatte Premierminister Narendra Modi Schritte in diese Richtung angekündigt. Wenige Tage später wurden Details für die staatliche Unterstützung öffentlich.

Staatliche Förderung in Milliardenhöhe wird bereitgestellt

Um den heimischen Anbau von Ölpalmen zu stärken, werden unter dem Titel National Mission on Edible Oils – Oil Palm (NMEO-OP) umgerechnet 1,49 Milliarden US-Dollar (US$; durchschnittlicher Wechselkurs laut Bundesbank für September 2021: 1 US$ = 74,25 indische Rupien) an Unterstützung gewährt. Den größten Anteil davon - rund 1,19 Milliarden US$ - trägt die Zentralregierung, den Rest steuern die Bundesstaaten bei.

In Indien werden hauptsächlich Erdnüsse, Sojabohnen, Raps und Senf als Ölsaaten angebaut. Bei Ölpalmen liegt der Ertrag pro Hektar aber deutlich über dem anderer Ölsaaten. Im Zuge des nun gestarteten Programms soll die Produktion von rohem Palmöl von rund 200.000 Tonnen im Jahr 2019 auf 1,1 Millionen Tonnen bis 2025/26 steigen. Bis 2029/30 werden sogar 2,8 Millionen Tonnen anvisiert.

Die Landwirte sollen durch einen garantierten Mindestpreis für die Palmenfrüchte (Fresh Fruit Bunches) von der Wirtschaftlichkeit des Anbaus überzeugt werden. Der festgesetzte Wert schützt die Bauern einerseits vor Preisschwankungen. Mit einer Laufzeit bis 2037 gewährt er außerdem langfristige Planungssicherheit. Hinzu kommt eine direkte finanzielle Hilfe beim Anbau. Es ist geplant, dass pro Hektar umgerechnet 377 US$ für die Beschaffung von Pflanzmaterial gezahlt werden. Zusätzlich gibt es Subventionen von rund 3,40 US$ pro Gewächs, wenn brachliegende Flächen neu mit Ölpalmen bepflanzt werden. Außerdem unterstützt die Regierung den Aufbau von Saatgärten finanziell. Mithilfe der Finanzspritze soll die Anbaufläche bis zum Finanzjahr 2025/26 (1. April bis 31. März) um rund 650.000 Hektar auf insgesamt etwa 1 Million Hektar steigen. 

Laut Indian Institute of Oil Palm Research (IIOPR) wären 28 Millionen Hektar Land für den Palmölanbau geeignet. Bisher werden die Ölgewächse hauptsächlich im Bundesstaat Andhra Pradesh kultiviert, zu einem deutlich geringeren Teil auch in Karnataka, Tamil Nadu, Mizoram, Odisha, sowie einigen weiteren Bundesstaaten. Im Rahmen des nun gestarteten Programms sollen die neuen Anbauflächen besonders im Nordosten des Landes sowie auf der Inselgruppe Andamanen entstehen. Letztere sind Teil des von New Delhi direkt verwalteten Unionsterritoriums Andamanen und Nikobaren.

Beide Fokusregionen gelten als wirtschaftlich wenig entwickelt. Für den dortigen Anbau von Ölpalmen gelten noch einmal leicht verbesserte Konditionen beim Mindestpreis, den Direktzahlungen beim Anbau und bei den finanziellen Hilfen für die Errichtung von Saatgärten.

Kritik bleibt nicht aus

Umweltschützer zeigen sich skeptisch beim Blick auf die Pläne. Sie befürchten, dass für den Anbau von Ölpalmen Waldflächen gerodet werden und damit wichtige Ökosysteme weiter schrumpfen. Gleichzeitig argumentieren sie, dass die Pflanzen sehr viel Wasser benötigen. Gerade in Indien, das mit jährlich unberechenbarer werdendem Monsunregen und einem sinkenden Grundwasserspiegel zu kämpfen hat, sei das problematisch.  

Kritiker merken ferner an, dass bei einem solchen Vorhaben auch entsprechende Verarbeitungskapazitäten vorhanden sein müssen. Idealerweise sollten diese in der Nähe der Anbaugebiete liegen. Gerade bei den eher abgelegenen Fokusregionen sei das nur sehr bedingt der Fall.

Produktion von Ölsaaten trotz Rekordniveau nicht ausreichend

Im Finanzjahr 2020/21 konnte die Produktion von Ölsaaten insgesamt gegenüber dem Vorjahr erneut gesteigert werden. Der Ertrag legte um 8,7 Prozent zu und erreichte damit einen Rekordwert von 36,1 Millionen Tonnen, so das Department of Agriculture and Farmers Welfare. Das Ministry of Consumer Welfare, Food and Public Distribution gibt an, dass daraus rund 11 Millionen Tonnen Speiseöl hergestellt werden. Allerdings reicht das nicht zur Versorgung der eigenen Bevölkerung aus. Die Ratingagentur Care Ratings meldet, dass Indien rund zwei Drittel seines Bedarfes an Speiseölen importiert. Bei rund 60 bis 65 Prozent der Einfuhren handelt es sich um Palmöl. Im Finanzjahr 2020/21 wurden rund 7,5 Millionen Tonnen Palmöl importiert.

Handelsbilanzdefizit soll schrumpfen

Im Finanzjahr 2020/21 importierte der Subkontinent Palmöl (HS-Code 1511) im Wert von rund 5,8 Milliarden US$. Dem standen im selben Zeitraum Exporterlöse von 1,1 Millionen US$ gegenüber. Auch in den Jahren zuvor stellte der Rohstoff stets einen großen Posten auf der Einfuhrrechnung dar.

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Die mit Abstand wichtigsten Lieferländer sind Indonesien und Malaysia. In beiden Staaten ist das Geschäft rund um die Ölpalme ein wichtiger Industriezweig. In deutlich geringerem Umfang importiert Indien das Produkt auch aus Singapur, Thailand, Papua-Neuguinea, Nepal und einigen weiteren Ländern.

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